Box-Talent Feigenbutz:Vince packt den Wumms aus

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Vincent Feigenbutz (li.): Große Ziele, harte Schläge (Foto: dpa)

21 Profi-Kämpfe, 19 Mal K.-o.-Sieg, neun Mal in der ersten Runde: Boxt der 19-Jährige Vincent Feigenbutz, toben die Hallen.

Von Saskia Aleythe, Halle/Westfalen

Reibungslos verläuft es nicht immer, wenn Vincent Feigenbutz kämpft. Der Ringsprecher hat gerade seinen ersten Einsatz des Abends, der Boxer steht bereit, schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, viele Sponsorennamen, die Kappe tief ins Gesicht gezogen. Er läuft los, Russ Bray aus England stellt ihn dem Publikum vor, zu sehen bekämen sie nun: "Viiiincent Fiiiiegenbuuutz". Naja, fast.

Die Aussprache seines Namens werden ambitionierte Ringsprecher in Zukunft eifrig studieren, denn Vincent Feigenbutz wird ihnen noch öfter begegnen. Er ist erst 19 Jahre alt und wenn alles wie geplant verläuft, stellt der Supermittelgewichtler noch in diesem Jahr einen Rekord auf: Er könnte der jüngste Weltmeister werden, den das deutsche Boxen bisher hervor gebracht hat.

Es ist Samstagnacht in Halle/Westfalen, Arthur Abraham hat sich gerade den Kiefer gebrochen, aber gegen Robert Stieglitz durch K.o. gewonnen, da steht erstmal Feigenbutz im Mittelpunkt. Pressekonferenz unterm Dach der Arena, auf der Tribüne zwei Bubigesichter, wie sie auch bei einem Fußballbundesligisten vorgestellt werden könnten. Beide haben an diesem Abend ebenfalls gekämpft und gewonnen. Leon Bauer, 16 Jahre alt, unterschreibt live einen Vertrag beim Sauerland-Stall, zwei Plätze weiter sitzt Feigenbutz, der andere reden lässt. "Überall, wo er boxt, tobt die Halle", sagt Kalle Sauerland, seine Auftritte hätten "Spaßfaktor zehn". Mit Vincent Feigenbutz und dem Boxen hätte es durchaus schlechter beginnen können.

Der 19-Jährige hat bereits eine eigene Fanszene, sie nennt ihn Prinz Vince oder K.-o.-Prinz, sein Kampfname lautet: Iron Junior. 21 Profikämpfe hat er bisher bestritten, einen verloren, 19 durch K.o. gewonnen - neun Gegner haben nicht mal die erste Runde überstanden. Auch in Halle beendet er das Duell gegen den Peruaner Mauricio Reynoso, 37 Jahre, vorzeitig: Der finale Niederschlag kommt in der dritten Runde. "Ich bin cool und locker in den Kampf reingegangen", erklärt Feigenbutz, "ich will mehr davon".

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Auf das vierte Duell gegen Robert Stieglitz hatte Arthur Abraham eigentlich gar keine Lust mehr. Dann besiegt er ihn durch technischen K.o. - und bleibt Box-Weltmeister im Supermittelgewicht.

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Ein bisschen nervös sah das allerdings schon aus, wie Feigenbutz immer wieder die Luft durch die Lippen presste, als er zum Ring lief - aber zwischen dem Boxer und dem Menschen Feigenbutz gibt es ohnehin ein paar Widersprüche. Vielen gilt der Sportler als Großmaul, er sagt Sätze wie: "Wer mir in den Weg kommt, wird eliminiert" oder "Ich fühle mich schon lange bereit, gegen die Weltspitze in meiner Gewichtsklasse anzutreten".

Privat ist Feigenbutz ein ruhiger Typ, er angelt gerne, parallel zum Boxen absolviert er eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker bei den Stadtwerken in Karlsruhe. Er trägt keine abgefahrene Frisur, keine extravaganten Outfits. Ob er auch ein Fotoshooting mit Playboy-Bunnies absolvieren würde, wie es jüngst Arthur Abraham tat? "Wenn ich 19 wäre und das angeboten bekommen würde", meint Promoter Sauerland, "hätte ich kein Problem damit. Aber es muss authentisch bleiben." Manager Gottwald erklärt hingegen: "Für ihn gibt's nur Boxen und Angeln. Er braucht keine Freundin, das kommt alles später."

Vor fünf Jahren war Feigenbutz noch gar kein Boxer, er spielte Fußball, ein Freund nahm ihn dann ins Bulldog Gym in Karlsruhe mit, da ist er geblieben, seit 2011 bestreitet er Profikämpfe - ohne je im Amateurbereich angetreten zu sein. Allein das ist außergewöhnlich. "Der Junge hat so einen Biss, so einen Selbstantrieb, sich immer weiter zu verbessern", sagt sein Trainer Hansi Brenner. Und vor allem bringt er für sein Alter schon erstaunlich viel Muskelmasse mit, sie ist die Basis für seinen Wumms.

Feigenbutz hat einen richtig harten Schlag, den er auch variabel einsetzen kann. Der Manager seines nächsten Gegners Fedor Chudinov sah ihn in Halle kämpfen, sein Kommentar zu Feigenbutz: "Oh mein Gott, das ist ja ein Tier."

Der 27-jährige Chudinov dürfte allerdings keine leichte Aufgabe für den Deutschen werden, im Mai hatte er Felix Sturm mit einem beherzten Auftritt durch einen Punktsieg bezwungen. "Er ist ein harter Kerl", sagt Feigenbutz, "aber den kann man auch trainieren und schlagen." Noch in diesem Jahr soll er seine Chance bekommen, ein genauer Termin steht noch nicht fest. An seiner Deckung muss er bis dahin weiter arbeiten. Feigenbutz boxt offensiv, sucht den Infight, seine Schwäche aber: Die Abwehrfaust rutscht ihm bisweilen noch zu oft in die Hüfte - eine Einladung zum Zuschlagen für seine Gegner.

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Weil er klug verteidigt und gezielte Schläge austeilt, verteidigt Arthur Abraham seinen WM-Titel gegen Robert Stieglitz. Was bleibt, sind trotzdem Schmerzen.

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Sorgen braucht sich aber niemand machen: "Er hat das Warrior-Gen in sich", sagt sein Manager Gottwald. Der greift auch gerne zu großen Vergleichen, Boris Becker etwa hätte ja auch schon sehr früh sehr viel erreicht. Klar ist heute schon: Arthur Abraham, ebenfalls im Sauerland-Stall, will in zwei Jahren seine Karriere beenden. Vincent Feigenbutz ist dann 21 Jahre alt. Ein gutes Alter für eine Ablöse.

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