Fußball-Landesliga:Hofmanns Erwägungen

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Trainer für eine Saison und einen Spieltag: der ehemalige Löwen-Profi und KSC-Coach Michael Hofmann. (Foto: Florian Peljak)

Ehemaliger 1860-Profi tritt überraschend nach dem ersten Spieltag als Trainer des Kirchheimer SC zurück

Von Andreas Liebmann, Kirchheim

42 Tage war es her, dass die Fans des Fußball-Landesligisten Kirchheimer SC den Trainer Michael Hofmann mit Sprechchören feierten. Das war nach dem 4:1-Rückspielsieg in der Relegation gegen den SV DJK Kolbermoor, der den Klassenverbleib brachte. Hofmann, der ehemalige Torhüter der Münchner Löwen, gab seinen Stolz auf die Spieler zu Protokoll und seine Erleichterung, weil die Landesliga doch eine bessere Umgebung sei, um sich zu entwickeln - für die Mannschaft ebenso wie für ihn in seinem zweiten Trainerjahr. Kürzlich hat Hofmann fürs Foto noch mit acht Neulingen posiert, er streckte seinen Brustkorb derart nach vorne, dass bei einem Platzregen locker die ganze Gruppe darunter Schutz gefunden hätte. Umso überraschender kam Hofmanns Rücktritt am vergangenen Sonntag.

Tags darauf sagten alle Beteiligten übereinstimmend - gar nichts. Sie hätten das so vereinbart. Der Klub meldete eine Trennung in "beiderseitigem Einvernehmen", Co-Trainer Kevin Staudigl und Spieler David Schittenhelm übernehmen demnach vorübergehend die Traineraufgaben, womit dem Duo an diesem Dienstag gleich mal eine Auswärtspartie beim VfB Hallbergmoos (19.30 Uhr) bevorsteht. "Weitere Informationen erhalten Sie gern, sobald wir neue Nachrichten vorlegen können."

Vorausgegangen war Hofmanns Rücktritt eine 2:5-Heimniederlage am ersten Spieltag gegen den TuS Holzkirchen, obwohl Kirchheim "eine halbe Stunde sehr gut gespielt" hatte, wie Abteilungsvize Jörg Krause fand, und Spielgestalter Maximilian Leimeister, der schon im Relegationsrückspiel alle vier Treffer erzielt hatte, einen 2:0-Vorsprung herausgeschossen hatte. Womöglich ließ die Kraft nach, jedenfalls häuften sich Kirchheims Fehler.

Krause hob Hofmanns "große Verdienste" hervor und den Respekt, den er vor dem ehemaligen Profi empfinde, auch daher wolle er die Hintergründe des Abschieds nicht erläutern. Aber so kompliziert ist die Sache vermutlich gar nicht. Die Vorbereitung war kurz und holprig, wegen der Relegation hatte es nur wenige Tage Pause gegeben, irgendwann aber wollte jeder mal ein bisschen Urlaub machen, ein paar Verletzungen kamen hinzu. Der KSC wolle jedoch nicht Spieler nachkaufen "wie beim Metzger", sagte Krause. "Und dann stellst du fest, dass die Perspektivspieler, die sich in der Vorbereitung mühsam herangearbeitet haben, Fehler machen." Alles Schwierigkeiten, die erwartbar waren.

Der 42-jährige Hofmann kleidete das vereinbarte Nichts in etwas andere Worte, er führte "persönliche Gründe" an. Viele gute Spieler habe der Verein, viele fleißige Leute, doch die Erfahrungen der zurückliegenden Wochen hätten ihn zu der Überlegung gebracht, ob es nicht besser wäre, "wenn jemand anders an den Stellschrauben dreht". Er habe ja doch viel zu tun, bilde auch für die Fußballschule der ehemaligen Kollegen Roman Tyce, Patrick Ghigani und Paul Agostino Kinder aus. Da sei es etwas einfacher, weil man vorher wisse, wer komme. Die Trainingsbeteiligung sei aber nicht der Grund für seinen Weggang gewesen, betonte er, auch nicht die Strukturen des Landesligisten: "Andere haben vielleicht mehr Möglichkeiten, aber machen weniger daraus", sagte er - wenngleich er auf seiner lehrreichen ersten Traineretappe durchaus auch Erfahrungen gemacht habe, "wo ich vor einer nächsten Station den einen oder anderen Punkt überlegen würde". In jedem Falle sei er "mit Herzblut" bei der Sache gewesen, und weil das so sei, werde er auch künftig wohl das eine oder andere Kirchheimer Spiel anschauen. Wenngleich er dann wohl auf Sprechchöre verzichten muss.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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