Ebersberg:Im Schimpfen über Griechenland vereint

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Uschi Glas (im Uhrzeigersinn), Andreas Scheuer, Karl Schweisfurth, Angelika Niebler und Reinhard Pfeiffer sprechen über aktuelle Politik. (Foto: Endt)

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer nennt die Politiker der Tsipras-Regierung "Extremisten". Ebenfalls eingeladen zum Stammtisch waren Uschi Glas, Karl Schweisfurth und der Vize-Chef der Messe München

Von Isabel Meixner, Ebersberg

Mit politischen Botschaften werde er sich zurückhalten, kündigte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer an, als er am Sonntag beim Stammtisch der Christsozialen in der Ebersberger Alm aufschlug. "Und Griechenland blenden wir aus". Aus beiden Ankündigungen wurde freilich nichts: Scheuer bezeichnete die griechische Regierung Syriza als "Extremisten", bemühte die von der CSU gebetsmühlenartig wiederholte Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen und lästerte über Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), über die er wenig charmant sagte: "Die Nahles muss erst einmal in Bewegung gesetzt werden."

Zu ihrem "Wochenrückblick" hatten die Christsozialen neben Scheuer vier Gäste in die Stammtischrunde eingeladen, deren Zusammensetzung sich nicht unbedingt erschloss: die Schauspielerin und bekennende CSU-Wählerin Uschi Glas, die ihren Verein Brotzeit vorstellte, der Pausenbrote an Schulkinder verteilt; Karl Schweisfurth, Geschäftsleiter der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Reinhard Pfeiffer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, und CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler.

Erst stellte Glas ihr Engagement vor, dann Schweisfurth das seinige, aber schnell war die Runde bei den großen Themen der Politik: Asylbewerber, Griechenland, die Arbeitsdokumentationspflicht. "Ich war noch nie so in Sorge über unser gemeinsames Europa", sagte Niebler, zeigte sich in der folgenden Diskussion aber als eiserne Lady Griechenland gegenüber. Die Griechen im Euro halten? "Ich glaube nicht, dass wir uns da einen Gefallen tun." Wie sich die EU beim Thema Schuldenschnitt verhalte, habe Strahlkraft auf andere Länder wie Portugal oder Spanien, warnte sie. Andreas Scheuer, der Moderator der Runde, sprach von einer "absoluten Veräppelung des Bürgergedankens": Vor einer Woche noch habe die griechische Regierung das Volk aufgerufen, gegen Reformen im Land zu stimmen, um dann wenige Tage später ein Reformprogramm vorzulegen. In diesem Zusammenhang fiel die Bezeichnung "diese Extremisten".

Auch Uschi Glas äußerte ihre Privatmeinung, als sie über die griechischen Provokationen schimpfte: "Das ist eigentlich eine Kriegserklärung." Applaus von den Zuhörern. Karl Schweisfurth warnte die CSU davor, zu viele Vorurteile zu schüren: "Wir dürfen diese Länder nicht pauschal verurteilen." Der Unternehmer lenkte das Thema in der Folge auf ein wirtschaftspolitischeres Thema, das ihm aus dem Alltag geläufiger ist: das Arbeitszeitgesetz. Es legt unter anderem fest, dass ein Arbeitnehmer nicht mehr als zehn Stunden pro Tag arbeiten darf. "Das Gesetz ist nicht mehr zeitgemäß", findet Schweisfurth und erzählte von Mitarbeitern, die lieber ein paar Tage lange am Stück arbeiteten, um früher wieder in ihre entfernte Heimat fahren zu können. Mit seiner Forderung fand er Zustimmung bei Reinhard Pfeiffer: Auch bei der Messe München komme es zu Problemen, wenn ein paar Tage vor Messebeginn viel zu organisieren sei. "Diese Zehn-Stunden-Regelung ist absurd und passt nicht mehr", fand Pfeiffer. Diese Meinung äußerte auch Uschi Glas: Bei Dreharbeiten werde auch den ganzen Tag gefilmt.

Scheuer zeigte sich diesem Ansinnen offen gegenüber und sprach von einer familienfreundlichen und zugleich flexiblen Arbeitswelt, in der ein Arbeitnehmer über seine Arbeitsdauer selbst mitbestimmen kann. Die Nachbesserungen beim Thema Mindestlohn hätten gezeigt, dass man auch beim Koalitionspartner SPD den Weg zu mehr Realität geebnet habe, sagte Scheuer in CSU-Generalsekretär-Manier. Da hatte er den Vorsatz, sich mit politischen Botschaften zurückzuhalten, schon längst vergessen.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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