Aßling:Dorfen ist kein Dorf mehr

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Das Straßenverkehrsamt degradiert den Ort zu einem Weiler. Gleiches könnte Lorenzenberg bald blühen

Von Carolin Fries, Aßling

Dorfen ist kein Dorf mehr. Jedenfalls nicht, wenn man den kleinen Ortsteil der Gemeinde Aßling rein straßenverkehrsrechtlich betrachtet. Die gelben Schilder, die auf eine geschlossene Ortschaft hindeuten, sind verschwundenen. Stattdessen stehen nun am Ortseingang, der offiziell keiner mehr ist, grüne Schilder: Dorfen ist jetzt ein Weiler.

Die Entscheidung ist bei der jüngsten Verkehrsschau gefallen, die das Straßenverkehrsamt zusammen mit Vertretern der Polizei und des Straßenbauamts Rosenheim alle zwei Jahre auf den Kreis-, Staats- und Bundesstraßen vornimmt. "Natürlich werden die Straßen generell laufend überprüft", sagt Hermann Ziegler, Leiter des Straßenverkehrsamts in Ebersberg. Das Besondere der Verkehrsschau sei die Begutachtung ganzer Straßenzüge, in erster Linie geschehe das vor dem Hintergrund neuer rechtlicher Bestimmungen. Auf der Staatsstraße 2079, die durch Dorfen führt, war man sich schließlich einig, dass "der Charakter einer geschlossenen Ortschaft nicht gegeben ist", wie Ziegler sagt. Nur wenige Häuser stehen entlang der Straße, die meisten etwas abseits in Richtung Aßling gelegen. Ob das vor zwei Jahren anders war? "Nein", sagt der Leiter des Straßenverkehrsamts, "aber man übersieht auch mal etwas".

Ob Weiler oder Ortschaft - das hat nicht nur Konsequenzen auf das Schild am Ortseingang. Viel entscheidender für die Bewohner ist die Geschwindigkeitsbegrenzung, die das Tempo für Fahrzeuge innerorts automatisch auf 50 Stundenkilometer begrenzt ist. Das Straßenverkehrsamt hat darum zusätzlich zum Weiler-Schild eine Geschwindigkeitsbeschränkung von maximal 50 Stundenkilometern festgesetzt und eine entsprechende Beschilderung angebracht. "Es sind doch immer wieder Fußgänger oder Radfahrer auf der Straße unterwegs, die geschützt werden müssen", begründet Ziegler das Vorgehen. Er prüft aktuell, ob auch in Lorenzenberg an der Waldsiedlung das gelbe Ortsschild weichen muss. Dort sei die Lage vergleichbar mit der in Dorfen: "Ich denke, auch dort werden wir die Geschwindigkeit aber auf 50 Stundenkilometer begrenzen." In spätestens drei Monaten soll eine endgültige Entscheidung gefallen sein.

Denn einfach so aus dem Bauch heraus trifft das Landratsamt Ebersberg solche Entscheidungen nicht. "Bei den Ortschaftsschildern bin ich ganz besonders sensibel", sagt Ziegler. Nicht ohne Grund: Als die Behörde den Weiler Garkofen bei Anzing straßenrechtlich zur geschlossenen Ortschaft machte, protestierte später eine Autofahrerin, die wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung befürchteten, geblitzt zu werden und ihren Führerschein abgeben zu müssen.

Denn was das Strafmaß für Verkehrsrowdys betrifft, ist es dann doch von Bedeutung, ob da ein grünes oder ein gelbes Schild stand. "Geschwindigkeitsüberschreitungen innerhalb von geschlossenen Ortschaften werden strenger geahndet", sagt Ziegler. Wer also künftig durch Dorfen oder Lorenzenberg an der Waldsiedlung rast und geblitzt wird, wird sich freuen, dass es in Aßling zwei neue Weiler gibt.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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