Portrait:Mit Bonusmeilen um die Welt

Portrait: Frequent-Flyer: George Clooney in "Up in the Air".

Frequent-Flyer: George Clooney in "Up in the Air".

(Foto: Paramount Pictures)

Der Blogger Ben Schlappig macht vor, wie es geht: Er fliegt 400 000 Meilen im Jahr, hat sein Apartment in Seattle gekündigt, schläft in Luxushotels, arbeitet in Airline-Lounges und bleibt nirgends länger als drei Tage.

Von Sarah Schmidt

Bonusmeilen sind die Rabattmärkchen für Unternehmensberater und Manager. Im Kinofilm "Up in the Air" treibt George Clooney das Prinzip auf die Spitze, als er in seiner Rolle als Kündigungs-Consultant selbst beim Flirten mit seinem Platin-Status überzeugen will. Der 25-jährige US-Amerikaner Ben Schlappig hat das Bonusmeilen-Fliegen nun im wirklichen Leben zur Perfektion gebracht. Gerade hat das Magazin Rolling Stone ein großes Porträt über ihn veröffentlicht - was genauso viel über die Prioritäten einer Konsumgesellschaft wie über den aufs Nassauertum spezialisierten Mann selbst aussagt.

Schlappig fliegt 400 000 Meilen im Jahr. Er hat sein Apartment in Seattle gekündigt, schläft in Luxushotels, arbeitet in Lounges und bleibt nirgends länger als drei Tage. Und das alles finanziert er vor allem mit Bonusmeilen. Er hat sich ins Kleingedruckte der Geschäftsbedingungen eingearbeitet, nutzt Rabattpreise und schreibt Beschwerdemails, für die er Entschädigungen erhält. Manchmal fliegt er nur, um Meilen zu sammeln, bezahlt mit Airline-Kreditkarten oder wählt überbuchte Flüge, um sich gegen Extrameilen umbuchen zu lassen.

Auf die Frage, warum er das macht, sagt er, er liebe das Reisen und die Begegnung mit anderen Menschen. Fragt sich natürlich nur, wie vielen und welchen Menschen man in der First-Class begegnen kann. Angeblich haben ihn seine Eltern schon als Teenager in Flugzeuge gesetzt, um Meilen zu sammeln, mit denen die Familie dann Erste Klasse flog.

Ein schlechtes Gewissen hat Schlappig dabei weder wegen der Umwelt noch gegenüber den Fluggesellschaften. Er sagt, er nutze ihre Programme ja nur besonders schlau. Kein Wunder, dass er viele Neider und Bewunderer hat, die ihm auf seinem Blog "One Mile at a time" bei Instagram und Twitter folgen. Mit den Werbeeinnahmen finanziert Schlappig sein Jet-Set-Leben - und als gefragter Redner auf Veranstaltungen der Fluglinien. Der Nassauer ist zum Vorbild geworden.

Mehr zum Thema und ein Interview mit Ben Schlappig unter sueddeutsche.de/schlappig

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