Wolfratshausen:Die Angst geht mit Gassi

Hundebesitzer fürchten wegen immer neuer Giftköder um ihre Lieblinge: Tierschutzverein lobt Belohnung für Hinweise aus

Von Erik Häussler, Wolfratshausen

Viele Hundebesitzer gehen derzeit nur mit Angst mit ihren Tieren Gassi: In Wolfratshausen geht offenbar ein Hundehasser um. Immer wieder werden Köder gefunden, die mit Tabletten, Nägeln oder Rasierklingen präpariert sind, um den Tieren größtmöglichen Schaden zuzufügen. Vor wenigen Tagen wurde wieder ein mit orangenen Tabletten gespicktes Wurststück am Farchetwald gefunden und der Polizei übergeben. Wie schon in früheren Fällen handelte es sich um Blutdruckmedikamente, die aber für Hunde ungefährlich seien, berichtet Christian Neubert von der Wolfratshauser Polizei. Ob das auf Unwissen des Täters zurückzuführen ist oder Hundebesitzer durch die Aktion nur weiter verunsichert werden sollten, wisse man noch nicht. Der Tierschutzverein hat nun eine Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt.

Es gab aber auch grausame Fälle, in denen der oder die Täter erfolgreich waren. Im April starb ein Hund an Vergiftungen. Eine anschließende Obduktion habe ergeben, dass dieser an ungarischem Rattengift verendet sei, erklärt Neubert. Von einem weiteren Fall weiß die Wolfratshauser Hundebesitzerin Melanie Scheichl zu berichten: "Der Hund einer Freundin hat eine Rasierklinge geschluckt. Er war schwer verletzt und hat sich die halbe Zunge abgeschnitten". Viele Hundebesitzer sprechen sich inzwischen ab, organisieren eigenständige Warngruppen im Internet und sind beim Spaziergang besonders aufmerksam. So wollen sie den Täter unter Druck setzen, berichten sie.

Auch Melanie Scheichl hat zusammen mit anderen Haltern nun zur Selbsthilfe gegriffen. Sie hat die Whatsapp-Gruppe "Hundeköder-Warnung Wolfratshausen" erstellt, in der Besitzer einander warnen können. Was als Aktion unter Freunden begann, erreicht inzwischen 40 Teilnehmer im Umkreis. "Die Leute haben natürlich Angst um den eigenen Vierbeiner", erklärt Scheichl. Auch bei Facebook gibt es solche Warnseiten, wie beispielsweise den "Treffpunkt Hund Wolfratshausen".

Die Polizei hat mehrere Vorfälle in Wolfratshausen dokumentiert. Seit April gab es jeden Monat einen Fund, der gemeldet wurde. Hundebesitzer berichten aber über weit häufigere Funde. Meist wurden Wurstscheiben und Streichwurst mit Tabletten gespickt. Auch auf der Böhmwiese bei Geretsried hätte es Köder gegeben, berichten Hundebesitzer. Die zuständige Polizei in Geretsried kann dies aber nicht bestätigen. Bei der Suche nach den Tätern in Wolfratshausen tappen Ermittler noch im Dunkeln. Es handelt sich dabei aus Sicht des Gesetzes nur um eine Sachbeschädigung und, sofern ein Hund zu Schaden gekommen ist, um Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

Zur Eigeninitiative rät auch Hundetrainerin Franzi Müller. Dass Hunde vom Boden fräßen, sei normal. Man müsse ihnen deshalb erklären, was erlaubt ist und was nicht. Das hieße zunächst einmal, die Körpersprache der Hunde zu deuten und zu erkennen, wenn diese etwas entdeckt hätten und fressen wollten. Dann sei es eine Sache des Trainings, dass sie nichts aufnehmen oder gar gleich schlucken, beispielsweise durch ein eindeutiges Abbruchsignal an den Hund durch Zuruf. Müller bietet an ihrer Hundeschule in Lenggries Seminare dafür an. Die Nachfrage sei enorm hoch, gerade wegen der Vorfälle.

Der Tierschutzverein Wolfratshausen hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 500 Euro ausgelobt.

www.tierheim-gelting.de und www.facebook.com/treffpunkt.hund.wolfratshausen

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