Dachauer Volksfest:Schausteller ärgern sich über Ponyreitverbot

Dachauer Volksfest: Die Stadtkapelle eröffnet das Volksfest.

Die Stadtkapelle eröffnet das Volksfest.

(Foto: Toni Heigl)

Mitten in den Vorbereitungen zum Dachauer Volksfest entrüsten sich Wirte und Schausteller über das Ponyreitverbot. Und greifen zu drastischen Formulierungen.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Als der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) bestätigt, dass am ersten Volksfestsamstag eine Demonstration gegen das Ponyreiten stattfinden wird, bricht es aus Schausteller-Sprecher Paul Tille heraus: Eine "absolute Frechheit" sei das, wie mit dem Traditionsbetrieb Kaiser umgesprungen werde. Das Pferd sei schließlich ein Nutztier. "Das ist doch kein Streichelzoo hier." Die Wirtin des Ziegler-Festzelts, Andrea Schneider, pflichtet dem Schausteller-Sprecher umgehend bei. "Dann sollen doch die Demonstranten die Kutschen beim Einzug aufs Volksfest ziehen."

OB Hartmann hört sich die aufgebrachten Wortmeldungen auf der jährlich stattfindenden Pressekonferenz zum Dachauer Volksfest an - und schweigt. Der Oberbürgermeister selbst hat vor einer Woche im Haupt- und Finanzausschuss des Dachauer Stadtrats für das Verbot des Ponyreitens gestimmt. Mit den Stimmen von SPD, Grünen, Bündnis und zwei von der CSU war das Verbot beschlossen worden. Die Arbeit mit lebendigen Tieren ist Schaustellern auf dem Dachauer Volksfest von 2016 an untersagt. Betroffen von der Verordnung ist neben dem Reitsalon Kaiser auch die Mäusestadt von Schaustellerin Johanna Brambach.

Die klare Mehrheit der Wirte, Schausteller und Organisatoren, die bei der rekordverdächtig besuchten Pressekonferenz anwesend ist, regt sich über das Verbot auf. "Die Lebensmittelproduktion ist doch die viel größere Tierquälerei", sagt etwa Martin Schweiger, der wieder Schweiger's Schmankerlzelt bewirten wird. Wolfgang Altmann, der seit vielen Jahren die Getränkeversorgung auf dem Volksfest organisiert, will beobachtet haben, dass sich die Familie Kaiser immer sehr gut um ihre Pferde gekümmert habe. Er fragt sich, wo denn Eltern nun ihre Kinder für wenig Geld noch reiten lassen können. Die teils polemischen Einwände sind zahlreich - während die Befürworter des Verbots, siehe Hartmann, sich in Schweigen üben.

Vielleicht ist es die Vorfreude auf das immer näher rückende Volksfest, die eine kontroverse Debatte verhindert. Viel verändern wird sich im Vergleich zum Vorjahr nicht, kündigt Hartmann einführend an. Auch 2015 wird für das zehntägige Fest extra ein Bier gebraut. Dieses Mal soll die Mass 5,60 Euro kosten. Der Oberbürgermeister und Volksfestreferent Robert Gasteiger (FW) durften sich bei der Brauerei bereits von der "guten Qualität" des Bieres überzeugen, wie sie erzählen. Ewald Zechner, Festwirt des großen Bierzelts, gibt sich wenig später großzügig: Er schenkt den Dachauer Vereinen 150 Biermarken.

Dachauer Volksfest: Volksfestwirte, Politiker und Schausteller posieren nach der Pressekonferenz zum Dachauer Volksfest für das obligatorische Foto.

Volksfestwirte, Politiker und Schausteller posieren nach der Pressekonferenz zum Dachauer Volksfest für das obligatorische Foto.

(Foto: Toni Heigl)

Die Attraktionen unter den 75 Schaustellerbetrieben sind in diesem Jahr Fahrgeschäfte wie die Petersburger Schlittenfahrt, der Starflyer oder Freddy's Zirkus - nicht zu vergessen die altbewährten Traditionsgeschäfte wie der Autoscooter, das 40 Meter hohe Riesenrad oder der stadteigene Glückshafen, an dem für einen guten Zweck Lose verkauft werden. Das Volksfest beginnt traditionell mit dem Festzug, der am Samstag, 8. August, von 11.30 Uhr an von der Altstadt auf die Ludwig-Thoma-Wiese führt; Bieranstich ist um 12 Uhr mittags.

Am Sonntag zieht der beliebte Kinderfestzug auf die Festwiese. "600 Kinder aus dem gesamten Landkreis werden in 33 Gruppen teilnehmen", kündigen die Organisatoren Gertrud Stock und Stadtrat Günter Dietz (CSU) an. Schausteller-Sprecher Paul Tille übergibt für die Kinder 1200 Gutscheine für Fahrgeschäfte. "Das sind die Kinder uns wert." Organisatorin Stock freut sich, dieses Jahr eine besondere Attraktion ankündigen zu dürfen: den Drachenreiter von Burg. Sie mahnt allerdings auch, dass immer noch freiwillige Helfer für den Aufbau gesucht werden. Dieser läuft bereits seit Wochen in der Halle der Firma Reischl in Hebertshausen.

Stadtrat Wolfgang Moll kündigt ein umfangreiches sportliches Rahmenprogramm des Volksfests an. Neben Veranstaltungen wie dem Sportfest des ASV Dachau oder dem Stockschützenturnier ist das vom Radsportverein Soli Dachau ausgetragene internationale Bergkriterium zweifelsohne der Höhepunkt. Das allseits beliebte Feuerwerk findet in diesem Jahr wieder am Donnerstag statt. Volksfestreferent Gasteiger ist überzeugt, dass das Dachauer Volksfest - "es hat ein Alleinstellungsmerkmal im Münchner Umland" - auch in diesem Jahr ein großer Erfolg wird. Damit das Wetter passt, hat er in Altötting extra eine Kerze angezündet.

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