Nationalstürmer Mario Gomez:Flucht nach Istanbul

Mario Gomez

Nächste Station Türkei: Mario Gomez wird bei Beşiktaş Istanbul in der Süper Lig spielen - der Transfer ist offiziell bestätigt.

(Foto: AP)
  • Der Wechsel von Mario Gomez zu Beşiktaş Istanbul ist perfekt.
  • In der Türkei hat der 30-Jährige vielleicht die letzte Chance, sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen.

Von Christof Kneer

115 Spiele für den FC Bayern: 75 Tore. 121 Spiele für den VfB Stuttgart: 63 Tore. 60 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft: 25 Tore. Das sind beeindruckende Zahlen. Zahlen waren noch nie das Problem von Mario Gomez.

Wer nur die Zahlen liest, wird Mario Gomez für eine Tormaschine halten, die verlässlich und in hoher Anzahl Tore herstellt. Die aktuelleren Zahlen sind aber nicht mehr ganz so imposant: 29/7 lautet seine Spiel-Tor-Quote aus den letzten beiden Jahren beim AC Florenz, und jene Zahl, die am Mittwoch in Umlauf geriet, wirkt in dieser Branche fast schon kompromittierend. Die Zahl lautet "6" - so viele Millionen soll Beşiktaş Istanbul gerade investiert haben, um Gomez in Florenz freizukaufen. Sechs Millionen: Da werden heute schon Talente mit null Bundesligaspielen höher gehandelt.

Mario Gomez wird in der kommenden Saison bei Beşiktaş Istanbul in der türkische Süper Lig spielen - das bestätigte der Klub am Donnerstagmorgen. Gomez ist damit in einer nicht sehr gut beleumundeten Liga angekommen, die immerhin gerade dabei ist, sich als prachtvoll dotiertes Austragsstüberl für aus der Mode gekommene Berühmtheiten zu etablieren. Lukas Podolski kickt ab sofort bei Galatasaray mit, Robin van Persie und Nani bei Fenerbahçe, Samuel Eto'o bei Antalyaspor.

Der Stürmer kämpft mit seinem Image

Ist das schon eine standesgemäße Gesellschaft für Gomez und seinen Athletenkörper, der einst selbst Louis van Gaal neidisch machte? Offenbar hat Gomez keine große Auswahl mehr: Zu hartnäckig hat ihm vor allem im ersten Jahr in Florenz eine Knieblessur zugesetzt, und längst wird er auch sein Image nicht mehr los: Der Gomez, der ist schon okay, aber wenn's ernst wird, macht er sich erst mal die Haare.

Gomez war nie eine Maschine, er ist ein sensibler Sportler, und natürlich hat ihn das unsportlich zugespitzte Image genauso getroffen wie manche Brachialbehandlung, die ihm Schmähredner wie van Gaal oder Mehmet Scholl zufügten.

In Istanbul wird Gomez versuchen, seine Torproduktion wieder aufzunehmen, er hat eine Saison Zeit, um sich vor der EM beim grundsätzlich wohlwollenden Bundestrainer Löw wieder in Erinnerung zu ballern. Aber er muss sich beeilen, denn auch diese Zahl ist ja fast kompromittierend: Mario Gomez, der doch eben noch ein junger Held war, ist jetzt auch schon 30.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: