Naher Osten:Israel verurteilt "Terrorakt" gegen Palästinenser

Palästinensisches Kleinkind stirbt bei Brandanschlag

Brandspuren und Parolen: Auf dieses Haus im Westjordanland wurde ein Anschlag verübt.

(Foto: REUTERS)
  • Bei einem Brandanschlag auf ein palästinensisches Haus im Westjordanland ist ein 18 Monate altes Kleinkind ums Leben gekommen.
  • Für die Tat sind offenbar jüdische Siedler verantwortlich.
  • Die israelische Armee bestätigte den Vorfall, zahlreiche Politiker verurteilten den Angriff scharf.

Brandflaschen und Schmierereien

Bei einem Brandanschlag auf ein palästinensisches Haus im israelisch besetzten Westjordanland ist ein Kleinkind ums Leben gekommen. Die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete, jüdische Siedler hätten am Freitagmorgen Brandflaschen auf zwei Häuser im Dorf Doma südlich von Nablus geworfen.

Ein 18 Monate altes Kind hat demnach so schwere Brandverletzungen erlitten, dass es starb. Bei dem Anschlag erlitten auch beide Eltern des getöteten Kindes und dessen vierjähriger Bruder schwere Brandverletzungen. Sie wurden zur Behandlung mit Hubschraubern in ein israelisches Krankenhaus geflogen.

Die Täter hatten eine Mauer mit hebräischen Parolen beschmiert. Anwohner sagten, die Angreifer seien nach der Brandstiftung in eine nahegelegene jüdische Siedlung geflüchtet. Soldaten suchten die Gegend nach ihnen ab, teilte die Armee mit.

Sogar israelischer Hardliner spricht von "Mord"

Israel bestätigt den Vorfall - und verurteilt die Tat ausgesprochen scharf. Militärsprecher Peter Lerner nannte den Fall einen "barbarischen Akt des Terrorismus". Man suche derzeit nach Verdächtigen. Eine israelische Polizeisprecherin sagte, wahrscheinlich handele es sich bei der Tat um einen weiteren "Preisschild"-Anschlag.

Der rechtskonservative Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem Terrorakt, ähnlich äußerte sich die Armee. Bildungsminister Naftali Bennett von der nationalreligiösen Partei "Jüdisches Heim" nannte die Tat "Mord". Bennetts Partei gilt als Sprachrohr der jüdischen Siedler und propagiert die weitgehende Annexion des palästinensischen Westjordanlands an Israel.

Jüdische Extremisten greifen seit Jahren immer wieder palästinensische Häuser und Moscheen an, ebenso wie Kirchen und sogar israelische Militärstützpunkte. Die Täter verstehen dies als Widerstand gegen eine angeblich zu palästinenserfreundliche Politik der israelischen Regierung. Todesopfer gab es bislang sehr selten.

Abbas macht Israels Siedlungspolitik für Anschlag verantwortlich

Der Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die israelische Regierung für das Verbrechen verantwortlich. Der Vorfall wäre nicht geschehen, würde Israel seine Siedlungen nicht immer weiter ausbauen.

Die radikalislamische Hamas soll inzwischen zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen haben.

Derzeit leben fast 400 000 israelische Siedler im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland und fast 200 000 weitere in Ostjerusalem. Die internationale Staatengemeinschaft betrachtet alle jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten als illegal.

Extremistische jüdische Siedler hatten in der Vergangenheit mehrere Moscheen im besetzten Westjordanland angezündet und die Taten als "Preisschild" für jede von Israel verfügte Beschränkung im Siedlungsbau bezeichnet. Am Mittwoch hatte die israelische Armee zwei illegal von Siedlern errichtete Gebäude in Beit El nahe Ramallah im Westjordanland abgerissen und Dutzende Menschen aus einer anderen Siedlung bei Nablus ausgewiesen. Beides hatte zu Protesten radikaler Siedler geführt.

Der Überfall in Duma ist der schwerwiegendste Zwischenfall seiner Art seit vergangenem Sommer. Damals hatten palästinensische Extremisten drei jüdische Jugendliche entführt und ermordet. Aus Rache verbrannten jüdische Extremisten einen palästinensischen Jugendlichen in Jerusalem. Diese Tat war einer der Auslöser des Gaza-Kriegs im vergangenen Sommer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: