Motorsportler Felix Neureuther:"Wie beim Skifahren"

AUDI SPORT TT CUP IN AUSTRIA

Vier Räder statt zwei Bretter: Felix Neureuhter versucht sich bei der DTM als Pilot.

(Foto: Erwin Scheriau/dpa)

Der Slalom-Spezialist versucht sich als Gastfahrer im DTM-Rahmenprogramm. Peking 2022 hält er für eine "Katastrophe für den Sport".

Von Filippo Cataldo und Anna Dreher, Spielberg/München

Felix Neureuther und Marcel Hirscher fahren gegeneinander Rennen, und am Ende ist der Österreicher vorne. Na gut, nicht immer, hin und wieder hat Neureuther seinen Kumpel schon auch geschlagen. Doch in der Regel landet eben Hirscher vor Neureuther. Auf Skiern. Und jetzt auch im Rennwagen. Am Samstag hat Neureuther, 31, sein Debüt im Motorsport gefeiert.

Im Rahmenprogramm der DTM-Rennen im österreichischen Spielberg startete Neureuther als Gastfahrer im Audi TT Cup - und fuhr unter anderem auch gegen seine Skifahrerkollegen Marcel Hirscher und Aksel Lund Svindal. Den Norweger ließ Neureuther im ersten Rennen hinter sich, den Österreicher, wesentlich erfahrener im Rennwagen, konnte er aber nicht überholen. So gewann also Hirscher die erste Challenge der Winterstars im 320 PS starkem Rennwagen. Am Sonntag kann sich Neureuther revanchieren, ab 10.10 Uhr steigt das zweite Rennen.

Dass Hirscher, Neureuther und Svindal im Gesamtklassement auf den Plätzen 22, 23 und 24 landeten, also auf dem dritt-, vor- und letzten Rang, störte die drei nicht weiter. Immerhin wurden sie nicht überrundet. Bei den drei Skifahrern stand in Spielberg ohnehin vor allem der Spaß im Vordergrund.

Winter-Olympia in Peking? Neureuther fordert "eine andere Denke"

Gar nicht spaßig fanden die Skikönige dagegen die Olympia-Vergabe des IOC an Peking. Die Winterspiele 2022 an die chinesische Hauptstadt zu vergeben sei eine "Katastrophe für den Sport", sagte Neureuther und forderte von den Sportfunktionären grundsätzlich eine "andere Denke". Über Jahre sei "extrem der Eindruck" entstanden, dass "beim IOC das Finanzielle im Vordergrund" stehe und nicht mehr der Sport, so Neureuther. "Eine Fußball-WM in Katar ist ja so ähnlich wie Olympische Winterspiele in Sotchi, Peking oder Südkorea", schloss er.

Unterstützung erhielt er auch von Hirscher und Svindal. "Mich werden diese Spiele nicht mehr sehen, vielleicht noch als Zuschauer, aber das glaube ich auch nicht", sagte Hirscher. Die Entscheidung habe ihn persönlich getroffen, "weil es einfach keine gute Werbung für unseren Sport ist." Svindal, in Vancouver 2010 Olympiasieger im Super-G, sagte mit Blick auf die durch Bürgerentscheide verhinderten Olympia-Bewerbungen von München und Oslo: "Die Leute haben gesagt: IOC? Das interessiert uns nicht." Das wundere ihn nicht.

Sportpolitisch waren die drei Skifahrer sich einig in Spielberg, auf der Strecke belauerten sie sich, zu Überholmanövern kam es beim ersten Rennen nicht.

"Man muss viele Flaggen lernen, das war schon brutal"

Um überhaupt antreten zu können beim Gaudirennen gegen die Skikumpels musste Neureuther sogar die Rennlizenz erwerben. "Man muss einen Prüfungsbogen ausfüllen und dann noch den praktischen Teil machen, damit auch die Lehrer sehen, dass man mit dem Auto umgehen kann. Und man muss viele Flaggen lernen, das war schon brutal", hatte Neureuther im Vorfeld gesagt.

Skirennfahren und Motorsport seien absolut vergleichbar. "Vor allem, dass man beim Fahren in eine Kurve den Scheitelpunkt relativ schnell erkennt und wie man das Auto aus der Kurve raus lassen kann. Es ist im Endeffekt das gleiche wie beim Skifahren, man muss immer versuchen mit einer möglichst hohen Geschwindigkeit aus der Kurve rauszukommen und da spielt das Auge eine ganz wichtige Rolle. Und Timing-Sachen sind schon sehr ähnlich. Aber man muss sich erst mal langsam ran tasten", so Neureuther.

Die Stoßdämpfer als Wirbelsäule

Natürlich hatte Neureuther auch eine Anspielung auf seinen Autounfall kurz vor den Winterspielen 2014 in Sotchi über sich ergehen lassen müssen. Auf dem Weg zum Flughafen hatte Neureuther bei gefrorener Strecke die Kontrolle über seinen Wagen verloren und gegen die Leitplanke gekracht. Ob die Organisatoren des DTM-Rennens die Leitplanken in Spielberg versichert hätten, wurde er gefragt. Neureuther hatte gelacht und dann einfach gesagt: "Ich hoffe, dass ich ihnen nicht in die Nähe kommen werde!" Am Samstag klappte das ganz gut.

Seit seinem Unfall hat Neureuther Probleme mit dem Rücken. Im Rennwagen gehe es seinem Rücken aber: "überragend!" Beim Skifahren "wirken auf den Rücken größere Kräfte ein von den Schlägen her. Und beim Auto sind die Stoßdämpfer ja quasi meine Wirbelsäule, und deswegen ist das für meinen Rücken kein Problem mitten in der Vorbereitung."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: