Beachvolleyball:Draußen vor der großen Stadt

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Lohhoferinnen unter sich: Yanina Weiland (li.) und Sandra Ittlinger mussten sich im Halbfinale Sabrina Karnbaum und Natascha Niemczyk geschlagen geben. (Foto: Claus Schunk)

Das Masters in Oberschleißheim, das bestbesetzte Turnier in der Region seit Jahren, findet beim Publikum nicht die erhoffte Resonanz. Beachvolleyball bleibt in München Randsport, nicht zuletzt weil die Metropole die Weltserie im Olympiapark nicht haben will

Von Sebastian Winter, Oberschleißheim

Sebastian Dollinger macht es sich auf einer Bierbank bequem, er muss jetzt endlich mal sitzen. Der Beachvolleyballer Dollinger hat sein drittes Spiel an diesem Sonntag hinter sich, seine Beine schmerzen. Neben ihm sitzt seine Tochter, sie hat ihm gerade im Spiel ums Halbfinale genauso eifrig applaudiert wie sein jüngerer Bruder und die Eltern, die aus Garching nach Oberschleißheim angereist waren. Sie wollen ihren Sohn noch einmal sehen im Sand. So oft kommt das ja nicht vor, denn Dollinger, EM-Fünfter, WM-Neunter, ist auch wegen seines Sports vor vielen Jahren nach Kiel gezogen.

Im Spätherbst seiner Karriere wollte der 31-jährige Blocker einfach mal beim A+Turnier an der Ruderregatta-Strecke vorbeischauen und mit seinem Partner Thomas Kröger ohne den ganz großen Ehrgeiz spielen. "Das was wir wollten, ein bisschen Spaß haben, hat wenigstens heute hingehauen", sagt der 2,06 Meter lange Blocker. Das an Position drei gesetzte Duo muss trotzdem im Viertelfinale die Segel streichen, gegen Hellmuth/Stadie (SV Lindow/Cransee) verloren sie 0:2.

Es ist eine merkwürdige Mischung, die beim bestbesetzten und höchstdotierten Turnier des Bayerischen Volleyball-Verbandes in diesem Jahr auf vier Plätzen an der Regattastrecke um insgesamt 4000 Euro Preisgeld und Punkte für die deutsche Rangliste kämpft - einen Steinwurf entfernt von der Regattastrecke, über der sich von einem riesigen Kran aus Bungeespringer 50 Meter in die Tiefe stürzen: Deutsche Topteams mit höchsten Ansprüchen messen sich mit ambitionierten Hobbyspielern aus Bayern. Aber auch die fünfmaligen bayerischen Meister Hannes Buchner und Dominik Richter sind dabei, die Münchner hatten sich in den vergangenen Jahren eher rar gemacht auf der Tour. Sie müssen sich mit Platz neun begnügen, was auch Dollinger schade findet: "Ich hätte noch gern gegen diese Legenden gespielt", sagt Dollinger. Auch für die Herrschinger Doranth/Hauser ist früh Schluss, das derzeit stärkste bayerische Duo Yannick Beck/Tim Noack (TSV Grafing) muss den bittersten Moment überstehen, als Noack sich im ersten Spiel am Samstag beim Aufschlag nach der Landung schwer am Knie verletzt. Die ersten acht Plätze machen die Favoriten unter sich aus, das Finale gewinnen Christian Gosmann und Benny Nibbrig (TSG Solingen) gegen Hellmuth/Stadie mit 2:0 Sätzen.

Viele Zuschauer sitzen trotz des "guten Niveaus" (Dollinger) nicht auf den beiden Tribünen, immerhin sind die Bierbänke im Schatten gut gefüllt. Auch Roland Höfer, Beachvolleyball-Koordinator des BVV, ist etwas zwiegespalten: "Ich freue mich total, dass wir hier so hochklassigen Sport anbieten können, und bin dankbar, dass die Stadt München das auch finanziell unterstützt", sagt Höfer. "Aber es ist schade, dass die Münchner Sportfans das nicht so angenommen haben."

Ein Spagat ist es auch, den Ansprüchen der Spitzenteams gerecht zu werden, die auf der deutschen und internationalen Tour verwöhnt werden. Manchen fehlen hohe Fangzäune und Ballkinder, andere sind mit der Verpflegung unzufrieden. Dollinger findet es unglücklich, dass er am Sonntag drei Spiele am Stück machen muss, "da muss ich die Turnierleitung ein bisschen kritisieren". Aber Dollinger sagt auch: "Der Sand ist perfekt, und Roland versucht, mit wenigen Mitteln viel herauszuholen. Ich sehe das nicht so verbissen."

Beachvolleyball ist eben auch in München (Stadt-)Randsport, das A+-Turnier bringt seit Jahren mal wieder hohes Niveau in die Metropole, deren Stadtrat im Dezember die Installation eines Weltserienturniers im Olympiapark abgelehnt hat. Der Standort in einer Mulde, 100 Meter von der Regattastrecke entfernt, hat allerdings kaum Laufkundschaft, auch das ist ein Problem. Beachvolleyball lebt von seinem Flair in der Innenstadt, Anfang August finden beispielsweise die bayerischen Meisterschaften am Augsburger Rathausplatz statt. Oder eben am Meer.

Beim Finale der Frauen kommt in Oberschleißheim dann aber doch Begeisterung auf. Auch, weil sich zwei Duos des SV Lohhof ins Endspiel gekämpft haben - nicht einmal ganz überraschend. Denn Sabrina Karnbaum und Natascha Niemczyk waren an Position drei gesetzt, sie hatten das ebenfalls für Lohhof startende Duo Ittlinger/Weiland im Halbfinale bezwungen. Ihre Finalgegnerinnen sind Michaela Henry und Tatjana Zautys, die ebenfalls für Lohhof starten - für den nur ein paar Kilometer entfernt stationierten Verein ein kompletter Triumph. Niemczyk und Karnbaum gewinnen den ersten Satz, Henry und Schulz den zweiten. Im entscheidenden dritten Satz führen Karnbaum und Niemczyk 14:10 und haben vier Matchbälle - doch die 35-jährigen Henry und Zautys wehren sie mit all ihrer Erfahrung ab und gewinnen das Spiel.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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