Vaterstetten:Kein Weg zurück

Vaterstetten: Der Ammerthaler Weg wird von vielen Vaterstettenern besonders aus den Ortschaften als Verbindung nach München geschätzt.

Der Ammerthaler Weg wird von vielen Vaterstettenern besonders aus den Ortschaften als Verbindung nach München geschätzt.

(Foto: Endt)

Der Landkreis München will eine Einbahnstraße zwischen Weißenfeld und Heimstetten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Das Gut Ammerthal ist den meisten Vaterstettenern aus zwei Gründen ein Begriff. Zum einen wegen der Ammerthaler Musikanten, die in der Gemeinde bei keiner feuchtfröhlichen Veranstaltung fehlen dürfen, und zum anderen wegen der praktischen Abkürzung. Diese führt am nördlich der Autobahn 94 gelegenen Gutshof vorbei und mündet bei Heimstetten in die Kreisstraße M1. Doch während die Ammerthaler Musikanten wohl noch lange für gute Stimmung sorgen, könnte es mit der praktischen Ammerthaler Abkürzung bald vorbei sein. Der Landkreis München will den Ammerthaler Weg zur Einbahnstraße erklären, künftig dürfte er dann nur noch in Richtung Süden befahren werden. Die Gemeinde Vaterstetten will das nun aber verhindern.

Im Straßen- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats erklärte Manfred Weber vom Vaterstettener Straßenbauamt die Hintergründe der geplanten Sperrung. In den vergangenen drei Jahren hat es an der Einmündung des Ammerthaler Weges in die Kreisstraße M1 neun Mal schwerere Unfälle gegeben. Dabei waren immer Fahrzeuge beteiligt, die entweder in die Kreisstraße einbiegen oder sie kreuzen wollten. Das Problem, so habe es auch eine im Mai vorgenommene Verkehrsschau ergeben, sei, dass die Einmündung extrem unübersichtlich sei. Besonders nach Westen, in Richtung Feldkirchen, wo die M1 unter der Autobahn durchführt, sei die Sicht vom Ammerthaler Weg aus sehr schlecht. Beim Landratsamt München sieht man keine Möglichkeiten, die Sicht zu verbessern oder die Kreuzung anderweitig sicherer zu machen und hat deshalb die Einbahnstraßenregelung vorgeschlagen.

Dem habe die Gemeinde Vaterstetten, die ebenfalls bei der Verkehrsschau vertreten war, "umgehend und erheblich widersprochen", so Weber. Dort erwartet man durch eine Einbahnstraße nicht mehr, sondern eher weniger Sicherheit. Laut aktueller Verkehrszählung nutzen pro Tag 930 Fahrzeuge den Ammerthaler Weg in Richtung Norden. Dies dürften zum Großteil Pendler aus den Ortsteilen Parsdorf, Neufarn und Purfing sowie der Nachbargemeinde Anzing sein, für die der schnellste Weg nach München über Ammerthal führt. Sie biegen nördlich oder südlich der Autobahn auf den Ammerthaler Weg nach Heimstetten ein. Doch würde dieser zur Einbahnstraße, müssten die Pendler künftig über Weißenfeld fahren. Der Ammerthaler Weg trifft dort aus Richtung Norden im spitzen Winkel auf die Straße, was die Einmündung ebenfalls nicht besonders übersichtlich macht. Außerdem "wird der Verkehr von Weißenfeld Richtung Kirchheim abgehängt", so Weber und nicht zuletzt würde auch die Erschließung von Gut Ammerthal unter der Einbahnstraßenregelung leiden. Bisher würde die Ernte laut Auskunft des Landwirtes Richtung Norden gefahren, künftig müssten dann auch die schweren Traktoren mit Anhängern über die enge Kurve in Weißenfeld. Genau wie die Holzlaster eines an der Autobahn geplanten Lagers für Baumstämme, das demnächst in Betrieb gehen soll.

Auch das Landratsamt Ebersberg zeigt sich in einer Stellungnahme skeptisch gegenüber den Plänen der Nachbarn. Zwar könne mit einer Einbahnstraße "wohl die Haupt-Unfallursache beseitigt" werden, dennoch gebe es "erhebliche Nachteile vor allem für die Bewohner des Ortsteils Gut Ammerthal". Im Landratsamt empfiehlt man daher, zunächst andere Maßnahmen zu prüfen, wie man das Unfallrisiko entschärfen kann, etwa die Sicht zu verbessern oder eine Ampel einzubauen. Ansonsten "kann hier schnell das Übermaßverbot greifen", warnen die Ebersberger ihre Münchner Kollegen.

Auch die Vaterstettener sehen an der Einmündung durchaus noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. So könne man die Bäume und Büsche am Straßenrand stärker zurückschneiden und ein großes Verkehrsschild um einige Meter versetzen. Ebenfalls möglich sei der Bau einer Ampel, wie es das Landratsamt Ebersberg angeregt hatte. Zudem habe auch das Münchner Landratsamt erklärt, dass "eine Signalanlage technisch umsetzbar" sei. Dies würde allerdings "einen nicht unerheblichen Eingriff in den Verkehrsfluss" bedeuten und "umfangreiche Umbaumaßnahmen am Knotenpunkt" erforderlich machten, weshalb die Münchner lieber keine Ampel bauen und stattdessen eben die Einbahnstraße wollen. Was Vaterstetten vehement ablehnt. Ohne große Diskussion und Gegenstimmen beschloss der Verkehrsausschuss zunächst eine negative Stellungnahme der Gemeinde zur geplanten Einbahnregelung. Für den Fall, dass sich das Münchner Landratsamt aber nicht von seinen Plänen abbringen lässt, hat der Ausschuss die Verwaltung beauftragt, "die Einlegung von Rechtsbehelfen zu prüfen und gegebenenfalls zu erheben", also vor das zuständige Verwaltungsgericht zu ziehen.

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