Kämpfe in der Provinz Anbar:Irakische Armee startet Offensive gegen den IS

Schiitische Milizen unterstützen die irakische Armee gegen den "Islamischen Staat"

Schiitische Milizen unterstützen den Versuch der irakischen Armee, die Stadt Falludscha vom IS zu befreien

(Foto: REUTERS)
  • Iraks Armee hat ihre lange erwartete Offensive gegen die Kämpfer des Islamischen Staates in der Provinz Anbar begonnen.
  • Die Soldaten werden unterstützt von schiitischen Milizen und sunnitischen Stammeskämpfern.
  • In Bagdad sterben 35 Menschen bei Anschlägen.

10 000 Mann sollen mobilisiert worden sein

Die irakischen Regierungstruppen haben ihre lange erwartete Offensive gegen die Terrormiliz IS in der westlichen Provinz Anbar begonnen. Wie ein Militärsprecher im irakischen Fernsehen mitteilte, werden reguläre Einheiten von schiitischen Milizen und sunnitischen Stammeskämpfern unterstützt.

"Heute Morgen um fünf Uhr haben Einsätze zur Befreiung von Anbar begonnen", hieß es in der Erklärung, die am Montag im staatlichen Fernsehen verlesen wurde.

An der Offensive seien das irakische Heer, Einheiten der Schiitenmiliz Haschid Schaabi, Spezialkräfte, Polizisten und Kämpfer der sunnitischen Stämme beteiligt. Insgesamt sollen für die Offensive 10 000 Mann mobilisiert worden sein. Details wurden nicht genannt. In der Vergangenheit hatten Kommandeure allerdings die Stadt Falludscha 50 Kilometer westlich von Bagdad als erstes Ziel einer Offensive genannt.

Bewohner Falludschas und Ramadis berichteten über schwere Bombardements in den frühen Morgenstunden. In Sicherheitskreisen hieß es, auch IS-Kämpfer hätten Raketen abgefeuert und mehrere Autobomben vor Armee-Stellungen gezündet. Das Fernsehen meldete die Einnahme einiger Dörfer in der Umgebung Falludschas. Ob die US-geführte Koalition die Offensive mit Luftangriffen unterstützt, ging aus seinen Angaben nicht hervor.

Ministerpräsident Haider al-Abadi erklärte, die Regierung sei fest entschlossen, den IS aus dem Irak zu vertreiben. Rassul machte keine Angaben über den Verlauf der jüngsten Offensive. Es ist nicht die erste Regierungsoffensive gegen den IS in Anbar, der seit dem vergangenen Jahr in der Region mehrere große Städte unter seine Kontrolle gebracht hat. Die Provinzhauptstadt Ramadi hatte der IS vor zwei Monaten erobert und den Regierungstruppen damit eine schwere Niederlage zugefügt.

Eine Offensive zur Rückeroberung Ramadis im Mai scheiterte. In den vergangenen Wochen versuchten Regierungstruppen, Nachschublinien des IS für Ramadi und Falludscha zu unterbrechen. Im Juni eroberten Regierungstruppen immerhin Tikrit, die Heimatstadt des früheren Diktators Saddam Hussein, zurück.

Anbar liegt westlich von Bagdad, ist die größte Provinz des Irak und wird mehrheitlich von Sunniten bewohnt. Viele von ihnen stehen der schiitisch geführten Zentralregierung in Bagdad nach schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit kritisch gegenüber. Dies erleichterte den sunnitischen Extremisten des IS den Vormarsch in der Region. Experten gehen davon aus, dass die Provinz nur zurückerobert werden kann, wenn sich die sunnitischen Stämme auf die Seite der Zentralregierung schlagen und gegen den IS stellen.

35 Tote bei Anschlagsserie in Bagdad

Bereits am Sonntag wurden in Bagdad bei mehreren Anschlägen mindestens 35 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Es war eine der schwersten Anschlagsserien der vergangenen Monate.

Sicherheitskreisen zufolge detonierten in schiitischen Bezirken der irakischen Hauptstadt mehrere Autobomben. Zudem hätten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, einer von ihnen in der Nähe eines belebten Marktes. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Allerdings überzieht die Extremisten-Miliz Islamischer Staat, die große des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hat, den Irak seit Monaten mit Gewalt.

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