Baden-Württemberg:Schule verbietet aufreizende Kleidung

  • Die Schulleitung der Werkrealschule Horb-Altheim (Landkreis Freudenstadt) hat per Elternbrief verkündet, allzu aufreizende Kleidung im Schulhaus nicht mehr dulden zu wollen.
  • Wer sich nicht züchtig kleidet, bekommt demnach "von der Schule ein großes T-Shirt gestellt, das er/sie sich bis zum Schultagsende anziehen muss".
  • Auch in Bayern führt das Thema Kleidung an Schulen zu Diskussionen.

Wider die Hot Pants

Es ist eine Szene, die in fast jeder Familien-Sitcom - von Roseanne bis Full House - in den vergangenen 30 Jahren vorgekommen ist: Die halbwüchsige Tochter, lasziv geschminkt und knapp bekleidet, will gerade zur Schule gehen, da verschluckt sich der Vater vor Schreck ob des aufreizenden Äußeren seines Kindes gestenreich am Frühstücksmüsli. Sobald er wieder sprechen kann, verbietet er ihr wutschnaubend den "Fummel", die Tochter trollt sich mürrisch. Lacher vom Band. Schnitt.

Was die Väter der Schülerinnen der Altheimer Werkrealschule von der töchterlichen Mode halten, ist zwar nicht überliefert. Hotpants und dergleichen werden die Mädchen aber so oder so künftig während der Schulzeit im Schrank lassen müssen. Wie der Schwarzwälder Bote berichtet, hat die Schulleitung in einem Elternbrief ihr Missfallen über allzu aufreizende Kleidung von Schülerinnen bekundet und mit Strafen gedroht.

Künftig gilt dem Schreiben zufolge: "Wer zu aufreizend gekleidet ist (zum Beispiel bauchfreies Shirt, Hotpants...), der bekommt von der Schule ein großes T-Shirt gestellt, das er/sie sich bis zum Schultagsende anziehen muss." Dabei ginge es den Verantwortlichen nicht "um die Unterdrückung der Individualität Ihres Kindes. Wir wollen damit ein kleines Stück zu einem gesunden Schulklima beitragen, in dem sich alle wohlfühlen und in dem gesellschaftliche und soziale Werte gelebt und gefördert werden."

Was die Schulleiterin sagt

Für sie persönlich sei die Kleidung der Schülerinnen kein so dringendes Thema gewesen, sagte Schulleiterin Bianca Brissaud dem Schwarzwälder Boten. "Doch meine Kollegen haben mich gebeten, dringend zu handeln." Dabei handele es sich sowohl um weibliche und männliche Lehrer. "Manche meiner männlichen Kollegen wissen nicht, wie sie das Thema bei den Schülerinnen ansprechen sollen", sagte Brissaud. Die neuen Regeln gelten nur vorübergehend, für das kommende Schuljahr wolle man laut Brissaud mit Schülervertretung, Elternbeirat und Lehrerkollegium gemeinsam eine Kleiderordnung festlegen.

Zur Situation in Bayern

Ähnlich wie in Altheim waren kürzlich am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium die modischen Wahlmöglichkeiten der Schüler beschnitten worden. Die neue Kleidervorschrift sollte dort vor allem allzu freizügige Klamotten und T-Shirts mit zweifelhaften Aufschriften aus dem Schulhaus verbannen. Lehrer und Schüler haben sie sich gemeinsam überlegt, auf Initiative von Elternsprechern.

Eine Kleiderdiskussion der etwas anderen - genauer: fragwürdigen - Art hatte vergangene Woche der Rektor des Wilhelm-Diess-Gymnasiums in Pocking (Landkreis Passau) angestoßen. Da die Dreifachturnhalle seit kurzem als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird, hatte er ein Rundschreiben verschickt, in dem er über die neuen Gäste und die Auswirkungen auf den Schulalltag informierte. Darin enthalten der Hinweis: Schülerinnen sollten sich angemessen kleiden, um "Diskrepanzen" mit den Asylbewerbern zu vermeiden. "Durchsichtige Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke könnten zu Missverständnissen führen." Er habe nur versucht, die Schüler dafür zu sensibilisieren, dass zwei Kulturen aufeinander treffen, erklärte der Schulleiter später.

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