Golf:Die Dämonen sind bezwungen

Dem Österreicher Bernd Wiesberger glückt in Paris ein lang ersehnter Sieg. In der Weltrangliste rückt er dadurch auf Rang 23 vor.

Von Frieder Pfeiffer

Im Frühjahr war die Golf-Welt für Bernd Wiesberger etwas aus den Fugen geraten - auch wenn sich der Schwung so rund präsentierte wie vielleicht noch niemals zuvor in der Karriere des 29 Jahre alten Österreichers. Verzweiflung und Resignation sind harte Worte, doch hätte es wohl niemand Wiesberger verübelt, wenn dieser im Februar laut fluchend seine Golfschläger in die Ecke geschmissen und sich auf den Skipisten des Burgenlandes den Frust von der Seele gefahren hätte.

6342 - was klingt wie die Postleitzahl seiner Heimatgemeinde Oberwart, war in der harten Wirklichkeit die Aneinanderreihung seiner ersten vier Ergebnisse des Jahres. Im Golf mit seinen wöchentlich wechselnden Plätzen und maximalen Ausschlägen bei minimalen Formschwankungen sind derartige Serien normalerweise höchstens Top-Ten-Spielern vorbehalten. Wiesberger begann das Jahr auf Position 72 in der Weltrangliste, spielte jedoch im Januar wie einer der ganz Großen. Allein, es reichte nicht für den Sieg, für seinen dritten Erfolg auf der European Tour, auf den er nun schon zweieinhalb Jahre wartete. 2012 hatte er sich mit zwei Titeln in die erweiterte Weltspitze gespielt.

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Gewann sein drittes Turnier auf der European Tour: Bernd Wiesberger setzte sich in Paris souverän in Szene.

(Foto: Richard Heathcote/Getty Images)

So oft so weit vorne dabei und doch immer wieder gescheitert - da ist ein kleines Trauma nah. Doch Wiesberger blieb tapfer: "Es ist eben, wie es ist. Ich werde es wieder versuchen." Er tat es fast Woche für Woche, doch die Ergebnisse wurden abgesehen von Rang 22 beim Masters im April erst einmal deutlich schlechter. Ende Mai war er dann in Nordirland plötzlich wieder ganz vorne dabei - und scheiterte im Stechen: Platz zwei. Weiter versuchen.

Es kam Paris, die Open de France, eines der ältesten und wichtigsten Turniere der European Tour, ein weiterer Sonntag, eine weitere Chance auf den Titel. Als Vierter ging es ins Finale auf dem anspruchsvollen Kurs "Le Golf National", der 2018 den Ryder Cup beherbergen wird. Und plötzlich lief der Motor auch einmal am Sonntag so, wie er von Donnerstag bis Samstag so gerne schnurrt. Als hätte es all die Enttäuschungen nicht gegeben, als hätte er sonntags zuletzt nichts anderes gemacht, als Turniere für sich zu entscheiden, lief er der Konkurrenz um Martin Kaymer und Maximilian Kieffer davon. Während sich einer nach dem anderen im tiefen Gras oder in Wasserhindernissen aus dem Rennen verabschiedete, navigierte sich Wiesberger scheinbar im Unverwundbarkeitsmodus über den Kurs. "Ich habe mich sehr wohl gefühlt", sollte Wiesberger später sagen. Dieses Wohlgefühl führte ihn zum Titel. Und so war sein Sieg am Ende auch einer des Kopfes im Kampf gegen die Dämonen, die da wachsen, wenn es trotz bester Voraussetzungen nicht klappen will.

McIlroy: Bänderriss beim Fußball

Der weltbeste Golfprofi Rory McIlroy hat sich beim Fußballspielen einen Bänderriss im linken Knöchel zugezogen. Dies gab der Nordire am Montag bekannt und veröffentlichte auf Instagram ein Foto von sich mit Gehhilfen und Schiene. Bei der Verletzung, die er sich am Wochenende zugezogen hat, sei auch die Kapsel in Mitleidenschaft gezogen. Der 26-Jährige wollte von Donnerstag an die Scottish Open als Vorbereitungsturnier für die British Open spielen, die am übernächsten Donnerstag in St. Andrews beginnen. Dort wäre der viermalige Major-Champion Titelverteidiger. dpa

Der Abend war weit fortgeschritten, da saß Wiesberger also befreit in der kleinen Pressekammer, neben ihm auf dem Tisch ein großer silberner Pokal und hinter ihm "ein großartiges halbes Jahr". Im Schein dieses Triumphes sind all die zweiten und dritten Plätze plötzlich wieder in positivster Erinnerung, die Enttäuschungen sind vergessen. "Ich hatte einiges an Erfolg, für ganz oben hat es aber nie ganz gereicht. Dass ich jetzt mit dem Pokal da stehe, fühlt sich ziemlich gut an." In der Saisonwertung der European Tour klettert Wiesberger auf Rang vier, in der Weltrangliste ist er inzwischen auf Rang 23 angekommen, so weit vorne wie noch nie ein Österreicher vor ihm.

Martin Kaymer, dessen Ergebniskrise mit Rang vier endete, geht trotz schwachem Finale zufrieden in die Vorbereitung auf die British Open in neun Tagen: "Das Spiel ist da, wo es sein soll." Maximilian Kieffer, 25, wird beim Major wohl fehlen. Er fiel am Sonntag von zwei auf zehn, Platz vier hätte für die Qualifikation gereicht. So ist das dritte Top-Ten-Ergebnis in gut einem Monat auch enttäuschend. Kieffer, der konstanteste Spieler der Tour, wartet weiter auf seinen ersten Sieg. In Sachen Frustbewältigung gäbe es einen guten Ansprechpartner: seinen Kumpel Bernd aus dem Burgenland.

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