Flüchtlingsdrama in Calais:Neuer Fleck der Schande

Flüchtlinge in Calais treffen auf die Polizei

Ein französischer Polizist beobachtet Migranten, die über den Eurotunnel nach Großbritannien gelangen wollen.

(Foto: Rob Stothard)

Menschen in Not, die alles riskieren. Politiker, die nur von härteren Gesetzen sprechen: In Calais kulminiert das Drama der EU-Flüchtlingspolitik.

Kommentar von Andrea Bachstein

Einige Kilometer Zaun, um in Calais den Eurotunnel und den Hafen zu sichern - das ist Teil der Antwort der britischen Regierung auf das Drama der Flüchtlinge, die alles riskieren, um es nach Großbritannien schaffen. Mehr Kooperation mit Frankreich ist auch geplant beim Abschieben, und Paris, das die unhaltbare Lage duldete, schickt mehr Polizei. Von "Rudeln", die auf seine Insel wollen, sprach der britische Premierminister David Cameron und von härterem Grenzschutz. Von mehr nicht.

Dabei ist klar: Zäune und Polizei halten die Flüchtlinge nicht ab, bessern nicht die unwürdigen Zustände der Camps von Calais. Es ist ein neuer Fleck der Schande entstanden in Europa, kaum hat man begonnen, am Mittelmeer das Schlimmste zu verhindern. Und Calais zeigt auch, wie absurd Europa in der Flüchtlingskrise agiert - im Süden verwehrt Frankreich Flüchtlingen die Einreise aus Italien, am Nordende die Ausreise.

Von den Ländern, die in der EU die Lasten der Flüchtlingskrise nicht gerecht teilen wollen, ist Großbritannien das größte. Es betreibt seine eigene Immigrationspolitik, auch weil es eine hohe Einwanderung hat. Aber es nimmt vergleichsweise wenige Asylbewerber auf. Calais zeigt wie unter einem Brennglas, was für ganz Europa gilt: Wenn die EU-Staaten sich nicht eng koordinieren und solidarisieren in der Flüchtlingspolitik, wird die Union befleckt vom Tod der Verzweifelten.

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