Interview mit Ex-Gefängniswärter:"Im Gefängnis bleibt nichts ewig ein Geheimnis"

Gary Heyward war ein aufrichtiger Gefängniswärter in New York. Dann wurde er zum Schmuggler seiner Insassen - und landete selbst hinter Gittern.

Von Kathrin Werner, New York

Gary Heyward, 47, sieht aus wie einer, mit dem man sich besser nicht anlegt. 1,90 Meter groß, gut 120 Kilo schwer, riesige Hände. Aber er hat seine gefährlichen Zeiten hinter sich gelassen, heute hat er es zu seiner Aufgabe gemacht, davon zu erzählen. Er hat ein Buch geschrieben, es heißt "Corruption Officer" und beschreibt, wie er vom aufrechten Gefängniswärter auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island zum Schmuggler im Auftrag der Insassen wurde, gigantische Summen verdiente - und dann selbst im Gefängnis landete.

950 Dollar Gewinn strich er allein beim Weiterverkauf einer Stange Zigarette ein, und selbst beim Kokain sei es Routine gewesen. "Nur diesmal habe ich dreimal so viel verdient", erinnert sich Heyward. Und wie hat er das Kokain an den Eingangskontrollen vorbei bekommen? "So wie die Zigaretten und alles andere auch. Ich habe meine schusssichere Weste schon angezogen, bevor ich zur Arbeit gegangen bin. Man konnte das Innenfutter herausnehmen, da habe ich alles reingestopft. Wichtig war, an den Checkposten am Eingang ganz locker vorbeizugehen und über das letzte Basketballspiel oder so zu reden. Es ist mit den Kollegen ein bisschen wie mit der Familie, man kennt sich, man vertraut sich. Nach einer Weile wurde Kokain auch Business as usual."

An manchen Tagen sei er morgens ohne Geld in der Tasche zur Arbeit gegangen und mit 2000 Dollar nach Hause gekommen. "An Tagen, wo das Gefängnis wegen irgendeines Vorfalls wie einer Prügelei abgesperrt war, lief das Geschäft gar nicht. Niemand konnte zu den Übergabestellen kommen", blickt Heyward zurück. Und weil im Gefängnis "nichts ewig ein Geheimnis" bleibe, sei er aufgeflogen. Der Seitenwechsel - vom Wärter auf Rikers Island zum Häftling in einem Gefängnis im Norden des Bundesstaates New York - "war entsetzlich. Diese Demütigung, die ich selbst über mich gebracht hatte. Und über meine Familie. Jeder wusste ja, wer ich bin, es stand alles in der Zeitung. Manche Officer haben mir zugeflüstert: "Pass auf dich auf. Ein Fehltritt, und du bist dran."

Über seine Zeit im Knast hat der 47-Jährige vor Kurzem ein Buch veröffentlicht. Lohnt sich das Bücherverkaufen so sehr wie das Korruptionsbusiness? "Es lohnt sich, weil es sicherer ist, mein Leben ist nicht in Gefahr. Ob das Geld so gut ist, muss sich noch zeigen", sagt Heyward.

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