US-Strafrechtssystem:Obama im Gefängnis

US-Strafrechtssystem: "Wir müssen überlegen, ob das der klügste Weg ist": US-Präsident Barack Obama im Gefängnis von El Reno

"Wir müssen überlegen, ob das der klügste Weg ist": US-Präsident Barack Obama im Gefängnis von El Reno

(Foto: AFP)
  • Barack Obama hat als erster amtierender US-Präsident ein Gefängnis besucht.
  • Er will sich für eine grundlegende Reform des amerikanischen Strafrechtssystem einsetzen.
  • In keinem anderen Land der Welt sitzen mehr Menschen im Gefängnis, Afroamerikaner und Hispanics sitzen überproportional oft in Haft.

Von Markus C. Schulte von Drach

Obama will Strafrechtssystem reformieren

Barack Obama kommt ins Gefängnis. Nicht dauerhaft, natürlich, sondern als Gast. Als erster amtierender US-Präsident hat der 53-Jährige ein Bundesgefängnis besucht. Obama plädierte bei der Visite in der Haftanstalt von El Reno im Bundesstaat Oklahoma erneut für eine grundlegende Reform des Strafrechtssystems.

Der Präsident sprach auch mit sechs Häftlingen, die Strafen wegen Drogendelikten absitzen. "Wir müssen überlegen, ob das der klügste Weg ist, zugleich die Kriminalität unter Kontrolle zu halten und Menschen zu rehabilitieren", sagte Obama zu den aktuellen Zuständen im US-Strafvollzug.

In keinem Land der Erde sitzen mehr Menschen im Gefängnis als in den USA. Die etwa 2,2 Millionen US-Insassen machen fast ein Viertel der weltweiten Gefängnisbevölkerung aus. Harte Mindeststrafen etwa bei Drogendelikten haben die Zahl der Häftlinge in den USA in den vergangenen 30 Jahren stark ansteigen lassen. Obama will gegen die Diskriminierung von Minderheiten, überbelegte Gefängnisse und unverhältnismäßig lange Haftstrafen vorgehen.

Diskriminierung im US-Strafrechtssystem in drei Grafiken

Tatsächlich sitzen Afroamerikaner und hispanischstämmige Bürger überproportional häufig im Gefängnis. Die Zahlen sind dramatisch und sie sagen eine Menge über die Verhältnisse in der US-Bevölkerung: Der Anteil der Schwarzen liegt hier bei etwas mehr als 13 Prozent. Doch unter den Strafgefangenen in den Staats- und Bundesgefängnissen machen sie mit 36 Prozent den größten Teil aus.

Der Anteil der weißen Amerikaner in den Haftanstalten ist mit 33 Prozent hingegen geringer, obwohl sie mehr als 60 Prozent der Bevölkerung stellen.

Vor allem, wenn die Zahl der Häftlinge auf je 100 000 Personen der gleichen Ethnie und des gleichen Geschlechts bezogen wird, ist deutlich zu sehen, dass unverhältnismäßig viele Schwarze im Gefängnis sitzen.

Wie das Justizministerium berechnet hat, kommen männliche Schwarze im Alter von 25 bis 39 Jahre - in diesem Zeitraum begehen Männer am ehesten ein Verbrechen - sechs Mal häufiger ins Gefängnis als ihre weißen Altersgenossen. Und immer noch 2,5 Mal häufiger als gleichaltrige Hispanics. Und auch in den Todeszellen sitzen unverhältnismäßig viele Schwarze.

Die Unterschiede beginnen schon bei den Verhaftungen. Wie eine Studie vor einigen Jahren zeigen konnte, werden Afroamerikaner 2,5 Mal häufiger verhaftet als Weiße, und sogar 3,5 Mal häufiger, wenn wegen Gewalt- oder Drogendelikten ermittelt wird. Bei Mord und Raubüberfällen liegt die Rate der Verhaftungen von Schwarzen sogar sechsmal höher.

Auch die durchschnittliche Haftdauer von Schwarzen ist im Vergleich zu weißen Straftätern etwa ein Jahr länger.

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