Feldafing:Feldafinger unterstützen Klinik-Neubau

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Die Wahlhelferinnen (v.l.) Hildegard Schröder, Ingrid Schilling und Karin Bergfeld hatten gut zu tun. 45 Prozent der Feldafinger wollten mitbestimmen. (Foto: Arlet Ulfers)

Beim Bürgerentscheid stimmt die große Mehrheit für das Ratsbegehren und damit für die Fortsetzung der bisherigen Planung. Die Verlierer akzeptieren das Ergebnis, hoffen aber weiterhin auf ein Gesamtkonzept

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Das ist überraschend deutlich: Mit großer Mehrheit erteilen die Feldafinger den Kritikern des geplanten Klinik-Neubaus auf dem Bundeswehrgelände eine Abfuhr. Mehr als 80 Prozent der Wähler haben sich am Sonntag in der Stichfrage für das Ratsbegehren entschieden und damit für die Fortsetzung der Planung gestimmt. Der Versuch der Initiatoren des Bürgerbegehrens, das Projekt zu verzögern oder zu verhindern, ist gescheitert. Damit kann die Leitung der Artemed-Klinik weiterhin mit dem vereinbarten Baurecht auf dem Kasernenareal rechnen. Die Wahlbeteiligung lag bei 45 Prozent.

Das vorläufige Ergebnis in absoluten Zahlen: Von 1553 Wählern haben 1228 für das Ratsbegehren gestimmt und sich damit dafür ausgesprochen, dass die aktuelle Planung für den Bau einer Klinik mit Betriebswohnungen fortgesetzt wird. Für den Bürgerentscheid und damit für eine Gesamtkonzeption für das Kasernengelände haben 365 Feldafinger gestimmt. Beide Begehren haben das Quorum erreicht.

Sogar im Wahlbezirk, wo die betroffenen Anwohner leben, haben zwei Drittel der Wähler für die Klinik gestimmt. Als dieses Ergebnis bekannt wird, zeichnet sich bei Bürgermeister Bernhard Sontheim eine erste Erleichterung ab. Als das Gesamtergebnis feststeht, knallen die Sektkorken im Rathaus. Die anwesenden Gemeinderäte sind erleichtert. "Ich fasse es nicht", sagt Sontheim und strahlt übers ganze Gesicht. "Ich freut mich, dass es so extrem deutlich ausgefallen ist. Das zeigt, dass sich die Feldafinger nicht manipulieren lassen."

Sigrid Friedl-Lausenmeyer (FDP) sagt: "Es ist ein Segen. Wenn es anders ausgegangen wäre, wäre das für den Gemeinderat sehr demoralisierend gewesen." Auch Anton Meier (Grüne) ist froh. "Mit viel Aufwand hat sich der Gemeinderat zu einem Kompromiss durchgerungen. Als endlich alles in trockenen Tüchern war, kam das Begehren. Das hat uns wütend gemacht."

Der Initiator des Bürgerbegehrens, Wolfgang Dorn-Zachertz, lobt die hohe Wahlbeteiligung. "Wir haben sicherlich den Nerv der Bürger getroffen. Es zeigt, dass Diskussionsbedarf besteht", sagt er. Aber: "Wir akzeptieren die demokratische Wahl." Mitstreiterin Julia Finkeissen sagt: "Wir werden natürlich weiterhin die Interessen unserer Wähler vertreten." Sie plädiert nach wie vor für ein Gesamtkonzept. "Nicht erst nach Abzug der Bundeswehr, sondern jetzt." Sie wünsche sich, dass der Gemeinderat auf Experten zurückgreife, wie etwa Nadja Heupe von der TU München vom Lehrstuhl für nachhaltige Entwicklung für Stadt und Land. Den Initiatoren des Begehrens ist der Klinikneubau zu wuchtig.

Knapp 37 Hektar ist das Kasernenareal der Bundeswehr in Feldafing insgesamt groß. Der bereits herausgelöste Teil für den Neubau der Artemed-Klinik misst etwa fünf Hektar. Darauf soll ein Krankenhaus mit 200 Betten entstehen, bisher beträgt die Bettenzahl 120. Die Zahl der Klinik-Mitarbeiter würde von 270 auf 370 anwachsen. Nun kann auch die Klinikleitung aufatmen. Simon Machnik, der Chef der Artemed-Kliniken in Tutzing und Feldafing, hatte bei einer Informationsveranstaltung gewarnt, der Neubau würde um mindestens fünf Jahre verzögert und damit ganz verhindert, wenn er eine Gesamtplanung für das Bundeswehrareal abwarten muss. Der Bürgerentscheid hätte eigentlich schon am 14. Juni stattfinden sollen, musste aber wegen eines Formfehlers um fünf Wochen verschoben werden. Beim Text der Stichfrage war ein Wort vergessen worden.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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