Sci-Fi-Serie "The 100" auf Pro Sieben:Erwachsenwerden extrem

The 100 - Die Landung / Wir sind nicht allein / Wozu hat man Freunde

Sie sollen die Erde erkunden, gemeinsam mit 98 anderen jungen Menschen: Bellamy (Bob Morley, links) und seine Schwester Octavia (Marie Avgeropoulos).

(Foto: Pro Sieben)

Ein bisschen "Lost", ein bisschen "Hunger Games" - und jede Menge Sci-Fi-Anspielungen: Vieles in der Serie "The 100" erinnert an bereits Dagewesenes.

Von Kathrin Hollmer

Sturmfrei, das bedeutet, dass die Eltern verreist sind, oder wenigstens im Theater, und die daheimgebliebenen Pubertierenden wild feiern. In der Science-Fiction-Serie The 100 haben hundert Jugendliche sturmfrei, auf dem ganzen Planeten sogar. Gefeiert wird allerdings eher wenig.

Jason Rothenbergs post-apokalyptische Serie spielt 97 Jahre nach einem Atomkrieg: Das vermeintlich einzige menschliche Leben spielt sich auf einer riesigen Raumstation ab, der "Ark". Weil Sauerstoff, Wasser und Nahrung knapp sind, hat die Regierung eine Ein-Kind-Politik eingeführt und setzt auch sonst tyrannische Gesetze in der Kolonie durch. Wer als Erwachsener Unfug treibt, wird "gefloatet": ohne Schutzanzug ins schwarze All geschubst. Das Todesurteil.

Viel Zeit zum Feiern bleibt den ausgesetzten Jugendlichen nicht

Ein wenig besser ergeht es einhundert jugendlichen Straftätern. Als die Ressourcen auf der Ark knapp werden, schickt der Rat die Truppe in einer Raumkapsel auf die verseuchte Erde. Sie sollen prüfen, ob dort wieder Leben möglich ist. Unten angekommen, haben die jungen Leute nicht viel Zeit zum Feiern in der vermeintlich neuen Freiheit ohne die Erwachsenen. Wie Alice im Wunderland streifen sie durch den Urwald, in dem sie gelandet sind, staunen über Schmetterlinge, die im Dunkeln neonblau leuchten, und den ersten Regen, den sie auf ihrer Haut spüren.

Wie die Jugendlichen im Urwald landen und auf sich allein gestellt sind, erinnert stark an Lost. Genau wie in der Serie aus den Nullerjahren gibt es auch in The 100 einen mysteriösen, gefährlichen Nebel, und stets wirkt es, als würden die Jugendlichen beobachtet.

Insgesamt erinnert vieles in The 100 an bereits Dagewesenes: die Hierarchien, die sich unter den Jugendlichen bilden, aktuell an die Science-Fiction-Serie Between (Netflix), in der sich eine Gruppe alleingelassener Jugendlicher ebenfalls in zwei Lager aufspaltet. Und bei Ästhetik und Plot von The 100, die sich zwischen Erde und Orbit spannen, wird dann noch ein wenig bei The Hunger Games abgekupfert und bei Babylon 5. Dazu kommen noch Anspielungen für Science-Fiction-Fans, wie die Namen einiger Figuren, die an A Space Odyssey oder Krieg der Welten erinnern.

Nichts ist subtil

In The 100 steht auf der einen Seite Bellamy (Bob Morley), der auf der Raumstation als Hausmeister arbeitete. Er ist die Herrschaft der Privilegierten leid, ein Rebell, der seine Anhänger streng führt. Auf der anderen Seite ist da die vernünftige Clarke (Eliza Taylor), die aus privilegierten Verhältnissen kommt und wieder in Kontakt mit der Ark kommen will.

Eine Geschichte vom Erwachsenwerden unter extremen Bedingungen soll The 100 erzählen. Doch das geht in dem überladenen Mosaik aus Anspielungen, Zitaten, bekannten Motiven und Stereotypen leider unter. Nichts ist subtil, und die Charaktere sind nicht besonders fein gezeichnet, wer aufpasst, dem fallen außerdem wissenschaftliche Ungenauigkeiten auf.

Unerwarte Wendungen machten die Serie, die auf Kass Morgans gleichnamigem Roman basiert, in den USA dennoch zu einem Erfolg. Inzwischen ist bereits eine dritte Staffel angekündigt.

The 100, Pro Sieben, mittwochs, 20.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: