Terrorbekämpfung:Türkei greift IS an - Großrazzien im ganzen Land

A Turkish Air Force F16 jet fighter prepares to take off from an air base during the Anatolian Eagle military exercise in Konya

Mit Fliegern des Typs F-16 greift die Luftwaffe die Stellungen des IS an.

(Foto: REUTERS)
  • Ohne den eigenen Luftraum zu verlassen, haben türkische Kampfjets Stellungen des IS in Syrien angegriffen.
  • Mit dem Einsatz reagiert die Regierung auf eine Attacke gegen einen Militärposten.
  • Am Freitagmorgen begann Medienberichten zufolge die Polizei mit Großrazzien gegen den IS und die PKK. Dabei soll in Istanbul eine Frau getötet worden sein.
  • US-Kampfflugzeuge dürfen IS künftig auch von Türkei aus angreifen.

Luftschläge gegen drei Stellungen

Die Türkei hat am Freitagmorgen Amgriffe gegen drei Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien geflogen. Das gab das Büro des Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu bekannt. Die Aktion sei eine Reaktion auf eine bewaffnete Attacke von IS-Kämpfern auf einen türkischen Militärposten am Vortag. Ein Soldat war dabei gestorben.

Medienberichten zufolge schossen die Kampfjets Raketen auf IS-Ziele im syrischen Dorf Havar ab. Havar liegt gegenüber der türkischen Grenzprovinz Kilis. Dort seien mindestens drei laute Explosionen gehört worden, meldete der private türkische Fernsehsender NTV.

Die Zeitung Hürriyet berichtete, bei zwei der ins Visier genommenen IS-Ziele habe es sich um Orte gehandelt, die die IS-Miliz angeblich als Hauptquartiere genutzt habe.

Großrazzien im ganzen Land

Bei einer großangelegten Polizeiaktion gegen mutmaßliche Anhänger des IS und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK sind in der Türkei 251 Verdächtige festgenommen worden. Türkische Medien berichten, dass bei einer der Polizeiaktionen in Istanbul eine Frau getötet worden sein soll.

Die Regierung erklärte, die Razzia habe am Freitag in 13 Provinzen stattgefunden. Unklar blieb, wie viele der Festgenommenen mutmaßlich dem IS und wie viele der PKK angehören.

Allein an dem Einsatz in mehreren Bezirken Istanbuls waren etwa 5000 Polizisten beteiligt, wie die Nachrichtenagentur Doğan meldete. Außer Mitgliedern des IS und der PKK richtete sich der Einsatz auch gegen die PKK-Jugendorganisation (YDG-H) sowie gegen Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C). Auch die getötete Frau soll Mitglied der DHKP-C gewesen sein.

Erdoğan und Obama einigen sich auf engere Zusammenarbeit

Die von den USA geführte Militärallianz kann künftig einen Flughafen in der Türkei für ihre Luftschläge gegen den IS nutzen. Die USA und die Türkei einigten sich darauf, dass Kampfflugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Incirlik im Süden der Türkei aus starten dürfen, wie ranghohe US-Beamte berichteten. Details wurden nicht genannt. Damit könnte die Militärallianz ihre Aufklärungsflüge über Syrien verbessern sowie schneller als bisher auf Geheimdienstinformationen reagieren.

Bislang durften lediglich Drohnen von dem Stützpunkt aus starten. Das US-Militär hatte lange vergebens darauf gedrungen, Angriffe von türkischem Boden aus fliegen zu dürfen. US-Präsident Barack Obama und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatten sich in der Nacht zum Donnerstag auf eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen IS verständigt.

Besserer Schutz gegen IS

Nachdem ein mutmaßlicher IS-Anhänger in der Stadt Suruç einen Bombenanschlag verübt hatte, will sich die Türkei besser gegen den IS schützen. Die mehr als 900 Kilometer lange Grenze zu Syrien soll mit Betonmauern, Scheinwerfern, Drohnen und Zeppelinen bewacht werden. Etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen sind dem Militär zufolge bereits an die Grenze verlegt worden, 20 000 Soldaten sind im Einsatz.

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