Nach heftigen Protesten:Tumulte bei Versammlung zu Freitaler Flüchtlingsheim

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Der Andrang bei der Bürgerversammlung war groß, nicht alle passten in den Saal. Das sorgte für Unmut. (Foto: dpa)
  • Eine Bürgerversammlung zum Flüchtlingsheim in Freital hat zu heftigen Tumulten geführt.
  • Asylgegner brüllten Andersdenkende nieder und wurden handgreiflich.
  • Als Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) die aktuelle Situation bei der Flüchtlingsunterbringung darstellen wollte, wurde er ausgebuht.
  • In Freital war es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Protesten vor der vom Landkreis betriebenen Asylunterkunft gekommen.

Bürgerversammlung zum Thema Asyl

Bei einer Bürgerversammlung zum Thema Asyl ist es in Freital zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Beobachter sprachen von "tumultartigen Szenen" und "heftigen Anfeindungen". Stadt, Landkreis und Freistaat wollten mit der Veranstaltung eigentlich über die Asylsituation aufklären.

Schon zu Beginn der Versammlung gab es wütende Proteste, als der Saal wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Etwa 100 Bürger, die vor verschlossenen Türen standen, verlangten lautstark Einlass. Die Situation beruhigte sich erst, als versprochen wurde, noch einmal eine Bürgerversammlung abzuhalten.

Auch im Saal war die Stimmung aufgeheizt. Kritiker der Anti-Asyl-Proteste wurden niedergebrüllt. Einer Diskussionsteilnehmerin der Initiative für Weltoffenheit und Toleranz wurde das Mikrofon aus der Hand gerissen. Einige Teilnehmer warfen der Politik vor, sie zu betrügen. Eine Frau berichtete, dass die Asylbewerber so viel Lärm verursachen würden, dass sie nur noch mit Schlaftabletten einschlafen könne, berichtet der MDR. Das Geld würde "für Asylbewerber verschwendet" und fehle beim Kitabau oder für marode Schulen, sagte sie.

Innenminister Ulbig wird ausgebuht

Als Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) die aktuelle Situation bei der Flüchtlingsunterbringung darstellen wollte, wurde er ausgebuht. Solange die geplanten Erstaufnahmeeinrichtungen in Leipzig und Dresden nicht fertiggestellt seien, sagte der CDU-Politiker, brauche Sachsen die Unterbringungsplätze in Freital. Ulbig räumte allerdings eine unzureichende Kommunikation mit den Freitalern ein. Zugleich forderte er ein beschleunigtes Asylverfahren.

Ulbig zeigte sich von den Störern enttäuscht. Mit denen sei ein Gespräch unmöglich. "Erfolg sieht anders aus, aber wichtig war sie, die Veranstaltung." Es sei darum gegangen, Sorgen und Themen der Bürger aufzunehmen. Flüchtlinge waren bei der Versammlung nicht im Saal.

Immer wieder Proteste in den vergangenen Monaten

In Freital war es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Protesten vor der vom Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betriebenen Asylunterkunft gekommen. Als dort vor zwei Wochen eine Erstaufnahmeeinrichtung mit weiteren 280 Plätzen eingerichtet wurde, eskalierte die Lage. Freitals Erster Bürgermeister, Mirko Kretschmer-Schöppan (parteilos), warb angesichts der Spaltung seiner Stadt für Aussöhnung. "Wir müssen erst einmal in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren", sagte er. "Erst dann können wir uns um die Integration kümmern."

Die Veranstaltung am Abend war bereits der zweite Anlauf zu einer Bürgerversammlung. Der erste hatte im März aus Sicherheitsgründen abgesagt werden müssen.

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