Bundesligist Hannover 96:Was Dufners Abschiedstournee anrichtet

SC Freiburg trennt sich offenbar von Sportdirektor Dufner

Aus bei Hannover 96: Dirk Dufner (Archivbild).

(Foto: dpa)
  • Sportdirektor Dirk Dufner verlässt Hannover 96 - jedoch erst, wenn alle Entscheidungen für die kommende Spielzeit getroffen sind.
  • Eigene Akzente kann sein Nachfolger erst in der Winterpause setzen.
  • Gehandelt werden Namen wie Bader, Schindelmeiser und Bobic.

Von Carsten Eberts, Hannover

26 Tage Abschiedstournee für einen Sportdirektor, das ist auch bei Hannover 96 ein Novum. So fällt die Reise zum Erstrundenspiel des DFB-Pokals bei Hessen Kassel noch in die Amtszeit von Dirk Dufner, auch die Partien zum Ligauftakt gegen Darmstadt, Leverkusen und Mainz. Erst danach ist Schluss.

Zum 31. August gibt Dufner sein Amt als Sportdirektor bei Fußball-Bundesligist Hannover 96 auf. Auf eigenen Wunsch, wie der Verein betont. Er sehe seine Aufgabe als erfüllt an, da "alle wesentlichen Transferentscheidungen getroffen sind und der Kader für die kommende Spielzeit steht", teilte Dufner mit. Doch warum bleibt er dann noch bis Ende August, wenn seine Aufgaben doch erledigt sind?

Unter Druck wegen verpatzter Personalpolitik

Dies ist eine der vielen Fragen, die sich um Dufners Abschied bei Hannover ranken. Die Trennung kommt mitnichten überraschend: Seit Monaten war über Dufners Zukunft im Klub debattiert worden, meistens dann, wenn sich Klubchef Martin Kind wieder einmal nicht demonstrativ hinter seinen ohnehin mit wenig Macht ausgestatteten Sportdirektor stellte. Eine Ablösung schien folgerichtig, doch nach dem knapp realisierten Klassenverbleib am letzten Spieltag verkündete der Verein überraschend, dass nicht nur Trainer Michael Frontzeck für sein Sechs-Spiele-Engagement belohnt werden sollte: Nein, auch Dufner sollte bleiben.

Kritik an Dufner gab es zuhauf. Ihm wurde die Personalpolitik der vergangenen Spielzeit angelastet, als er gemeinsam mit dem damaligen Trainer Tayfun Korkut mehr als zehn Millionen Euro in die Mannschaft stecken durfte - und dennoch nur Tabellenplatz 15 erreichte. In Hiroshi Kiyotake und Joselu leistete sich Dufner zwei Riesentransfers. Vor allem Joselu enttäuschte, der Spanier wurde im Saisonfinale, als es um die Existenz des Vereins ging, gar nicht mehr eingesetzt.

Kurioserweise schaffte es Dufner nach der Spielzeit, Joselu für acht Millionen Euro nach Stoke City zu transferieren, obwohl er einst für lediglich fünf Millionen Euro aus Hoffenheim geholt wurde. Dafür gab es sogar Lob von Kind (Dufner dürfte vor allem die irre Preistreiberei auf der Insel geholfen haben). Hinter den Kulissen rumorte es trotzdem. Viele Gespräche wurden geführt, Interviewanfragen blieben unbeantwortet. Am Ende hatte Dufner keine Lust mehr; oder man einigte sich darauf, den unausweichlichen Schritt so an die Öffentlichkeit zu verkaufen.

Kandidaten: Bader, Schindelmeiser, Bobic

Seinem Nachfolger steht eine undankbare Aufgabe bevor, vielleicht sogar einer der unattraktivsten Manager-Jobs der Liga. Nicht nur, dass die Gestaltungsspielräume für einen Sportdirektor unter Kind generell begrenzt sind; an der Aufgabe, sich vom omnipräsenten Klubpatron zu emanzipieren, scheiterte nicht zuletzt Dufner. Mehr noch: Alle Entscheidungen für die kommende Spielzeit sind getroffen, eigene Akzente darf der Neue erst in der Winterpause setzen. Dufner hat die Mannschaft in seinen letzten Amtshandlungen zwar verjüngt, von der Bundesliga-Tauglichkeit sind nach dem Weggang des stilprägenden Regisseurs Lars Stindl (nach Gladbach) jedoch nicht alle überzeugt.

"Wir kennen den Markt", erklärte Kind am Mittwoch und bestätigte damit, dass Dufners Abschied den Verein keineswegs unvorbereitet trifft. Dem Vernehmen nach hätte Kind gerne den früheren DFL-Boss Andreas Rettig verpflichtet - der dann aber bei Zweitligist St. Pauli zusagte. Branchenbekannte Namen wie Martin Bader (Ex-Nürnberg), Jan Schindelmeiser (Ex-Hoffenheim) oder auch Fredi Bobic (Ex-Stuttgart) werden ebenfalls gehandelt. Sie werden sich gut überlegen, ob sie ein Engagement in Hannover wirklich weiterbringt.

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