Fernsehen:Mann als Spiegel

Fernsehen: Große Nase, großer Empathiker: Michael Kessler.

Große Nase, großer Empathiker: Michael Kessler.

(Foto: Getty)

Michael Kessler konfrontiert Prominente mit sich selbst: In "Kessler ist..." kann der Empathiker zeigen, wie begabt er als Menschenleser ist.

Von David Denk

"Wow", sagt Horst Lichter. Mehr erst mal nicht. Verständlich, man sitzt sich ja selten selbst gegenüber - höchstens dem eigenen Spiegelbild, aber das zeigt einen ja eher so, wie man sich sehen will, denn so, wie man auf andere wirkt. Diesen Gefallen tut Michael Kessler seinen von ihm verkörperten Gästen nicht.

Michael Kessler - ist das nicht dieser überdrehte Comedian aus Switch Reloaded, der Kleine mit der großen Nase? Der Günther Jauch so lustig nachmachen kann? Ja, auch das ist Kessler, vor allem aber ist er ein fabelhafter Menschenleser, wovon neben seinen Parodien kleine Doku-Formate wie Berliner Nacht-Taxe oder Kesslers Expedition zeugen. In der Nische zeigt der Empathiker seine Größe. Es kriegt nur bislang kaum jemand mit.

Nun strahlt das ZDF die zweite Staffel eines ZDF-Neo-Formats mit Kessler seit Donnerstag zuerst im Hauptprogramm aus - spät zwar, aber immerhin. Kessler ist... sollte treffender "Kessler wird ..." heißen, beschreibt jede Folge doch eine Metamorphose, eine Anverwandlung.

Das Spannendste sind die letzten fünf Minuten, in denen die Promis ihr Ebenbild interviewen. Bei der zweiten Frage habe er vergessen, dass er Kessler gegenübersitzt, sagt Fernsehkoch Lichter. Kostüm und Maske spielen eine Nebenrolle, das noch Beeindruckendere, beinahe Beängstigende, sind die Schwamm-Qualitäten von Kessler, der wieder abgibt, was er in Begegnungen mit dem Promi und dessen Umfeld aufgesogen hat. Wow.

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