Mitten in Bayern:Das Grexit-Fieber geht um

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Vom Muxit bis zum Gaxit - jeder scheint irgendwo austreten zu wollen. Erfunden hat den Exit-Wahn eine Bank

Von heiner Effern

Der Exit fristete hierzulande über Jahrzehnte ein eher bescheidenes Dasein. Meist wurde er mit einer grünen Neonleuchte verbunden, die in Notfällen den Weg nach draußen wies. Doch dann kam die Krise in Griechenland und die Frage, ob die Südeuropäer den Notausgang aus der Eurozone nehmen wollen oder müssen. Aus Greece und exit wurde Grexit. Das Copyright beansprucht die Citigroup für sich: "Erschaffen wurde der Terminus Grexit 2011 durch unseren Volkswirt Ebrahim Rahbari", teilt die Bank im Netz mit.

Was der Herr Rahbari und seine Branche sonst noch Bleibendes zu der Krise beigetragen haben, das mögen andere beurteilen. Doch der Grexit erlebt eine Hausse, die sich gewaschen hat. Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen möchte gerne "Madame Frexit" genannt werden, wenn die EU nicht schleunigst wieder alle ihre Rechte an Frankreich abtritt. Der Austritt Großbritanniens aus der EU wird unter dem Namen Brexit diskutiert. Denkbar wäre natürlich auch ein Spexit. Und unsere Nachbarn in den Bergen Tirols könnten den Auxit erwägen. Der hätte allerdings als Begriff viel weniger Charme als der gleichbedeutende Öxit, der im Austro-Britischen lautmalerisch zu hundert Prozent dem englischen exit entspricht. Nur die Esten könnten da mithalten.

Die Kreativen von der FAZ haben das Potenzial des prägnanten "xit" mit als erste gesehen. Mitherausgeber Berthold Kohler hatte Ende Mai bereits den Austritt Bernd Luckes aus der AfD auf "Luxit" getauft. Aber natürlich wäre der Freistaat Bayern nicht der Freistaat Bayern, wenn er dem nichts entgegensetzen könnte. Die Kollegen des Münchner Merkur haben den Begriff in der Lokalpolitik und damit im richtigen Leben eingeführt: Sie berichteten kürzlich über den Muxit, den sicher epochalen Austritt des Marktes Murnau aus der Kreisentwicklungsgesellschaft in Garmisch-Partenkirchen. Der im Jahr 2013 bereits erfolgte Gaxit (Austritt des Marktes Garmisch-Partenkirchen) wurde übrigens nach dem Schmixit (Flucht des amtierenden Bürgermeisters Thomas Schmid aus der Stichwahl im März 2014) wieder revidiert. Doch bevor wir Herrn Rahbari in dieser Glosse über Gebühr würdigen, hauen wir jetzt den Gloxit rein.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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