Sicherheitsdienst in Poing:Weiter auf Patrouille

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Viel einladender als bei Regen ist das Ortszentrum im Sommer, deshalb soll der Wachdienst weiter laufen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der seit Mai eingesetzte Sicherheitsdienst wird bis einschließlich Oktober in Poing unterwegs sein. SPD und Freie Wähler setzen sich damit knapp im Gemeinderat gegen CSU und Grüne und FDP durch.

Von Alexandra Leuthner, Poing

Die Männer vom Ordnungsdienst patrouillieren weiter. Bis einschließlich Oktober werden die Sicherheitsleute, für die sich eine Gemeinderatsmehrheit im Februar ausgesprochen hatte, an Freitagen, Samstagen und vor Feiertagen zwischen 17 und 1 Uhr nachts im Ortsbereich unterwegs sein. Der Gemeinderat hat den Auftrag um drei Monate verlängert und folgte damit dem Vorschlag der Verwaltung - doch die Mehrheit war mit 13 zu 12 Stimmen denkbar knapp.

Der Ordnungsdienst gehört zu einem Maßnahmenkatalog, mit dem die Gemeinde auf sich häufende Beschwerden über randalierende und alkoholisierte Jugendliche in der Ortsmitte, den Grünanlagen des Bergfeldparks und des Badesees reagiert hat. Auslöser für die Beauftragung des Sicherheitsdienstes, den Erlass einer Alkoholverbotssatzung in öffentlichen Bereichen und der Einstellung einer neuen Streetworkerin - nach der die Gemeinde allerdings schon eine Weile gesucht hatte - war ein Ereignis im Januar, bei dem die Polizei mit mehreren Einsatzwagen anrücken musste.

Nach Bewertung der Verwaltung habe die Präsenz des Sicherheitsdienstes seit Anfang Mai Erfolge gezeigt. Es gebe weniger Beschwerden über Ruhestörungen, das Sicherheitsgefühl am Marktplatz habe zugenommen. Der Sicherheitsdienst sei auch den Wanderbewegungen der Gruppen gefolgt und habe durch seine Präsenz "eine Zuspitzung der jugendlichen Aktivitäten" verhindern können.

Nach Aussage von Helmut Hintereder, Chef der Poinger Polizei, habe sich die Zahl der Einsätze in Poing verringert. Der Sicherheitsdienst habe den Beamten zumindest in einem Fall Tipps geben können, die einen Fahndungserfolg gebracht haben, die Wachleute sollten aber die Polizei schneller informieren. Grundsätzlich sei "Poing kein Problemfall" im Vergleich zu anderen Orten ähnlicher Größe.

So halte er den Ordnungsdienst nicht unbedingt für erforderlich, "er schadet aber auch nicht". Zumal seine Beamten gerade an Wochenendabenden im Sommer, mit durchschnittlich zehn Einsätzen, nicht immer schnell zur Stelle sein könnten, wenn es um Delikte wie Ruhestörung gehe.

Eine grundsätzliche Einschätzung, der die CSU-Fraktion nicht folgen wollte. "Unsere Skepsis hat sich bestätigt", erklärte Fraktionssprecher Ludwig Berger. Die zwei Personen des Sicherheitsdienstes könnten nicht überall zugleich sein, ihre Präsenz bewirke eine Verlagerung, aber keine Lösung des Problems. "Es kann doch nicht unser Ziel sein, Jugendliche aus dem Ortszentrum an den Badesee zu verdrängen."

Es gebe nach wie vor Beschwerden von Anliegern und auch die Kommunikation zwischen Jugendlichen und Sicherheitsleuten werde schwieriger. Zudem habe der Sicherheitsdienst kaum Eingriffsrechte, ergänzte seine Fraktionskollegin Eva-Maria Saam. Sie plädierte dafür, den Sicherheitsdienst durch geschultes Personal zu ersetzen, in Anlehnung an das Münchner Modell Akim, das Ansprechpartner für alle Parteien im öffentlichen Raum sein soll - per Handy erreichbar und zu ausgedehnteren Einsatzzeiten präsent.

Sieglinde Pehl (Bündnis 90/Grüne) schloss sich den Argumenten der CSU-Fraktion an. Man solle das Geld für den Sicherheitsdienst in Angebote für Jugendliche investieren, anstatt sie von einem Platz zum anderen zu vertreiben, so ihre Erklärung - mit der sie Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) auf die Palme brachte.

"Kein Mensch vertreibt hier Jugendliche", schimpfte er. Aber es gehe um Verstöße gegen das Alkoholverbot, und man habe die Satzung schließlich nicht - einstimmig - erlassen, um hinterher nicht auf ihre Einhaltung zu achten. Die Verlängerung für den Sicherheitsdienst bedeute nicht den Ausschluss aller anderen Maßnahmen, die Streetworkerin habe ja erst angefangen, da könne man so schnell keine Wunder erwarten.

Sein Fraktionskollege Rainer Koch erklärte, er begrüße alternative Konzepte wie Akim und plädiere dafür, sie als flankierende Maßnahme zu prüfen. Repressive Maßnahmen seien immer "Ultima Ratio", aber es gebe nun einmal Situationen, "da kann man mit Prävention allein nichts ausrichten". Er wies darauf hin, dass der neuen Streetworkerin sogar von Seiten der Gemeinde untersagt sei, überhaupt in einige Dunkelzonen am Badesee und im Park zu gehen.

"Es ist ein Faktum, dass viele Menschen, die da wohnen, Angst haben, und ihr stellt euch hin und sagt, es wäre alles in Ordnung." Es wäre absurd, erklärte Peter Maier (SPD), den Sicherheitsdienst nun wieder einzustellen, "gerade jetzt, wo die heiße Zeit erst kommt".

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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