Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou:Gefährliche Gegenspielerin

SYRIZA MP Zoe Konstantopoulou elected President of the Parliament

Zoe Konstantopoulou ist Parlamentspräsidentin. Einer ihrer sehr ernst gemeinten Sätze ist: "Dieses Parlament wird keine rezessionsfördernden Sparmaßnahmen verabschieden."

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer meint, die richtig harten Verhandlungspartner von Tsipras säßen nur in Berlin und Brüssel, hat diese Frau noch nicht erlebt: Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou.

Von Mike Szymanski

Es fällt schwer, jemanden im Athener Parlament zu finden, der Freundliches über Zoe Konstantopoulou zu berichten weiß. Den Wenigen fallen Sätze wie dieser ein: "Sie genießt es, vom gesamten System attackiert zu werden." So gesehen dürfte die Parlamentspräsidentin nicht sehr unter der Krise leiden, die ihre Partei, das Linksbündnis Syriza, erfasst hat.

Ministerpräsident Alexis Tsipras ließ sich in Brüssel nahezu alle Wahlversprechen abverhandeln, nach denen Sparpolitik und Fremdbestimmung durch die Geldgeber ihr Ende hätten finden sollen. Er steht davor, ein drittes Hilfspaket zu unterzeichnen, das den Griechen noch mehr abverlangen wird. So biegsam Tsipras erscheint, so unbeugsam gibt sich Konstantopoulou.

Das macht sie zu einer gefährlichen Gegenspielerin. Von der 38 Jahre alten Politikerin stammt der Satz: "Dieses Parlament wird keine rezessionsfördernden Sparmaßnahmen verabschieden." Sie unternimmt bisher alles, damit er seine Gültigkeit behält.

Sie verzögerte die Parlamentsdebatte um Stunden

Als das Parlament vergangenen Freitag zusammenkam, um einer Delegation um Tsipras das Mandat für neue Verhandlungen in Brüssel zu geben, verzögerte sie die Parlamentsdebatte darüber um Stunden nach hinten. Sie tat dies, obwohl sie wusste, dass die Kollegen am nächsten Morgen früh raus mussten und gerade weil man in Brüssel in diesen Stunden aufmerksam auf Athen schaute. Ihre Stimme bekam Tsipras am Ende der Debatte auch nicht.

Wer meint, die wirklich harten Verhandlungspartner für Tsipras würden ausnahmslos in Berlin und Brüssel sitzen, der hat diese Frau noch nicht erlebt. Zum Neustart des Staatssenders ERT drehte sie den designierten Direktor in einem ihrer Parlamentsausschüsse neun Stunden lang durch die Mangel - und verweigerte ihm am Ende ihre Zustimmung. Er hatte sie nicht überzeugt. Konstantopoulou setzt Ausschüsse gerne mal als Waffen ein. Griechenlands Schuldenberg ließ sie von einem solchen für "illegal" erklären.

Studiert hat sie in Athen, Paris, New York

Als Tsipras seine Parteifreundin für das Amt der Parlamentspräsidentin vorschlug, hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass die ehrgeizige Juristin eine solche Eigendynamik entwickeln würde. Sie war zuvor Anwältin für Menschenrechte und internationales Recht gewesen. Studiert hatte sie in Athen, Paris und New York. Ihr Vater Nikos führte mehr als ein Jahrzehnt eine linke Vorläuferpartei von Syriza an. Nachdem Tsipras in seinem Kabinett wenig Platz für Frauen gemacht hatte, schob er die Frau, die seit 2012 im Parlament sitzt, an die Spitze des Hauses.

Jetzt würde er sie am liebsten wieder loswerden. Zur Vertrauensbildung mit den Geldgebern in Brüssel kann sie aufgrund ihres klaren Standpunktes nicht beitragen. Freiwillig macht sie aber nicht Platz. Nun fragt man sich in Athen, wie lange es noch dauert, bis Tsipras sie mit Hilfe eines Misstrauensvotums aus dem Amt drängt. Für Zoe Konstantopoulou wäre das wohl ein Abgang, mit dem sie ganz gut leben könnte.

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