Winterspiele 2022:So wird Olympia in Peking

Peking

Das "Vogelnest" in Peking kennen die Zuschauer noch von 2008.

(Foto: dpa)

Gewaltige Distanzen, kaum natürlicher Schnee: Wie China sich den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2022 sicherte - und was Athleten und Zuschauer dort erwartet.

Von Dominik Fürst

Peking also. Die chinesische Hauptstadt wird die Olympischen Winterspiele 2022 ausrichten. Zum ersten Mal fällt die Wahl des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) damit auf eine Metropole, in der bereits Sommerspiele ausgetragen wurden. Olympia wird in Asien heimisch: 2018 finden die Spiele im südkoreanischen Pyeongchang statt, 2020 in Japans Hauptstadt Tokio, ehe sie nach Peking ziehen. Was erwartet die Athleten und Zuschauer dort?

Warum Peking?

Die 85 IOC-Mitglieder gingen mit ihrem Votum für die chinesische Hauptstadt auf Nummer sicher. Peking hatte 2008 die Sommerspiele mit großem Aufwand gut organisiert. China steht für wirtschaftliche Stabilität. "Wir geben alle Garantien, die erforderlich sind", sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Liu Yandong.

Zudem gilt das Land als potenzieller neuer Wintersport-Markt. Für das IOC gilt es, diese große Lücke zu füllen. Winterspiele in der 13,5-Millionen-Stadt Peking sind dafür die beste Werbung. Außerdem sind, anders als es in jüngster Zeit in vielen westlichen Metropolen der Fall war, in China kaum Proteste gegen große Bauprojekte oder die Austragung der Spiele an sich zu erwarten. Im Gegenteil: 88 Prozent der Bürger von Chinas Hauptstadt haben sich für die Spiele ausgesprochen.

Was schwierig wird

Drei Austragungsstätten wird es geben, zwischen denen jeweils weite Strecken liegen. Zwischen dem "Vogelnest" (Nationalstadion Peking), wo die Eröffnungs- und die Schlusszeremonie stattfinden sollen, und dem Skigebiet Yanquing liegen 90 Kilometer. Zum Langlaufareal und den Skisprungschanzen in Zhangjiakou sind es sogar 190 Kilometer. Der Reiseaufwand für Athleten, Zuschauer und Journalisten könnte strapaziös werden.

Ein Hochgeschwindigkeitszug soll die Fahrtzeit nach Zhangjiakou immerhin auf 70 Minuten verkürzen. Nach Yanqing soll man in 20 Minuten gelangen. Das macht riesige Investitionen in die Infrastruktur nötig, die Rede ist von 1,38 Milliarden Euro, die Kosten für den Schnellzug noch nicht eingerechnet. Pekings Budget für die Spiele beträgt insgesamt mehr als drei Milliarden Euro.

Ein Problem bei Olympischen Winterspielen in Peking ist die simple Tatsache, dass es dort kaum natürlichen Schnee gibt. Viele Wettkämpfe werden wohl auf Kunstschnee stattfinden - was nicht alle Athleten begrüßen dürften. Die Stadt leidet zudem unter massiver Luftverschmutzung.

Heftige Kritik am Austragungsort kommt auch von Menschenrechtlern. "Die Vergabe an Peking birgt ganz klar die Gefahr, dass es bei der Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele wie bei den Sommerspielen 2008 zu Menschenrechtsverletzungen kommt", sagte Wolfgang Büttner von Human Rights Watch. Dass auch die Umsiedlung ganzer Dörfer geplant ist, passt zur heiklen Menschenrechtssituation. Doch Demokratiefragen und Großveranstaltungen im Sport sind freilich ein anderes, riesiges Thema.

Was die Zuschauer erwartet

Mit dem Slogan "Ein wunderbares Wiedersehen auf Schnee und Eis" hat Peking für sich geworben. Das gilt nicht für alle Aspekte der Spiele, doch zumindest werden für die Hälfte der Eissportarten Bauten von den Sommerspielen 2008 genutzt. Aus dem Water-Cube, einst die olympische Schwimmarena, soll der Ice-Cube für Eishockey werden. Auch das berühmte "Vogelnest" kennen die Zuschauer noch von 2008. Ob in China wirklich euphorische einheimische Fans zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. "Wir haben es geschafft", jubelte immerhin die Eisschnellläuferin Wang Beixing nach dem Zuschlag für ihr Land.

Mit Material der Agenturen

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