Peking 2022:Und bald auf dem Mars?

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Weiße Plakate, auch weiße Spiele? Die internationale Presse urteilt nicht positiv über die Vergabe der olympischen Winterspiele 2022 nach Peking. (Foto: Ng Han Guan/AP)

Die internationale Presse kritisiert die Vergabe der Olympischen Winterspiele in die chinesische Metropole, in der es keinen Schnee gibt.

Dass die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 nach Peking für Verwunderung sogt, ist noch milde ausgedruckt. Ein Überblick über die internationalen Pressestimmen.

USA: Kein Schnee ist keine Hürde

New York Times: "Es ist ein trauriger Tag für das Internationale Olympische Komitee, wenn nicht mal mehr die niedrigste Hürde genommen werden muss, um den Ausrichter für Olympische Winterspiele zu wählen: Schnee."

Boston Globe: "Das IOC hat den sicheren Weg gewählt. Almaty war einfach zu riskant. Dabei wäre die ehemalige Hauptstadt Kasachstans eine weitaus bessere Umfeld gewesen als Peking. Sie hatte alles, was laut der Agenda 2020 nötig ist, um Gastgeberstadt zu werden."

Los Angeles Times: "Es war keine gute Woche für die IOC-Mitglieder in Kuala Lumpur. Erst zog Boston seine Bewerbung zurück, dann mussten sie aus nur zwei Bewerbern auswählen - dem kleinsten Feld seit fast 30 Jahren."

Frankreich: Goliath gewinnt

L'Equipe: "Almaty war ohne Zweifel am dichtesten an der Agenda 2020. Das IOC wählte aber Sicherheit und bevorzugte 300 Millionen neue Wintersportler (und Kunden) anstatt eines kleinen Landes mit 16 Millionen Einwohnern. Goliath hat gegen David gewonnen."

Le Monde: "Weder der Schneemangel noch die immer größer werdenden Sogen um die Menschenrechte haben das IOC von der Wahl Pekings abhalten können."

Italien: Dass Business ist der Schlüssel

Gazzetta dello Sport: "Komisch der Gedanke, dass man in Peking Skifahren kann. Die chinesische Hauptstadt, die erst vor sieben Jahren mit den Olympischen Sommerspielen der Perfektion nahe gekommen war, wird 2022 auch die Winterspiele ausrichten. Mit den außerordentlichen Fortschritten der Transportsysteme und der Produktion von künstlichem Schnee werden wir bald auch unweit des Mars' Skifahren können."

Corriere dello Sport: "Die Olympischen Spiele des Schnee und des Eis nähern sich immer mehr dem Äquator. Peking wird zur ersten Stadt der Welt aufrücken, die sowohl die Olympischen Sommer-, als auch die Winterspiele organisiert. Es ist nicht schwierig zu begreifen, dass Business der Schlüssel ist, der Peking die Tore zu den Winterspielen 2022 geöffnet hat."

Repubblica: "Kann eine vom Smog verschmutzte Metropole ohne Schnee, die weit weg von den Bergen liegt und wo fast niemand jemals ein Paar Skier gesehen hat, Olympische Winterspiele organisieren? Ja, wenn die Metropole Peking heißt. Die Olympischen Sommerspiele 2008 sind als kostspieligsten und spektakulärsten aller Zeiten in die Geschichtsbücher gegangen. Die Winterspiele in Peking versprechen, vor allem High Tech und Green zu werden."

La Stampa: "Peking erobert weitere Olympische Spiele, ausgerechnet in einer Zeit, in der die Rückgänge auf den chinesischen Finanzmärkten Sorgen auslösen. Manchmal schreibt man Geschichte aus Mangel an Alternativen. Kein anderer war in der Lage, die Winterspiele auszutragen und Pekings Rivale Almaty war kein wirklicher Gegner."

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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