American Football:Geliebte Feinde

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Razorbacks-Jugend holt sich bayerische Meisterschaft

Von Christoph Leischwitz, München

Den entscheidenden Einsatz hatte Sebastian Kriener schon vor dem Spiel gezeigt. Der 18-jährige Abwehrspieler der Fursty Razorbacks sollte eigentlich gerade mit seiner Schulklasse in Österreich auf Klassenfahrt sein. Doch angesichts dieses wichtigen Spiels hatte er sich entschieden, für einen Tag mit dem Fernbus nach Hause zu fahren und mit den Juniors, der Fürstenfeldbrucker A-Jugend, im Dantestadion anzutreten. Auf dem Papier handelte es sich zwar nur um ein Punktspiel. Doch aufgrund einer Platzsperre Anfang Mai war die Partie bei den Munich Cowboys in den vergangenen Wochen zum Finale um die bayerische Football-Meisterschaft avanciert. Sie wurde schließlich zu einem harten, Nerven aufreibenden Abwehrduell, in der Kriener von allen Spielern das beste Timing bewies. Kurz vor Schluss fing er, als Abwehrspieler aufgestellt, an der eigenen 21-Yard-Linie einen Pass des Cowboy-Quarterbacks Maximilian Dahl ab. Die bis dahin ungeschlagenen Münchner kamen danach beim Stand von 12:6 für Fürstenfeldbruck nicht mehr in die Nähe der gegnerischen Endzone. Das Ergebnis genügte den Razorbacks, weil sie das Hinspiel mit nur vier Punkten Unterschied verloren hatten.

"Das muss jetzt jemand rausoperieren", sagte Brucks Cheftrainer Michael Dohrmann nach dem Spiel und zeigte mit dem Finger auf sein breites Grinsen. "Wir sind am Boden zerstört", sagte Cowboys-Trainer Shahram Fardin einige Meter weiter. Beide sind erfahrene Trainer, Dohrmann coacht seit Jahrzehnten die Jugend der Razorbacks, Fardin war unter anderem mit dem Frauenteam der Cowboys deutscher Meister. Doch beiden war anzumerken, wie sehr sie diese Partie mitgenommen hatte. "Es handelt sich um die größte Rivalität im bayerischen Jugend-Football", sagt Dohrmann zu dem Dauerduell der Cowboys mit den Razorbacks. Schon seit langem machen die beiden die Meisterschaft unter sich aus, kein anderes Team hat annähernd deren Qualität. Oder auch einfach nur 40 Spieler vom Schlage Krieners beisammen, die dem Sport vieles unterordnen. Diesmal konnten die Razorbacks mit viel Einsatz den Titel verteidigen, noch auf dem Feld packten sie den Pokal aus dem vergangenen Jahr aus.

Einerseits mögen sie sich nicht besonders. Das hört man etwa dann heraus, wenn die Cowboys über das bulldozerhafte, aber auch effiziente Laufspiel der Razorbacks sprechen. Dohrmann sagt dazu: "Das ist eben Razorbacks-Football. Physisch. Hart." Gleichzeitig ist es aber auch so, dass beide Mannschaften voneinander profitieren. "Sie zwingen dich dazu, nicht deinen Stiefel herunterzuspielen. Videoanalysen zu machen, die Taktik umzustellen", sagt Dohrmann über die Cowboys und hört sich dabei fast schwärmerisch an. Er weiß, dass alle Teilnehmer einer Partie wie jener am Samstag besser werden, und damit auch der bayerische Football insgesamt. Denn die besten Spieler im Freistaat kommen seit Jahren aus den Jugendabteilungen der Razorbacks und der Cowboys. Es wäre in jeder Beziehung ziemlich langweilig ohne den jeweils größten Kontrahenten.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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