NSU-Prozess:Zschäpes Anwalt Heer muss seinen Sitzplatz räumen

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Jetzt geht es gegen Wolfgang Heer: Beate Zschäpe versucht erneut, einen ihrer Verteidiger los zu werden.

(Foto: Christof Stache/AFP)
  • Die Angeklagte Beate Zschäpe stellt einen neuen Antrag, um Wolfgang Heer, einen ihrer Pflichtverteidiger los zu werden.
  • Richter Götzl zeigt sich unbeeindruckt und befragt wie geplant eine BKA-Beamtin zu wichtigen Asservaten.

Aus dem Gericht von Tanjev Schultz

Der juristische Kleinkrieg zwischen Beate Zschäpe und ihren Verteidigern geht weiter. Am Dienstag setzte sich die Angeklagte im NSU-Prozess mit ihrem Wunsch durch, die Sitzordnung zu ändern. Ihr in Ungnade gefallener Pflichtverteidiger Wolfgang Heer räumte seinen Platz, dort sitzt nun Zschäpes neuer Anwalt, der junge Münchner Anwalt Mathias Grasel. Zschäpe sitzt neben ihm. Die anderen Anwälte hält sie auf Distanz.

Wie Richter Manfred Götzl bekannt gibt, ohne zunächst weiter darauf einzugehen, hat Zschäpe einen neuen Antrag gestellt, Heer von seinem Mandat zu entbinden. Allmählich kommt man kaum noch hinterher in diesem immer absurder werdenden Konflikt, der die Aufklärung des Neonazi-Terrors zeitweise überlagert. Ein juristisches Manöver löst das nächste ab.

Zur Erinnerung: Bereits vor einem Jahr hatte Zschäpe den Antrag gestellt, alle drei Anwälte loszuwerden. Das Gericht lehnte ab. Vor einigen Wochen richtete sich dann ein Antrag speziell gegen die Verteidigerin Anja Sturm. Das Gericht lehnte auch diesen ab, gewährte der Angeklagten aber schließlich einen neuen, vierten Anwalt. Dann beantragten am Montag die drei Altverteidiger, ihr Mandat niederlegen zu dürfen. Zschäpe hatte natürlich nichts dagegen, doch das Gericht lehnte wieder ab. Und nun geht das Gezerre weiter.

Verdächtige Fingerabdrücke

Richter Götzl gab sich allerdings unbeeindruckt. Er rief am Dienstag wie geplant eine junge BKA-Beamtin auf, die er stundenlang zu wichtigen Asservaten befragte. Die Kriminalkommissarin fasste unter anderem Ermittlungsergebnisse zu den NSU-Bekennervideos zusammen.

Nach Auffliegen des NSU im November 2011 waren mindestens 16 dieser Videos an Medien, Parteibüros und andere Organisationen verschickt worden. Die Anklage wirft Zschäpe vor, dass sie die DVDs in die Post gegeben habe. Wie die Zeugin nun darstellt, wurden an einem der Briefumschläge Zschäpes Fingerabdrücke gefunden.

Während Mathias Grasel - der Mann, der derzeit Zschäpes Vertrauen genießt - passiv blieb, schaltete sich Zschäpes Anwalt Wolfgang Stahl mehrmals ein und hakte kritisch nach. Das Signal sollte offenbar auch sein: Das alte Verteidigerteam wird weiter pflichtgemäß seine Arbeit für Beate Zschäpe erledigen. Auch wenn weder Zschäpe noch ihre drei Altverteidiger das eigentlich wollen.

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