Posse in Pjöngjang:Nordkorea führt inhaftierten kanadischen Pastor vor

Die inszenierte Pressekonferenz in Pjöngjang (Foto: AFP)
  • Der kanadische Staatsbürger Hyeon Soo Lim hat sich selbst beschuldigt, das "soziale System" Nordkoreas stürzen zu wollen.
  • Der Pastor erschien auf einer vom kommunistischen Regime in Pjöngjang inszenierten Pressekonferenz - eine gängige Praxis in der Diktatur.
  • Der Kanadier befindet sich seit Monaten in nordkoreanischer Haft.

Pastor: Wollte soziales System in Nordkorea stürzen

Ein seit Monaten in Nordkorea festgehaltener Pastor aus Kanada hat sich bei einer Pressekonferenz in Pjöngjang selber staatsfeindlicher Umtriebe beschuldigt. "Ich war in verschiedenen Gebieten der Volksrepublik im Namen der 'Hilfe', um ihr soziales System zu stürzen", wurde Hyeon Soo Lim von den staatlichen Medien des weithin isolierten Landes zitiert.

Unter anderem seien ausländische Medienvertreter bei der Presseveranstaltung am Donnerstag anwesend gewesen, hieß es. Der Vorsteher einer koreanischen protestantischen Kirchengemeinde in Kanada habe während der Ermittlungen "seine sämtlichen Verbrechen" gestanden.

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In Nordkorea ist Tourismus nur unter großen Einschränkungen möglich. Der Fotograf David Guttenfelder bereiste das isolierte Land gemeinsam mit dem Reporter Eric Talmadge und brachte eindrückliche Bilder aus dem nordkoreanischen Alltag mit.

In Pjöngjang saß der kanadische Staatsbürger im Anzug unter Bildern, die den ersten Präsidenten Kim Il Sung und dessen Sohn Kim Jong Il zeigten, Großvater und Vater des aktuellen Machthabers Kim Jong Un.

Kanadier war mehr als 100 Mal in Nordkorea

Lim wurde außerdem der illegalen Einreise beschuldigt. Er war den Berichten zufolge nach der Einreise über die nordöstliche Stadt Rason im Februar nach Pjöngjang gereist.

Kanadische Medien hatten im März unter Berufung auf Lims Kirche berichtet, der Pastor sei mehr als 100 Mal zu humanitären Zwecken nach Nordkorea gereist.

Vorführung von gefangenen Ausländern gängige Praxis

In Nordkorea waren in der Vergangenheit mehrfach festgenommene Ausländer bei Pressekonferenzen erschienen, die vom kommunistischen Regime inszeniert wurden.

Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Südkoreaner, Amerikaner und andere Ausländer wegen des Vorwurfs "feindseliger Handlungen" oder der Spionage festgehalten.

© SZ.de/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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