Pro Sieben Sat 1:Alleine zu Hause

Lesezeit: 2 min

Er hat gut lachen: Stefan Raab ist seit Jahren einer der Erfolgsgaranten von Pro Sieben, doch Ende des Jahres hört er auf. Bitter für die TV-Macher. (Foto: Willi Weber/obs)

Der Medienkonzern will Firmen kaufen, doch von großen Deals - etwa mit Axel Springer - ist keine Rede. Doch es wird kooperiert bei kleinen Digitalunternehmen.

Von Caspar Busse, München

Thomas Ebeling, 56, versuchte es mit einem kleinen Scherz. Er sei schon seit sieben Jahren im Gespräch mit Mathias Döpfner, 52, sagte er am Donnerstag. Denn in der Medienbranche spreche ja ohnehin jeder mit jedem. Er reagierte damit darauf, dass es in den vergangenen Wochen viel Wirbel gab, weil Ebeling und Döpfner, die Vorstandsvorsitzenden der beiden großen deutschen Medienunternehmen Pro Sieben Sat 1 und Axel Springer, die Möglichkeiten eines Zusammengehens prüften. Konkrete Verhandlungen habe es nicht gegeben, ließ Ebeling durchblicken. Das Milliardenprojekt wurde schon vorher wieder abgeblasen. Der Grund: Die beiden Partner wurden sich nicht einig, unter welchen Bedingungen eine solche Fusion überhaupt erfolgen könne - wer der Übernehmer und der Übernommene ist und wer am Ende das Sagen hat.

Jetzt will es das Fernsehunternehmen aus Unterföhring doch lieber alleine versuchen. "Es sind im Moment keine umwälzenden Zukäufe oder Zusammenschlüsse ins Auge gefasst", betonte Ebeling bei der Präsentation der Quartalszahlen. Auch an einer Übernahme der Scout-Gruppe, des größten deutschen Internetportals für Rubrikenanzeigen aller Art, hat er offenbar kein ernsthaftes Interesse. Darüber war zuletzt in der Branche spekuliert worden, aber ein Einstieg bei der ehemaligen Tochterfirma der Deutschen Telekom, deren Wert auf bis zu 2,5 Milliarden Euro taxiert wird, ist offenbar zu teuer. Ebeling präferiert eher kleinere Zukäufe, so wie zuletzt das Verbraucherportal Verivox. Finanzchef Gunnar Wiedenfels bekräftigte, der Konzern wolle wie bisher lediglich bis zu 500 Millionen Euro für Zukäufe ausgeben.

Zuletzt hatte das Fernsehunternehmen kleinere Internetfirmen übernommen oder sich an ihnen beteiligt, dann Werbespots auf seinem reichweitenstarken Sender geschaltet und so die Unternehmen bekannt und erfolgreich gemacht. Diese Strategie will Ebeling nun fortsetzen. Übernahmeziele müssten von einer Unterstützung durch Fernsehwerbung profitieren oder zu den vorhandenen Internetunternehmen des Konzerns passen, betonte er.

Die Zahlen sind gut: Umsatz und Gewinn legen zu, der Marktanteil der Sender auch

Für das erste Halbjahr 2015 meldete das Unternehmen gute Geschäfte. Allein im zweiten Quartal stieg der Umsatz um zwölf Prozent, der Überschuss sogar um fast ein Drittel auf 118 Millionen Euro. Dabei haben digitale Geschäfte einen steigenden Anteil. Auch im klassischen werbefinanzierten Fernsehen gab es Zuwächse. Der Marktanteil der Sender, vor allem Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1 und der Frauensender Sixx, liege nun bei 29,3 Prozent, so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Sendungen wie die von Stefan Raab, der nun aber aufhört, haben seit Langem gute Quoten. Damit lässt Pro Sieben Sat 1 die RTL-Gruppe hinter sich. Im laufenden Jahr werde die Fernsehwerbung um zwei bis drei Prozent wachsen, sagt Ebeling. Sein Unternehmen wolle mindestens ebenso stark zulegen.

Mit Springer will Ebeling künftig aber bei der Entwicklung und Förderung kleiner Digitalunternehmen kooperieren. Die Aktie legte zunächst deutlich zu, gab dann die Gewinne aber wieder ab. Pro Sieben Sat 1 hat seit dem Ausstieg der Finanzinvestoren keinen bestimmenden Großaktionär mehr und ist an der Börse mehr als zehn Milliarden Euro wert.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: