FC Bayern vor dem Vorbereitungs-Cup:Pep ist genervt

  • Eineinhalb Wochen vor dem Liga-Start testet der FC Bayern seine Form bei einem Vorbereitungs-Cup.
  • Die Laune von Bayern-Trainer Guardiola wird jedoch immer schlechter. Ihn stört die Kritik an seiner Person - und an seiner Arbeit.

Von Benedikt Warmbrunn

Manchmal steckt Souveränität schon in den kleinen Dingen, und so verzichtet Pep Guardiola demonstrativ auf den Simultandolmetscher. Die drei anderen Fußball-Trainer, mit denen er am Montagnachmittag im Kellerraum eines Münchner Hotels sitzen, stellen ihre Kästen ein, die "1" übersetzt ins Deutsche, die "2" ins Englische, die "3" ins Spanische, die "4" ins Italienische, die "5" ins Chinesische. Pep Guardiola braucht keinen der fünf Kanäle. Er versteht alle Fragen. Und so redet er los.

Offiziell geht es bei dem Termin um ein Vorbereitungsturnier, das Audi in der Münchner Arena veranstaltet, gekommen sind neben FC-Bayern-Trainer Guardiola noch Rafael Benítez (Real Madrid), Sinisa Mihajlovic (AC Mailand) und Mauricio Pochettino (Tottenham Hotspur). Die Trainer erzählen zunächst, wie wichtig dieses Turnier sei, Guardiola spricht von einem "Wahnsinns-Tournament".

Dann dürfen Benítez, Mihajlovic und Pochettino über einzelne Spieler und Transfergerüchte reden. Guardiola dagegen muss über Dinge reden, bei denen er nur unter großer Anstrengung souverän bleibt.

Das Vorbereitungsturnier, das für den FC Bayern an diesem Dienstag (20.45 Uhr) mit einem Halbfinale genannten Spiel gegen den AC Mailand beginnt (Madrid und Tottenham spielen bereits um 18.15 Uhr gegeneinander), ist der letzte Test vor einer Saison, die für Guardiola die dritte in München ist. Und die auch die letzte werden könnte. Der Trainer sagt seit Wochen, dass er zu Fragen nach einer Vertragsverlängerung nichts sagen wird, aber er sagt es zunehmend genervt.

Und so ist Guardiola eineinhalb Wochen vor dem ersten Bundesliga-Spiel schon überraschend angespannt. Am Montag zum Beispiel wird er bei Fragen einzelner Journalisten sehr persönlich, vor allem, als er auf die Kritik sogenannter Experten angesprochen wird. Ob Lothar Matthäus also Recht habe, dass er, Guardiola, seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde? "Ich weiß es nicht", sagt Guardiola knapp und beliefert noch den Dolmetscher-Kanal "2": "I don't know."

Es geht um Guardiolas Vermächtnis

Doch vor dieser dritten Saison, in der es auch um Guardiolas Vermächtnis in München gehen wird, stört sich der Trainer nicht nur an der Diskussion über seine Person. Er stört sich genauso an der Diskussion über seine Arbeit. Auch am Montag kann er nicht verbergen, wie wenig verstanden er sich fühlt.

So schützt er zum Beispiel Xabi Alonso, der am Samstag beim verlorenen Supercup in Wolfsburg gelegentlich durch seine Langsamkeit auffiel, indem er ein fehlendes Verständnis für die Arbeit des Kollektivs beklagt: "Wir haben Xabi Alonso nicht geholt, um ihn nach hinten laufen zu lassen. Wenn er oft nach hinten laufen muss, muss Bayern einen anderen Spieler kaufen. Dann ist die Organisation nicht gut."

Guardiola führt dann eine Taktikdebatte mit sich selbst, er sagt: "In Deutschland glauben die Leute, dass wir, wenn wir mit vier Stürmern spielen, tausend Tore schießen." Und, er kann jetzt nicht aufhören: "Wenn wir mit zwei zwei Meter großen Innenverteidigern spielen, denken die Leute, dass wir jeden langen Ball gewinnen."

Aber Taktik, das ist nicht alles. Worum es ihm geht, das sagt Guardiola auch sehr deutlich: "Es hängt vom Ergebnis ab, meine Freunde." Dazu wählt er einen strengen Blick.

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