Alternative für Deutschland:Lucke: Parteigründung von AfD-Austrittswelle abhängig

  • 600 der zuletzt etwa 21 000 Mitglieder der AfD sollen nach Bernd Luckes Sturz aus der Partei ausgetreten sein.
  • Lucke lässt noch offen, ob er eine neue konservative Partei gründen wird. Je mehr Mitglieder austreten würden, desto wahrscheinlicher sei aber eine Gründung.
  • Hamburgs AfD-Vorsitzender und -Fraktionschef Jörn Kruse und die neue Vorsitzende Frauke Petry halten Luckes Austritt für konsequent. AfD-Vize Alexander Gauland nennt Lucke einen schlechten Parteiführer.

Petry hofft auf "Befriedung" nach Lucke-Austritt

AfD-Chefin Frauke Petry hofft nach dem Rückzug von Parteigründer Bernd Lucke auf eine Befriedung der zerstrittenen Alternative für Deutschland. "Wenn durch den Austritt die Streitigkeiten jetzt beigelegt werden können, ist das genau das richtige Signal für uns", sagte Petry in Dresden. "Der Austritt ist nur konsequent."

Nach seiner Abwahl als AfD-Vorsitzender auf dem Bundesparteitag in Essen hatte Lucke am Mittwochabend seinen Parteiaustritt angekündigt. Die Partei sei "unwiederbringlich in die falschen Hände gefallen", sagte er mit Blick auf den am Wochenende verlorenen Machtkampf mit dem nationalkonservativen Flügel (hier mehr dazu).

Lucke lässt weiterhin offen, ob er eine neue Partei gründet. Er wolle den Schritt "nicht übers Knie brechen" sagte Lucke am Donnerstag dem Sender MDR-Info. Lucke macht seine Entscheidung vom Grad der Erosion seiner bisherigen Partei abhängig. "Zurzeit treten die Mitglieder scharenweise aus der AfD aus. Je stärker dieser Exodus ist, desto wahrscheinlicher wird die Gründung einer neuen Partei."

Seine Mitstreiter haben dazu eine Umfrage in dem von Lucke mitbegründeten Verein "Weckruf 2015" gestartet. Dabei sprachen sich 1948 Befragte, also etwa zehn Prozent der AfD-Mitglieder, für eine Neugründung aus. "Weckruf 2015" war im Mai als Reaktion auf rechte Strömungen in der Partei entstanden.

Lucke sei "wirklich kein guter Parteiführer" gewesen

Der zum Petry-Lager zählende AfD-Vize Alexander Gauland kritisierte Lucke. Dieser sei "wirklich kein guter Parteiführer", sagte der brandenburgische Landesvorsitzende. "Er hat nur immer sich im Mittelpunkt gesehen und nicht die Partei, und dieser Fehler wird ihm wahrscheinlich auch wieder passieren, wenn er eine neue Partei gründet."

Hamburgs AfD-Vorsitzender und -Fraktionschef Jörn Kruse bezeichnete Luckes Parteiaustritt als konsequent. Durch Luckes Abwahl und den Rechtsruck sei die Partei eine völlig andere geworden, so der erklärte Lucke-Anhänger.

Vor dem Parteigründer hatten zahlreiche Mitglieder von Landesvorständen und mehrere AfD-Landesvorsitzende ihren Austritt angekündigt. Nach Auskunft der Bundesgeschäftsstelle vom Mittwoch traten nach dem Parteitag 600 der zuletzt etwa 21 000 Mitglieder aus der AfD aus.

Auch Hans-Olaf Henkel will die Partei nun verlassen. Der ehemalige Parteivize glaubt, dass die AfD nun "langsam von der politischen Landkarte verschwinden" wird. Das sagt er in einem Interview mit der Huffington Post. Seinen Austritt erklärt er folgendermaßen: "Ich bin damals in eine Partei A eingetreten. Ausgetreten bin ich jetzt aus einer Partei B. Nicht ich habe die Partei verlassen, sondern die Partei mich." Verantwortlich macht er Frauke Petry. Der parteipolitische Erfolg und die plötzliche Prominenz seien ihr zu Kopf gestiegen.

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