Wimbledon Lawn Tennis Museum:Socken von Andy Murray

Wimbledon Lawn Tennis Museum

Britischer Humor? Ein Bild im Wimbledon Lawn Tennis Museum.

(Foto: imago)

Das Wimbledon Lawn Tennis Museum ist die Asservatenkammer des Sports. Doch das Wichtigste fehlt.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Natürlich werden sie auch heute noch die Woodies genannt. Doch wer verstehen will, warum Mark Woodforde und Todd Woodbridge einst elf Grand-Slam-Turniere gewannen, kann sich am Donnerstagnachmittag den Weg zu Court Nummer 3 in Wimbledon sparen. Beim sogenannten Turnier der Legenden stehen die beiden Australier zwar wieder gemeinsam auf dem Platz. Dass es sich bei ihnen um die Originalbesetzung handelt, ist jedoch nur noch an den roten Haaren des einen und der Bubi-Frisur des anderen Spielers zu erkennen.

Die Grundlinienschläge des Linkshänders Woodforde, inzwischen 49 Jahre alt, taugen längst nicht mehr, um Gegner zu entnerven. Die Reflexe beim Volley des 44-jährigen Woodbridge waren in den Neunzigern spektakulär, nun denkt man, wenn er am Netz auftaucht, es handle sich um eine Zeitlupe.

Sechs Mal gewannen die Woodies in Wimbledon - und so ist zu erwarten, dass sie einen Platz im Wimbledon Lawn Tennis Museum bekommen haben. Vielleicht kann ja hier vermittelt werden, was die zwei Seriensieger so außergewöhnlich machte.

19 Pfund, also fast 30 Euro, zahlt der Besucher Eintritt, um die Ausstellung sehen zu dürfen. Neugierige steigen die Treppe in den klimatisierten Raum hinab. Die Asservatenkammer des Tennis. Es gibt hier tatsächlich ein Foto der beiden Australier, wie sie einen der sechs Pokale in die Höhe stemmen und lächeln. Das Motiv spuckt allerdings auch die Google-Bildsuche rasch aus - kostenlos.

Der Besucher geht weiter, kommt an alten Holzschlägern vorbei, im Vergleich zu denen sogar das Spielgerät von Björn Borg ein High-Tech-Racket war. Er begutachtet Vitrinen, in denen lange Röcke aus vergangenen Jahrhunderten und die viel zu weiten Basketballshorts von Pete Sampras hängen. In einer Ecke steht die Schuh-Kollektion von Maria Scharapowa, die Treter sind angeblich mit 18 Karat Gold verziert.

An einer besonders prominenten Stelle wiederum hat jemand die weißen Socken von Andy Murray drapiert, mit denen er 2013 als erster Brite seit 77 Jahren Wimbledon gewann. Sie sehen so aus wie die Exemplare, in denen Murray täglich vom Training zurückkommt - und duften wahrscheinlich auch nicht anders.

Die Kuratoren haben an Erdbeeren und einen Regenschirm gedacht. Das Wichtigste, um Wimbledon zu begreifen, haben sie aber vergessen: ein Stück grüner Rasen.

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