Wolfsburg-Sieg im Supercup:Der Lord schlägt die Bayern

VfL Wolfsburg - FC Bayern München

Lässig: Nicklas Bendtner besiegt den FC Bayern.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Der VfL Wolfsburg schlägt den FC Bayern mit 5:4 nach Elfmeterschießen und gewinnt den Supercup.
  • Matchwinner ist Nicklas Bendtner, der den späten Ausgleich erzielt und auch seinen Elfmeter verwandelt.
  • Für Härte auf dem Spielfeld sorgt nach seiner Einwechslung der neue Bayern-Spieler Arturo Vidal.

Von Filippo Cataldo

Langsam wird's zum Fluch. Trainer Pep Guardiola und der FC Bayern haben es auch im dritten Versuch nicht geschafft, den Supercup zu gewinnen. Gegen den VfL Wolfsburg verlor der Meister im Elfmeterschießen mit 4:5. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Held des Abends: Nicklas Bendtner, genannt "der Lord". Der umstrittene Stürmer traf in der 89. Minute zum späten Ausgleich und verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Bei Bayern verschoss Xabi Alonso.

Es war ein munteres Spielchen zwischen den momentan wohl besten deutschen Mannschaften. Meister Bayern sowieso, doch auch Wolfsburg scheint die Form der Rückrunde konserviert und in den ersten Wochen der Vorbereitung sogar ein paar Fortschritte gemacht zu haben. Trainer Dieter Hecking hat das schon in der Vorsaison effektive Kontersystem noch ein wenig rasanter gemacht.

Costa könnte sich dauerhaft in die Bayern-Elf spielen

Doch der schnellste Spieler in Wolfsburg hatte ein rotes Trikot an und hört auf den Namen Douglas Costa. Der brasilianische 30-Millionen-Zugang lief die linke Außenbahn gefühlt permanent im Vollsprint entlang. Fast jede gefährliche Aktion der Bayern lief über ihn, auch mit Arjen Robben, dem anderen Flügelspieler des FC Bayern, der im Supercup sein Debüt nach einer Verletzungspause gab, verstand er sich gut. Costa bereitete dem Niederländer in der zweiten Halbzeit den Treffer der Bayern vor. Nach einem seiner vielen unwiderstehlichen Sprints und einer flachen, scharfen Flanke landete der Ball über Robben im Tor (49.) zum 1:0.

Der Mann, der als backup der anfälligen Robben und Franck Ribéry (derzeit verletzt) geholt wurde, könnte sich mit solchen Spielen dauerhaft in die Startelf spielen. Es wird spannend zu sehen, wie Trainer Pep Guardiola die drei Flügelsprinter bei Laune halten wird, sollten irgendwann alle fit sein. Auch die Eckstöße übernahm Costa - als wäre er schon ewig in München. Er stahl allen die Schau. Auch Arturo Vidal, der erst in der 74. Minute für Thiago Alcantara eingewechselt wurde und sich immerhin mit einer berechtigten Gelben Karte einführte. Die Zeit des Kettenhundes wird noch kommen. Im Elfmeterschießen machte er den Anfang - und verwandelte souverän.

Wechselgerüchte beeindrucken De Bruyne nicht

Auf Seiten des Pokalsiegers wieder einmal Spielgestalter Kevin De Bruyne der beste Mann. Der Belgier schien vor allem nicht beeindruckt von den Wechselgerüchten. Solange er in Wolfsburg ist, solange spielt er einfach so genial weiter wie in der vergangenen Saison. So gut wie jeder Wolfsburger Angriff lief über den Belgier, für den Manchester City 80 Millionen Euro Ablöse zu zahlen bereit sein soll. Wolfsburgs Manager Klaus Allofs aber lässt das kalt: "Ich gehe zu 99,1 Prozent davon aus, dass er bleibt", sagte Allofs vor dem Spiel im ZDF.

Dass Wolfsburgs spätem Ausgleichstreffer durch Nicklas Bendtner eine Flanke De Bruynes vorausging, versteht sich von selbst (89.). Auch die beste Chance der ersten Halbzeit ging auf das Konto des Belgiers. Naldo antizipierte den Laufweg De Bruynes und passte den Ball über 30 Meter direkt vor dessen Füße. Der nahm den Ball an, wehrte sich gegen den an seinem Trikot zerrenden Medhi Benatia, legte sich den Ball vor und schoss ihn am herausstürmenden Manuel Neuer vorbei - traf aber auch das leere Tor nicht.

Bayerisches Chancenplus

Das Chancenplus hatte in den ersten 45 Minuten der FC Bayern. Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, als Douglas Costa auf der linken Außenbahn Vieirinha davonlief, scharf in die Mitte passte, wo Robert Lewandowski aber nicht an den Ball kam. Naldo hatte sich mutig in die Flugbahn geworfen. Nur zwei Minuten später sprintete Douglas Costa wieder die Außenbahn entlang, seine Flanke war diesmal zu ungenau.

Bayern beginnt überlegen, Boateng trifft die Latte

In der achten Minute drosch dann Jérôme Boateng den Ball an die Latte. Zuvor hatte Thiago Alcantara mit einem Flugkopfball das Gehäuse verpasst und den Ball eher versehentlich zu Boateng geleitet.

Auch nach dem Gegentreffer blieb Wolfsburg gefährlich - die Bayern mussten sich mal wieder bei Neuer bedanken, dass sie zunächst weiter führten. Erst scheiterte Timm Klose per Kopf am Torwart, der einige Mühe hatte, den Ball über die Latte zu lenken (54.). Dann schoss Stürmer Bas Dost nach einem genialen Pass De Bruynes den Keeper nur an (58.).

Danach stellten beide Mannschaften die offensiven Bemühungen ein wenig ein. Stattdessen nutzten die Trainer die Chance, neue Formationen zu testen - es ist ja immer noch Vorbereitung. Hecking brachte Zugang Max Kruse, Weltmeister André Schürrle und Bendtner - und musste lernen, dass seine zweite Offensivgarde zunächst noch nicht richtig harmonierte. Guardiola brachte Vidal, stellte ein wenig um und stärkte noch mehr das Mittelfeld. Kaum war der Chilene auf dem Platz, wurde die Partie ruppiger. Nach acht Ballkontakten und drei Zweikämpfen in sechs Minuten kassierte er nach einem Foul an Maximilian Arnold Gelb (81.).

Hecking murrt über den Schiedsrichter

Der Schiedsrichter hatte nun jedenfalls etwas mehr zu tun als vorher und traf auch mal die falschen Entscheidungen. Fand zumindest Hecking. "Wenn ihr den Pokal den Bayern geben wollt, dann macht's doch gleich!", rief Wolfsburgs Coach. Sicher nicht so gemeint. Zumal die Mannschaften es dann ja doch noch einmal versuchten mit Offensivaktionen. Wolfsburgs Vieiriha nutzte einen Fehlpass Boatengs zu einem Weitschuss, den Neuer auf der Linie hielt (80.), Philipp Lahms scharfe Hereingabe von der Grundlinie war nicht genau genug und erreichte keinen Mitspieler (82.). Besser machten es dann in der 89. Minute die Gastgeber. De Bruyne durfte flanken, Boateng konnte Bendtner nicht stören, Neuer war machtlos. Der späte Ausgleichstreffer, der zum Elfmeterschießen führte.

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