Tote Inhaftierte in Texas:Sandra Bland soll früher Suizidversuch unternommen haben

Tote Inhaftierte in Texas: In dieser Zelle wurde Sandra Bland gefunden.

In dieser Zelle wurde Sandra Bland gefunden.

(Foto: AP)
  • Die in einer Gefängniszelle in Texas ums Leben gekommene Sandra Bland soll Polizeiunterlagen zufolge einen Suizidversuch hinter sich gehabt haben.
  • Die Todesumstände der 28-jährigen Schwarzen sind ungeklärt - drei Tage nach einer Polizeikontrolle starb sie in ihrer Zelle.
  • Ihre Familie weist die Suizidtheorie zurück.

Neue Dokumente im Fall Sandra Bland

Die in einer Gefängniszelle umgekommene Schwarze Sandra Bland soll vor nicht allzu langer Zeit ein Baby verloren und anschließend versucht haben, sich selbst zu töten. Die Behörden im texanischen Waller County veröffentlichten entsprechende Dokumente. Die Umstände ihres Todes sind noch immer nicht im Detail klar. Die Familie der 28-Jährigen dementierte, dass die junge Frau Suizidgedanken gehabt habe.

Bland war am 10. Juli wegen eines Verkehrsdelikts festgenommen und drei Tage später tot in ihrer Zelle aufgefunden worden. Ein Gerichtsmediziner hat Blands Tod als Suizid durch Erhängen beurteilt. Ihre Familie und Freunde bestreiten dies.

Am Dienstag wurde ein Polizeivideo veröffentlicht, das die Festnahme Blands zeigt. Nach einer zunächst harmlosen Verkehrskontrolle ist in der Aufnahme zu sehen, wie Bland mit einem Polizisten in heftigen Streit gerät. Der Beamte wurde mittlerweile beurlaubt. Die Dokumente ließen den Schluss zu, dass Bland nicht suizidal gewesen ist, als sie nach der Polizeikontrolle in die Haftanstalt in Hempstead etwa 100 Kilometer nordwestlich von Houston kam.

Widersprüchliche Informationen

Es finden sich allerdings Diskrepanzen in den Unterlagen: In einem Formular steht, dass Bland 2015 versuchte, sich das Leben zu nehmen, nachdem sie ein Baby verloren habe. Ein weiteres Dokument, das von einem Gefängnismitarbeiter ausgefüllt wurde, stellt jedoch fest, dass der Suizidversuch bereits im Jahr 2014 stattgefunden habe. Unklar ist darüber hinaus, ob die junge Frau innerhalb des vergangenen Jahres Suizidgedanken gehabt hat - und ob sie unter Epilepsie litt. In dem Polizeivideo ist Bland zu hören, wie sie dem Polizisten sagt, sie habe Epilepsie.

Nachdem zuvor der Sheriff von Waller County, Glenn Smith, von Blands Suizidgedanken berichtet hatte, hatte der Familienanwalt Cannon Lambert diese Angaben dementiert. Die Familie habe "keine Beweise", dass Bland einen Suizidversuch hinter sich gehabt habe. Bland habe sich nicht suizidal verhalten und ihrer Familie zufolge gab es keine Anzeichen, dass sie wegen Depressionen behandelt worden sei, sagte Lambert.

Kritik aus der Politik

Ein texanischer Senator kritisierte die Praktiken der Haftanstalt in Hempstead. Mangelnde Achtsamkeit des Gefängnispersonals habe das Suizidrisiko Blands erhöht, sagte der schwarze Abgeordnete Royce West. Die Informationen über die Frau hätten dafür sorgen müssen, dass sie genauer beobachtet werde. Normalerweise werden die Zellen einmal pro Stunde überprüft, bei Suizidverdachtsfällen dagegen alle 15 Minuten.

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, sagte, die Familie der Toten verdiene Antworten. Die Schwester der 28-Jährigen, Sharon Cooper, sagte, sie halte das Verhalten von Bland während der lauten Konfrontation mit dem weißen Polizisten für angemessen. Dieser hatte sie am 10. Juli angehalten, weil sie beim Spurwechsel mit ihrem Auto nicht korrekt geblinkt hatte. Auch sie hätte sich durch das Auftreten des Polizisten bedroht gefühlt, sagte Cooper.

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