Nadine Angerer:Die Kapitänin geht

Eniola Aluko, Nadine Angerer

Eine ihrer letzten Rettungstaten: Nadine Angerer stoppt Eeniola Aluko und den Ball kurz vor der Torlinie. Die 36-Jährige beendet ihre Karriere.

(Foto: Jason Franson/AP)

Nach 19 Jahren in der Nationalauswahl und zuletzt vier Jahren als Spielführerin beendet die 36-jährige Torfrau Nadine Angerer ihre Spielerkarriere.

Von Kathrin Steinbichler

Als es mit dem Schlusspfiff in Edmonton vorbei war, endgültig vorbei, machte Nadine Angerer noch einmal , was sie neben dem Hüten von Toren am besten kann. Sie munterte ihre Mitspielerinnen auf, die nach dem 0:1 im Spiel um Platz drei gegen England mit ihrer Trauer kämpften, umarmte sie, klatschte ab. Ersatztorhüterin Almuth Schult wischte sie während der Medaillenübergabe an die Engländerinnen sogar eigenhändig die Tränen aus dem Gesicht. "Wir sind ja ein Dreamteam. Ich musste sie trösten, weil sie so geweint hat", sagte Angerer und fügte mit dem ihr eigenen Humor an: "Wahrscheinlich wegen mir."

Dabei war es Nadine Angerer, die an diesem 4. Juli allen Grund zur Wehmut gehabt hätte: Nach 19 Jahren in der Nationalmannschaft und zuletzt vier Jahren als Spielführerin beendete die 36-Jährige wie angekündigt ihre Spielerkarriere. "Es ist wirklich sehr schade", meinte Bundestrainerin Silvia Neid, "Natze ist nicht nur weiterhin sehr gut, sie ist auch meine rechte Hand auf dem Platz." Doch der Entschluss der gebürtigen Fränkin, die inzwischen ein Häuschen auf Fuerteventura hat, steht schon länger fest. Daran ändert nun auch die erfolgreiche Qualifikation für Olympia 2016 in Rio nichts. "Ich habe einfach das Gefühl, dass es Zeit für etwas Neues ist", sagte Angerer. "Ich bin stolz und dankbar, dass ich diese wundervolle Karriere hatte und Weltmeister- sowie Europameisterschaften gewinnen konnte, aber es langt jetzt einfach. Ich hatte eine schöne Zeit und wollte selbst bestimmen, wann die vorbei ist - und nicht etwa eine Verletzung dafür sorgt. Ich freue mich sehr, Pläne schmieden und mir neue Ziele setzen zu können."

Angerer, die vor allem durch ihre Elfmeterparaden im WM-Finale 2007 und im EM-Finale 2013 in Erinnerung bleiben wird, hat fürs Pläne schmieden aber vorerst nur in Gedanken Zeit, denn nach einer Abschiedsparty mit ihren Mitspielerinnen in der Bar "100" in Edmonton musste sie am Sonntag bereits wieder an Fußball denken: Angerer spielt noch die laufende Saison in der US-Profiliga zu Ende - und dort muss sie schon nächsten Samstag wieder für die Portland Thorns im Spiel beim Sky Blue FC in New York zwischen den Pfosten stehen. Anders als der Rest der Mannschaft, der am Sonntag über Vancouver nach Frankfurt und München ausflog, blieb Angerer deshalb in Nordamerika - und sorgte sich nicht um ihre Nachfolge.

"Ich kenne Almuth Schult jetzt schon lange, sie ist ein Super-Typ und eine hervorragende Torhüterin, sie wird das gut machen." Sie selbst will sich jetzt in Ruhe fortbilden, alle Trainerscheine und natürlich Urlaub machen. Ganz wird sie dem Fußball nicht verloren gehen: "Ich hätte Lust, meine Erfahrung weiterzugeben". Und ihren Humor auch.

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