Segeln:Ende der Flaute

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Auf Kurs: Vorschoter Oliver Szymanski (links) und Steuermann Ferdinand Gerz sichern sich den Titel bei der 470er-EM. (Foto: Nikos Alevromytis)

Die Segler Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski gewinnen die EM in der 470er-Klasse. Es ist der erste deutsche Titel nach 33 Jahren.

Von Joachim Mölter, Aarhus/München

Ferdinand Gerz hat auch nicht gewusst, wann zuletzt deutsche Segler bei der Europameisterschaft in der 470er-Klasse vorne waren, er hat es sich sagen lassen müssen: 1982 holten Jürgen Brietzke und Ekkehard Schulz aus Schwerin den Titel in dieser Bootsklasse. 33 Jahre ist das her, und damit ist Gerz für sein Unwissen entschuldigt - er ist erst 26.

Am Samstag hat der aus München stammende Steuermann mit seinem Berliner Vorschoter Oliver Szymanski, 24, die jahrzehntelange Flaute des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) in dieser olympischen Disziplin beendet. Vor der dänischen Küste bei Aarhus holten sie sich den Titel, "damit hatten wir nicht gerechnet", gab Gerz zu.

Mangels entsprechender Resultate im vorigen Jahr waren Gerz/Szymanski aus der Kaderförderung des DSV gefallen, doch dessen neuer Cheftrainer - der Engländer David Howlett, der einst auch den mehrmaligen Olympiasieger Ben Ainslie betreute - hatte ihnen Mut zugesprochen. "Er war sehr überzeugt, dass wir gute Leistungen zeigen können", berichtete Gerz, "und wenn jemand so Hochdekorierter sagt, er traut uns was zu, dann gibt das natürlich Selbstbewusstsein."

In den zehn Regatten vor Aarhus segelten Gerz/Szymanski jedenfalls sehr konstant, sie machten "wenige große Fehler und vieles richtig", wie Gerz fand: "Wir haben es geschafft, lange kein Streichresultat einzufahren. Dadurch war jede Wettfahrt leichter zu segeln, wir konnten attackieren bis zum Schluss." Erst im letzten Rennen vor dem "Medal Race" der besten Zehn lieferten sie mit Platz zwölf ihr schlechtestes Ergebnis, das den Regeln gemäß dann aus der Wertung gestrichen wurde.

Ein Jahr vor Olympia in Rio haben Gerz und Szymanski mit ihrem Erfolg ein hoffnungsvolles Signal gegeben für den gesamten deutschen Segelsport, der ja bei den jüngsten drei Auflagen der Sommerspiele insgesamt nur einmal Bronze holten. "Wir haben das Potenzial, um eine olympische Medaille segeln zu können", glaubt Szymanski. Erst einmal müssen sie jedoch einen Startplatz in Rio für den DSV ergattern, das wollen sie bei der WM im Herbst in Israel tun. In der internen Olympia-Qualifikation haben die beiden mit ihrem EM-Sieg aber schon mal einen Vorsprung herausgesegelt, der nicht so leicht aufzuholen sein wird.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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