Copa América: die Verlierer:Verpatzte Mission

Copa América: die Verlierer: Sein Clan wurde auf der Tribüne beleidigt, und er ließ den Pokal in Chile: Argentiniens Lionel Messi.

Sein Clan wurde auf der Tribüne beleidigt, und er ließ den Pokal in Chile: Argentiniens Lionel Messi.

(Foto: Natacha Pisarenko/AP)

Argentinien verliert bereits das fünfte Finale in Serie. Lionel Messi ist frustriert, aber der wirklich tragische Held des Endspiels gegen Chile ist Stürmer Gonzalo Higuaín - wie schon im Weltmeisterschafts-Finale 2014 gegen Deutschland.

Von JAVIER CÁCERES, Santiago de Chile

Am Ende wollte nicht mal die Abreise klappen. Die Chartermaschine streikte, und so saßen die Verlierer der Copa América, Argentiniens Nationalelf, gut zwei Stunden auf dem Flughafen von Santiago fest. Angeführt von ihrem Kapitän Lionel Messi, 28, der nach der Niederlage gegen Chile ernsthaft Gefahr läuft, seine Nationalmannschaftskarriere ohne Titel zu beenden. "Mession imposible", wortspielte das Sportblatte Olé am Sonntag.

Es ist ja nicht nur so, dass die Mannschaft mit den himmelblau-weißen Trikots seit 1993 ohne Titel ist. Sie hat nicht weniger als fünf ihrer letzten fünf Finals verloren. Drei Mal unterlagen sie bei der Copa América (2004, 2007, 2015), einmal beim Confederations Cup (2005 in Deutschland), dazu kommt das WM-Finale 2014 in Brasilien gegen Deutschland. An vier Finals war Messi beteiligt. Doch Titel holt der weltbeste Spieler nur für den FC Barcelona, zuletzt gar Meisterschaft, Pokal und Champions League auf einen Streich. Doch der wirklich tragische Held der Partie war Stürmer Gonzalo Higuaín.

Hatte er noch beim WM-Finale 2014 im Maracanã-Stadion allein vor Deutschlands Torwart Manuel Neuer versagt, so scheiterte er nun gegen Chile in der Nachspielzeit vor dem leeren Tor (92.). Zu allem Überfluss jagte er beim Elfmeterschießen den Ball hinauf zu den Bergsteigern in die Anden. Neben Higuaín verschoss auch Enver Banega, der sich hinterher mit seinem Kollegen Javier Mascherano in der Kabine geprügelt haben soll. Das berichtete der argentinische Sender América TV. Mascherano habe Banega Vorwürfe wegen des laschen Schusses gemacht. Positiv gewendet könnte man sagen: Es war doch Leben in einem seltsam lethargischen Team.

Das galt auch für Messi. Ihn hatten die Chilenen durch ein Sicherheitsnetz deaktiviert. Messis Kameraden halfen ihm wenig: Sie spielten ihm in 120 Minuten nur einen brauchbaren Ball zu. Später lehnte er angeblich die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers ab. Vielleicht auch als Replik auf eine Aktion kurz vor der Halbzeit. Da musste Messi mit ansehen, wie sein Clan auf der Tribüne in einen Tumult mit chilenischen Fans geriet. Die Messis - Vater, Mutter, Brüder, Neffen - waren nach einem Foul an ihrem Leo aufgesprungen und wurden von chilenischen Fans bepöbelt, bespuckt, geschubst. Argentiniens Botschafter Ginés González führte die Messis in einen anderen Tribünenbereich. Der Diplomat erklärte hinterher, es sei nicht so wild gewesen. Er sei aber verwundert, dass die Fans beider Teams nicht getrennt wurden. Es blieb dennoch weitgehend ruhig. "Wir haben ja auch verloren", sagte ein Fan im blau-weißen Trikot des argentinischen Kultklubs Racing de Avellaneda.

Das schmerzte kaum jemanden mehr als Javier Mascherano. "Ich finde einfach keine Erklärung", klagte er nach der Partie. "Vielleicht liegt es an mir. Oder an unserem Karma." Er selbst sei nun in einem Alter, in dem er nachdenken müsse, ob er nicht doch vielleicht zurücktreten solle. Doch die Entscheidung wolle überlegt sein, sagte er, und begab sich mit gesenktem Haupt in den Bus zum Flughafen.

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