Saisonvorbereitung bei Bayerns Profiklubs:Verblüffende Erscheinungen

Trainingsauftakt SpVgg Greuther Fürth

Zackiges Programm in Österreich: Die Zweitliga-Fußballer der SpVgg Greuther Fürth trainieren intensiv und bestreiten vier Testspiele binnen sechs Tagen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der FC Bayern sorgt für Aufregung - aber nur in Augsburg und Ingolstadt. Bayerns Zweitligisten stecken schon in der wichtigsten Vorbereitungsphase.

Von Markus Schäflein

Sollte es sich beim FC Bayern München immer noch um den FC Hollywood handeln, so herrscht derzeit Drehpause. Da war es schon ein Highlight, dass Thomas Müller mit Trainer Pep Guardiola aneinandergeriet. "Dann kann ich es gleich bleiben lassen und reingehen", brüllte Müller laut Bild-Zeitung in Richtung des Trainers, der ihn für zu langsame Spielverlagerung kritisiert hatte. Oho? Nicht wirklich. Wenig später rief Müller: "Okay, Trainer, ich habe einen Fehler gemacht." Rechtzeitig zur offiziellen Saisoneröffnung am Samstag in der Arena Fröttmaning (15 Uhr) und dem Telekom-Cup (Sonntag) herrscht also wieder Ruhe. Für Aufregung sorgt der FC Bayern nur bei anderen Klubs - mit seiner Entscheidung, dem 36-jährigen Stürmer Claudio Pizarro keinen Vertrag mehr zu geben.

Beim FC Augsburg etwa träumt so mancher Fan derzeit von Pizarro. Schließlich will der Angreifer noch nicht mit dem Fußballspielen aufhören, aber auch nicht aus München wegziehen. Weil der TSV 1860, die SpVgg Unterhaching und der VfR Garching nicht in Frage kommen, begannen die Spekulationen in Augsburg; ein Fernsehsender berichtete, Pizarro sei "kürzlich" an der dortigen Arena gesichtet worden. Die Augsburger Verantwortlichen mühten sich, gar keine Hoffnungen aufkommen zu lassen. "Grundlage sind immer die Finanzen, und ich kann es mir nicht ausmalen, wie es umsetzbar wäre", sagte Trainer Markus Weinzierl der Augsburger Allgemeinen und fügte an: "Von daher brauchen wir über die anderen Punkte wie Alter und Qualität gar nicht reden." In Linksverteidiger Abdul Rahman Baba verfügen die Augsburger selbst über einen Spieler, der weitaus begehrter ist als Pizarro. Zahlreiche europäische Spitzenklubs wollen Baba verpflichten, der AS Rom soll 15 Millionen Euro Ablöse geboten haben. Es wirkt recht unwahrscheinlich, dass er noch dabei ist im FCA-Trainingslager in Walchsee, das erst am 19. Juli beginnt.

Auch der Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt zählt aufgrund der Nähe zu München selbstredend zu den unfreiwilligen Pizarro-Anwärtern. An eine andere Dienstauto-Marke müsste sich der Peruaner dann nicht gewöhnen. Allerdings verfügt der FCI schon über fünf Stürmer im Kader, darunter Zugang Elias Kachunga (Paderborn). An diesem Mittwoch um 18 Uhr testen die Ingolstädter ihre Form in Großmehring gegen den Drittligisten VfR Aalen, den früheren Klub von Trainer Ralph Hasenhüttl. Dabei gibt der neue Linksverteidiger Markus Suttner (Austria Wien) sein Debüt, der festgestellt hat, dass Ingolstadt "klein, aber sehr gemütlich" sei, was dem Pendler Pizarro recht egal sein könnte. Am 12. Juli, auf der Anreise ins Trainingslager in Mittersil, spielen die Schanzer vermutlich ohne Pizarro beim österreichischen Erstligisten SV Scholz Grödig (15 Uhr).

Die Anreise ins Trainingslager am Montagmorgen verlief stockend, die üblichen Staus und Behinderungen auf der Autobahn Richtung Salzburg bremsten die SpVgg Greuther Fürth immer wieder aus. Dafür läuft das Programm, das sich Trainer Stefan Ruthenbeck ausgedacht hat, umso zackiger. Vier (!) Testspiele binnen sechs Tagen stehen auf dem Programm. Es geht gegen zwei tschechische Erstligisten und einen österreichischen Zweitligisten: Jihlava (Mittwoch, 14.45 Uhr), Austria Salzburg (ebenfalls Mittwoch, 18.15 Uhr) und Príbram (Samstag, 17 Uhr). Die Partien gegen die spanischen Spitzenvereine Athletic Bilbao zum Ende des Trainingslagers am 14. Juli und Celta de Vigo (17. Juli) bilden den Testspiel-Abschluss. Nicht mehr dabei sind Kacper Przybylko, der nach Kaiserslautern gewechselt ist, und Orkan Cinar. Der Offensivspieler hat zwar noch einen gültigen Vertrag, doch er sendet im Internbet schon Fotos vom Training mit seinem türkischen Verein Gaziantepspor. SpVgg-Manager Michael Mutzel rechnet nicht damit, dass der 19-Jährige noch einmal nach Fürth zurückkehrt, die Ablösemodalitäten sind allerdings völlig offen.

Beim TSV 1860 München geht das Warten auf Zugänge weiter, über viele Namen wird spekuliert, aber kaum über Claudio Pizarro. Trainer Torsten Fröhling hat auf die ausbleibenden Gäste im Hotel "Wellness-Schloss Panorama Royal" reagiert und lässt in Nico Karger und Felix Weber zwei Talente nach Tirol nachreisen. Die beiden kommen an diesem Mittwoch an, viel versäumt haben sie noch nicht: Am Dienstag standen ein Trainingsspiel mit einem großen Gymnastikball und Wasserskifahren in Kiefersfelden auf dem Programm - Spaß und Teambuilding. Schließlich will Fröhling "eine Einheit formen", was nötig zu sein scheint, obwohl sich fast alle Spieler schon aus der vergangenen Saison kennen und in Ilie Sanchez und Rodri zwei Spieler in München bleiben mussten, denen Fröhling die Teamfähigkeit abspricht.

Während Fürth und Sechzig sich durch den Stau nach Österreich quälten, bleibt der 1. FC Nürnberg in Franken und muss nur eine halbe Stunde auf der gemütlichen A73 fahren. Der Club absolviert von diesem Mittwoch bis zum Samstag ein Trainingslager in Bamberg und tritt dann am Samstag (17.30 Uhr) zum Freundschaftsspiel beim Regionalligisten FC Schweinfurt 05 an. Dabei wird der Mannschaft von Trainer René Weiler der neue Linksverteidiger Laszlo Sepsi fehlen; er zog sich beim 0:1 am Samstag gegen Bohemians Prag einen Muskelfaserriss zu und fällt rund drei Wochen aus. Weil auch Tim Leibold (VfB Stuttgart II), ebenfalls ein Zugang für die ehemalige Pinola-Position, verletzt ist, könnte sich der bereits abgeschriebene Dave Bulthuis wieder empfehlen, der laut Sportleiter Wolfgang Wolf derzeit "eine positive Erscheinung" ist. Als Zugang im Gespräch ist dennoch der norwegische Außenverteidiger Martin Linnes (Molde FK), nicht im Gespräch ist Claudio Pizarro.

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