Bewusstsein über Erderwärmung:Klimawandel? Betrifft mich nicht

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Forscher aus den USA haben Menschen in 119 Ländern gefragt, was sie über den Klimawandel denken. Das Ergebnis: Schulterzucken.

Von Felix Hütten

Während Wissenschaftler weltweit über Details des Klimawandels diskutieren, empfinden viele Menschen schmelzende Gletscher oder lange Dürreperioden nicht als persönliche Gefahr.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA haben in einer Studie das Bewusstsein über den Klimawandel untersucht. Die Forschergruppe stellte zunächst einfache Vermutungen auf. Zum Beispiel: Bildung steigert das Bewusstsein für den Klimawandel. Oder: Menschen, die Zugang zu Internet, Radio und Fernsehen haben, wissen mehr über den Klimawandel. Auch ein ordentliches Einkommen und gute Gesundheit könnten das Bewusstsein für Umweltprobleme steigern. Die Wissenschaftler haben Menschen in 119 Ländern der Erde befragt: "Wie bedrohlich empfinden Sie und Ihre Familie die globale Erwärmung?" Als Antworten standen zur Verfügung: "bedrohlich" und "nicht bedrohlich".

Die Ergebnisse der Studie, die nun in Nature Climate Change veröffentlicht wurden, bestätigen die Vermutungen der Autoren. Das Bewusstsein für den Klimawandel ist in den USA, Europa und Japan mit über 90 Prozent besonders hoch. In Ägypten, Bangladesch, Nigeria und Indien hingegen antworteten mehr als 65 Prozent der Befragten, dass sie noch nie etwas vom Klimawandel gehört haben.

Auch innerhalb der einzelnen Länder scheint es große Unterschiede zu geben. Der Klimawandel wird besonders dann als Gefahr gesehen, wenn Menschen im Alltag mit Umweltproblemen zu kämpfen haben. Viele Chinesen, die täglich Smog ausgesetzt sind, glauben eher an eine vom Menschen verursachte Erderwärmung.

Viele Menschen haben keine Angst vor den Folgen der Erderwärmung

Die Daten der Wissenschaftler zeigen, dass Bildung ganz generell das Bewusstsein für den Klimawandel steigert. Doch obwohl viele Europäer und US-Amerikaner von Dürren und schmelzendem Eis wissen, empfinden die meisten von ihnen den Klimawandel nicht als persönliche Gefahr.

Dazu kommt, dass Bildung oftmals in Verbindung mit politischer Ideologie steht. Während sich beispielsweise in den USA Wähler der Demokraten intensiv mit Umweltschutzfragen beschäftigen, nehmen Konservative und Republikaner die Risiken der globalen Erwärmung weniger wahr. Generell gilt, so schreiben die Wissenschaftler, dass Bildung hilft, die eigene Position mit Argumenten zu unterstützen.

Armut oder Reichtum eines Landes geben Hinweise - mehr nicht

Nationale Messgrößen wie beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt hingegen hängen nicht unmittelbar mit dem Bewusstsein für den Klimawandel zusammen. Wenn auch Armut und Bildung die Wahrnehmung des Klimawandels beeinflussen, müssten noch weitere Faktoren wie beispielsweise Religion und kulturelle Gewohnheiten beachtet werden, schreiben die Wissenschaflter. Armut oder Reichtum eines Landes würden Hinweise geben, mehr aber nicht. "Wir brauchen maßgeschneiderte Ansätze der Klimakommunikation für jedes einzelne Land", schreiben die Wissenschaftler in ihrem Fazit. "Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig Bildung ist, damit sich die Menschen für Klimaschutz engagieren."

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