Mittelmeer:Flüchtlingsboot gekentert

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Ein heillos überladenes Boot mit bis zu 700 Passagieren ist vor der Küste Libyens gekentert. Hunderte konnten wohl gerettet werden.

Im Mittelmeer ist am Mittwoch ein Boot mit mehreren Hunderten Flüchtlingen an Bord gekentert. Rund 400 der mutmaßlich 700 Menschen an Bord des Kutters wurden nach Angaben der italienischen Marine gerettet. 25 Tote wurden nach dem Unglück vor der libyschen Küste bislang geborgen, teilte der Sprecher der italienischen Küstenwache, Kommandant Filippo Marini, am Mittwoch mit. Es ist nicht auszuschließen, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen wird.

Das Flüchtlingsboot hatte nach den Angaben Geretteter vermutlich 600 Menschen an Bord, maltesische Quellen sprachen von 700. Ein Sprecher des UN-Flüchtlingswerkes UNHCR äußerte die Befürchtung, dass beim Kentern des Boots noch viele Menschen an Bord gewesen seien. Der völlig überladene Kutter aus Holz war etwa 22 Seemeilen vor der Nordküste Libyens auf der Höhe von Zuwara gekentert.

Möglicherweise haben die Migranten das Boot selbst unbeabsichtigt zum Schlingern und Kentern gebracht, weil sich zu viele Menschen auf eine Bordseite gedrängt hatten, als sie ein Rettungsschiff auf sich zukommen sahen. Das berichtete ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), und so ist es auch in anderen Fällen schon früher geschehen. Das Boot soll sehr schnell gesunken sein. Als erstes war ein irisches Marineschiff bei den Schiffbrüchigen.

Nachdem die Küstenwache im sizilianischen Catania am späten Vormittag einen SOS-Ruf von dem Flüchtlingsboot aufgefangen hatte, wurden mehrere Militär- und Küstenwachschiffe zur Hilfe in die Unglückszone geschickt. Auch ein Schiff der Organisation "Ärzte ohne Grenzen", die private Rettungsmission MOAS aus Malta sowie ein argentinischer Frachter beteiligten sich an dem Einsatz. Ein italienischer Hubschrauber warf Rettungsboote in dem Seegebiet ab. Die Rettungsaktion war am Mittwochabend noch im Gange, sie spielt sich im Rahmen der EU-Rettungsmission Triton ab.

Die maltesische Hilfsorganisation Migrant Report sprach davon, dass am Mittwoch sogar bis zu 600 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Eine Bestätigung für solche Ausmaße des Unglücks gab es jedoch zunächst nicht. Es könnte aber das schlimmste Unglück im Mittelmeer der vergangenen Monate sein.

Im April waren Hunderte Migranten ertrunken, als ihr Schiff mit vermutlich 800 Menschen gekentert war, nur 28 konnten gerettet werden. Erst am Dienstag hatte die IOM eine Bilanz veröffentlicht, wonach bis Juli dieses Jahres mehr als 2000 von etwa 180 000 Flüchtlingen bei der Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa gestorben sind.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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