Fußball:Lieber schnell nach Dresden

Lesezeit: 2 min

Die Spieler des TSV 1860 treffen im Trainingslager in Bad Häring ein. Gastspieler möchte Trainer Torsten Fröhling dort nicht mehr empfangen. (Foto: Christina Pahnke/sampics)

Dass der Drittligastürmer Aias Aosman nicht zum TSV 1860 München kommt, sorgt für viele Diskussionen. Jeder Transfer, der nicht zustande kommt, wird politisch aufgeladen.

Von Markus Schäflein

In den einschlägigen Internetforen, die sich dem TSV 1860 München widmen, wurde am Montag ausgiebig über Aias Aosman debattiert. Der Stürmer vom Drittliga-Absteiger Jahn Regensburg wechselt nämlich nun nicht zu Sechzig, sondern zum Drittligisten Dynamo Dresden. Das wäre an sich keine große Sache, sorgte aber aus zweierlei Gründen für Aufregung. Erstens, weil die Löwen bisher bloß einen einzigen Zugang für die kommende Spielzeit zu vermelden hatten. Und zweitens, weil nicht etwa der Zweitligist dem Drittligafußballer einen Korb gegeben hatte, sondern umgekehrt. "Es war von unserer Seite klar, dass wir ihn nehmen würden, und das haben wir ihm mitgeteilt", erklärte jedenfalls Trainer Torsten Fröhling nach der Ankunft im Trainingslager in Tirol, "wir wollten die vertraglichen Details am Mittwoch machen, weil Poschi (Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner, d. Red.) zu tun hatte." So lange wollte Aosman offenbar nicht warten, er unterschrieb lieber den Einjahresvertrag in der dritten Spielklasse.

Ein erwarteter Weggang wurde am Montagabend bestätigt: Bobby Wood wechselt zu Union Berlin

Ein erwarteter Weggang hingegen wurde am Montagabend bestätigt: Der amerikanische Nationalstürmer Bobby Wood, im vergangenen Winter im Streit nach Aue verliehen und nach dem Abstieg des FC Erzgebirge nach München zurückgekehrt, wechselt zum Zweitliga-Konkurrenten Union Berlin.

Diskutiert wurde aber weitaus mehr über den Drittligastürmer Aosman, von dem ja niemand ahnen konnte, ob er 1860 weitergeholfen hätte. Und selbstredend wurde gestritten, wer Schuld daran trug, dass er nicht kam. Was man wirklich zu halten hatte von dem gescheiterten Transfer, war angesichts der verworrenen Lage bei den Löwen schwer zu sagen. Jeder Name, der kursiert, jeder Transfer, der nicht zustande kommt, wird in irgendeiner Form politisch aufgeladen, seit sich die Vereinsseite deutlich gegen Poschner positioniert, ihn aber nicht gegen den Willen von Investor Hasan Ismaik entlassen hatte. Poschner zu langsam? Fröhling zu zaudernd? Präsidium zu blockierend?

Das so genannte Expertengremium um den ehemaligen Trainer Karsten Wettberg (das neuerdings das Präsidium berät, das Poschner überwacht, der Wünsche von Fröhling berücksichtigen soll) mischte sich bei Aosman jedenfalls offenbar nicht ein. Gremiumsmitglied Thomas Miller, früherer Abwehrspieler der Sechziger, relativierte die Rolle des Trios ohnehin: "Der Trainer soll die Entscheidungen treffen, da ist absolutes Vertrauen da ", sagte Miller, "er muss mit den Spielern dann ja auch zusammenarbeiten." Wofür die Experten zuständig seien? "Das Präsidium kann uns jederzeit anrufen, wenn es eine Frage hat."

Fröhling wiederum legte keinen Wert darauf, die von den Präsidiums-Beratern vorgeschlagenen dänischen Stürmer Nicolai Brock-Madsen und Mads Hvilsom einzuladen. Er möchte in Bad Häring, wo für Donnerstag (18.30 Uhr) ein Testspiel gegen den russischen Erstligisten FC Ufa angesetzt wurde, generell keine Externen empfangen. "Das ist jetzt hier unser Trainingslager, das sind die wichtigsten zwei Wochen der Vorbereitung", sagte der Trainer, "da will ich keine Probespieler dabei haben." Schließlich gehe es nun auch darum, "eine Einheit zu formen, im taktischen Bereich zu arbeiten und Laufwege zu erarbeiten". Dass sich bis auf Milos Degenek (VfB Stuttgart II) alle Spieler schon kennen, ändert für Fröhling nichts daran, dass sie sich weiter kennenlernen müssen: "Das war natürlich eine stressige Zeit im vergangenen halben Jahr. Das muss man alles noch vertiefen."

Dass keine Testspieler kommen, heißt nicht, dass keine Zugänge kommen. Es gebe einige Kandidaten, die ein Angebot erhalten hätten, ohne zuvor auf dem Trainingsplatz vorstellig zu werden, sagte Fröhling: "Da steht die Entscheidung der Spieler aus, darauf warte ich. Je schneller, desto besser." Angreifer Lennart Thy vom Ligakonkurrenten FC St. Pauli zählt dazu, er sagte der Bild-Zeitung: "Ich habe von dem Interesse von 1860 München gehört." Das dürfte Miller gefallen, schließlich findet er: "Grundsätzlich brauchen wir zweitligaerfahrene Spieler. Jetzt muss man schauen, dass man welche herkriegt."

Das allerdings scheint leichter gesagt als getan zu sein. "Der Großteil des Kaders sollte bis Ende nächster Woche stehen", hatte Poschner erklärt. Das war vor eineinhalb Wochen.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: