Gauck lobt die Iren:"Für all das, was Menschen befreit"

Gauck empfängt Lagergemeinschaften

Reist an diesem Montag zu einem Staatsbesuch nach Irland: Joachim Gauck.

(Foto: dpa)
  • Bundespräsident Joachim Gauck reist am Montag zu einem Staatsbesuch nach Irland.
  • Zuvor lobt er die Iren für das im Mai beschlossene Ja zur Homo-Ehe.

Von Constanze von Bullion, Berlin

SPD und Grüne haben die Aufforderung von Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt, in Deutschland eine mutigere Debatte über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu führen. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) äußerte sich am Wochenende erfreut darüber, "dass der Bundespräsident mit seiner starken Stimme in dieser wichtigen Debatte Wort ergreift". Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, erklärte, Gaucks Äußerungen seien "ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung der Debatte".

Der Bundespräsident, der an diesem Montag zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Irland aufbricht, hat der Tageszeitung Irish Times erklärt, er sei "beeindruckt, wie ernsthaft und wie engagiert" sich das irische Volk mit der rechtlichen Gleichstellung Homosexueller auseinandergesetzt habe. Das überwiegend katholische Land hatte im Mai per Referendum beschlossen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Damit ist diesen auch die Adoption von Kindern erlaubt.

"Aus persönlicher Erfahrung bin ich selbst für all das, was Menschen befreit und von Entfremdung löst", sagte der Bundespräsident der Irish Times. Daher wünsche er sich auch für Deutschland "noch stärker eine Debatte", in der bei den Menschen nicht das Gefühl überwiege, dass ihnen mit der Gleichstellung anderer etwas genommen werde: "Es sollte noch deutlicher werden, dass homosexuellen Menschen, die in einer verbindlichen Partnerschaft leben wollen, damit die Chance für ein gleichwertiges Leben in Liebe und Partnerschaft gegeben wird."

Mit harten Reformen bezwangen die Iren 2011 ihre Krise

Hauptsächlich aber soll es bei Gaucks Besuch aber um Wirtschaft gehen. Auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise will der Präsident mit Politikern und Unternehmern über die Reformen sprechen, mit denen Irland dem Zusammenbruch entkam. 2011 drohte der Republik angesichts der Banken- und Immobilienkrise der Kollaps.

Die Regierung kürzte Staatsdienern die Gehälter, Arbeitslosen die Hilfe und Familien das Kindergeld. Der Kündigungsschutz wurde gelockert, Hunderttausende verloren den Job. Heute steht Irland mit fünf Prozent Wachstum besser da als viele Euro-Länder. Der Schuldenberg bleibt aber enorm hoch, weshalb the germans für viele Iren zu einem Synonym geworden sind für fiskalische Zuchtmeisterei.

Der Skepsis möchte Gauck mit Anerkennung begegnen. Er will die Iren für Kürzungen loben, die die Griechen lange verweigerten. "Ich blicke mit großem Respekt auf die Fortschritte, die Irland erzielt hat. Und ich verkenne nicht den hohen Preis, den viele Iren entlang dieses Weges gezahlt haben", so Gauck zur Irish Times. Wenn europäische Staaten "sehr schmerzhafte Einschnitte" vornehmen müssten, dann nicht weil die Deutschen eine enge, technokratische Haltung durchsetzen wollten, sondern "um weitere Verwerfungen zu verhindern und die Krise zu überwinden".

Ähnlich äußerte sich Gauck am Sonntagabend im ZDF: Die Lage in Griechenland so darzustellen, "dass hier ein armes Volk von einem reichen Volk gebeutelt wird", gehe an der politischen Wirklichkeit vorbei.

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