Kirchseeon:Flüchtlinge im Gymnasium

Kirchseeon: Noch vor wenigen Wochen war die Turnhalle des Kirchseeoner Gymnasiums Prüfungsraum, nun sollen bis zu 100 Flüchtlinge dort unterkommen.

Noch vor wenigen Wochen war die Turnhalle des Kirchseeoner Gymnasiums Prüfungsraum, nun sollen bis zu 100 Flüchtlinge dort unterkommen.

(Foto: Endt)

Bereits in wenigen Tagen werden Flüchtlinge in die Gymnasiumsturnhalle in Kirchseeon einziehen. Die Unterkunft soll aber möglichst zum Ende der Sommerferien wieder aufgelöst werden.

Von Barbara Mooser, Kirchseeon

Erneut wird eine Schulturnhalle zur Flüchtlingsunterkunft: Voraussichtlich bereits an diesem Donnerstag werden Asylbewerber im Kirchseeoner Gymnasium untergebracht. Die Halle soll Platz für etwa 100 Menschen bieten, allerdings - so jedenfalls hoffen es die Verantwortlichen im Landratsamt - voraussichtlich nur bis zum Ende der Ferien. In einem Brief an die Eltern hat Schulleiterin Gabriele Söllheim bereits deutlich gemacht, dass sie für eine längere Nutzung auch nicht allzu viel Verständnis hätte: Ein geregelter Unterrichtsbetrieb wäre in der gesamten Oberstufe ansonsten nicht möglich. "Da der Landkreis Ebersberg erst vor kurzem als Bildungsregion in Bayern zertifiziert wurde, gehen wir davon aus, dass Bildung nach wie vor einen so hohen Stellenwert hat, dass wie in anderen Gegenden auch, in den nächsten acht Wochen eine andere Lösung gefunden werden kann", schreibt sie.

Überraschend kommt die Entscheidung nicht, eine weitere Turnhalle vorübergehend umzuwidmen: Bereits in der vergangenen Woche hatte Landrat Robert Niedergesäß angedeutet, dass man wohl erneut auf diese Lösung zurückgreifen müsse - angesichts von 30 Flüchtlingen, die jede Woche neu im Landkreis ankommen. Bereits am Montag haben die Vorbereitungen in Kirchseeon begonnen, unter anderem muss ein Schutz für den Turnhallenboden verlegt werden. Außer den Verantwortlichen in der Schule wurden auch die Vereine, die die Halle normalerweise nutzen, bereits informiert. Ein Gespräch mit dem Helferkreis über das weitere Procedere war für Montagabend angesetzt. Statt der Turnhalle die ATSV-Halle zu nutzen, wie die Schulleitung das vorgeschlagen hatte, wäre laut Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales und Bildung im Landratsamt, nicht möglich gewesen: Das Platzangebot würde hier nicht ausreichen, in der ATSV-Halle könnten lediglich 50 Flüchtlinge unterkommen.

Eine weitere Schulturnhalle als Unterkunft zu nutzen, ist laut Stefanie Geisler derzeit nicht geplant. Wie es aber im Herbst weitergeht, das ist die Frage. Dann wäre laut Geisler wohl die Dreifachturnhalle in Markt Schwaben "der nächste Kandidat". Allerdings erst dann, wenn die Zweifachturnhalle der dortigen Realschule nach der Generalsanierung wieder zur Verfügung steht und das Fest zur 900-Jahr-Feier am 12. und 13. September über die Bühne ist. Denkbar wäre nach Auskunft der Fachfrau im Landratsamt nach wie vor theoretisch die Nutzung von Festzelten als Asylbewerberunterkünften, doch auch diese Zelte seien kaum verfügbar, weil sie oft vorgebucht seien. "Wir haben auch Kontakt zu Vertretern für Traglufthallen, die grundsätzlich auch für die kalte Jahreszeit geeignet sind", erläutert Geisler. Zudem sei man dabei, weitere Container-Module zu organisieren. Die Gemeinde Vaterstetten hat mittlerweile ein weiteres Grundstück für gut 100 Asylbewerber vorgeschlagen.

Was das Gymnasium Kirchseeon betrifft, will die Schulleiterin im Hinblick auf das kommende Schuljahr auch das bayerische Kultusministerium um Unterstützung bitten. Landrat Niedergesäß hat in einer Pressemitteilung Verständnis für den "aufkommenden Unmut in der Bevölkerung" geäußert, auch er sei über die wöchentlichen Zwangszuweisungen "alles andere erfreut", heißt es dort weiter. "Die Entwicklung überrollt uns, den Landkreis, die Gemeinden, und auch die Helferkreise werden mittlerweile arg strapaziert, lange geht das nicht mehr gut", so Niedergesäß. Dennoch bittet er die Bevölkerung um Verständnis und Besonnenheit: "Wir müssen das unsere tun, die ankommenden Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und sie für die Dauer ihres Aufenthalts bei uns gut zu betreuen."

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