Kirchseeon:Gefährliche Gassirunde

Kirchseeon: Im Oktober vor zwei Jahren wurde zuletzt am Vaterstettener Hasenweg vor Giftködern gewarnt, nachdem dort ein Hund gestorben war.

Im Oktober vor zwei Jahren wurde zuletzt am Vaterstettener Hasenweg vor Giftködern gewarnt, nachdem dort ein Hund gestorben war.

(Foto: Endt)

In Kirchseeon ist eine Jagdhündin an Rattengift gestorben. Ob der Köder absichtlich gelegt wurde, ist allerdings unklar.

Von Anselm Schindler, Kirchseeon

Seit dem Wochenende beschäftigt die Hundehalter in Kirchseeon und Umgebung ein tragischer Vorfall: Eine Jagdhündin aus der Gemeinde ist an einer Vergiftung gestorben - möglicherweise wurde sie vorsätzlich getötet. Die Hundebesitzerin hatte das Tier vergangene Woche in die Ebersberger Tierarztpraxis von Astrid Kunert gebracht. Der Grund: Blut im Erbrochenen. Nachdem es der Hündin zunehmend schlechter ging, kam sie zur Behandlung in die Tierklinik in Haar. Doch jede Hilfe kam zu spät: Die Hündin starb. Ein Anruf in der Praxis bestätigt: Es war ein Rattengiftköder. Beim Gassi-Gehen im Bereich der Kirchseeoner Siedlerstraße ist jetzt ständig die Angst mit dabei - vor einem Menschen, der Hunde so abgrundtief hasst, dass er nicht davor zurückschreckt, sie elendig verenden zu lassen.

Es liegt in der Natur der Hunde, alles zu fressen

Auch in den Kommentarspalten der Facebook-Seite "Giftwarnung Hunde München" wird die Verunsicherung und Empörung über den Fall in Kirchseeon deutlich: "Ich finde das so schlimm. Ich bin blind und kann meinem Führhund keinen Freilauf mehr geben, weil er wie ein Staubsauger ist", schreibt beispielsweise User Patrick U. Genau dieses "Staubsauger-Phänomen" ist das Problem. "Das liegt in der Natur der Hunde, dass sie ständig mit der Schnauze am Boden herumschnüffeln und alles mögliche fressen", erklärt Tierärztin Astrid Kunert. Sie bekommt die Verunsicherung ihrer Kunden derzeit zu spüren: "Manche Hundebesitzer haben ganz schön Angst", beschreibt sie die Stimmung in ihrer Praxis. Doch es gebe einfache Verhaltensregeln, um die Gefahr für den eigenen Vierbeiner möglichst gering zu halten.

Wachsamkeit gehöre dazu, beim Gassigehen solle man darauf achten, was am Wegrand so alles herumliegt. "Wenn der Verdacht besteht, dass der eigenen Hund Rattengift aufgeschnappt hat, dann zeigt sich das am deutlichsten an den Schleimhäuten. Das Gift hemmt die Blutgerinnung und dann sieht man das an blutigen Stellen". Auch wenn sich Blut im Urin, dem Kot oder im Erbrochenen der Tiere befinde, deute das auf eine Vergiftung hin, erklärt Astrid Kuhnert.

Im Verdachtsfall sofort zum Tierarzt

Sie rät dazu, im Verdachtsfall sofort einen Tierarzt aufzusuchen. Doch trotz allem gelte es, Ruhe zu bewahren und keine Panik zu verbreiten. Schließlich könne es auch ohne Hundehasser passieren, dass ein Hund Rattengift erwische, "einfach weil sie ihre Schnauze überall drin haben", so Kunert. Es seien aber auch Rattengiftköder erhältlich, die so verpackt seien, dass nur Ratten sie öffnen könnten.

Während das tragische Ereignis in Kirchseeon ein Einzelfall ist, häufen sich im Großraum München, wo auch viele Hundebesitzer aus dem Landkreis immer wieder mal Gassi gehen, die Meldungen von vergifteten Hunden. In den vergangenen Wochen wurden mit Schneckenkorn versetztes Katzenfutter sowie Fleischstückchen mit Metallsplittern gefunden, wie die Tierklinik in Haar bestätigt. Vor allem in Großhadern, dem Perlacher Forst, im Westpark und im Landkreis Wolfratshausen wurden solche Fälle gemeldet.

Auch in Zorneding und Vaterstetten gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle, bei denen verdächtige Fleischbrocken oder ein vergiftetes Ei gefunden wurden. Doch die Fälle sind bis heute "nicht zu einhundert Prozent geklärt", sagt Helmut Hintereder, Leiter der Polizeiinspektion Poing. Denn bei "oberflächlichen" Laborproben im Landeskriminalamt seien keine verdächtigen Stoffe gefunden worden, die Untersuchungen seien darauf hin eingestellt worden, so Hintereder.

Die schleppende und langwierige Untersuchung zeigt auch, wie schwierig es oft ist, zu unterscheiden, ob sich ein Hund zufällig oder vorsätzlich vergiftet wurde. Im Landkreis Ebersberg gibt es, abgesehen von dem jüngsten Fall in Kirchseeon, aber wohl keine ähnlichen Vorkommnisse. Das zumindest bestätigt Hintereder: "Uns ist da nichts bekannt". Ähnliches bekommt man vom Veterinäramt und vom Tierschutzverein Ebersberg zu hören. Und auch Nachfragen in diversen Arztpraxen geben Anlass zur Entwarnung: "Da haben wir seit Monaten nichts mehr gehört", heißt es unter anderem aus der Praxis von Angela Huntgeburth in Vaterstetten.

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