70 Jahre nach Atombombenabwurf:Japan gedenkt der Toten von Hiroshima

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Teilnehmer der Gedenkzeremonie beten für die Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima. (Foto: AP)
  • Zehntausende Menschen gedenken in Japan des 70. Jahrestags des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima.
  • Ministerpräsident Shinzo Abe fordert die Abschaffung von Atomwaffen.
  • Bis heute haben sich die USA nicht für den Einsatz der Massenvernichtungswaffe entschuldigt.

Zehntausende Menschen begehen Schweigeminute

Japan hat am Donnerstag des 70. Jahrestags des Atombombenabwurfs auf Hiroshima gedacht. Am Donnerstagmorgen um 08.15 Uhr Ortszeit versammelten sich Regierungschef Shinzo Abe, ausländische Abgesandte wie die US-Botschafterin Caroline Kennedy und Zehntausende weitere Menschen zu einer Schweigeminute im Friedensdenkmal-Park der Stadt.

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Im Sommer 1945 tobte der Pazifikkrieg zwischen Japan und den USA. Der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki setzte ihm ein grausames Ende und schockierte die Welt. Die Detonationen und ihre Folgen in Bildern.

Um diese Uhrzeit hatte am 6. August 1945 eine US-Atombombe Hiroshima in ein Inferno verwandelt. Rund 140 000 Menschen starben sofort oder in den folgenden Monaten.

Der rechtskonservative Ministerpräsident Abe kündigte in seiner Rede an, Japan werde bei der UN-Vollversammlung im September einen neuen Resolutionsentwurf zur Abschaffung von Atomwaffen einbringen.

Kurz vor dem 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs hatte Abes Regierung eine Sicherheitsreform auf den Weg gebracht, die Japan erstmals Militäreinsätze an der Seite der USA im Ausland erlaubt. Die USA mit ihrem atomaren Schutzschild sind heute der wichtigste Sicherheitspartner des fernöstlichen Inselreichs.

Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui verdammte Atomwaffen während der Gedenkzeremonie: "Um zu koexistieren, müssen wir das absolut Böse und die endgültige Unmenschlichkeit abschaffen, die Atomwaffen darstellen." Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt handeln, forderte Matsui.

Viele Historiker halten Einsatz für nicht kriegsentscheidend

Drei Tage nach dem Angriff auf Hiroshima hatte die US-Armee eine zweite Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki abgeworfen, die weitere 70 000 Zivilisten tötete.

Bis heute leiden tausende Menschen unter den Spätfolgen der nuklearen Verseuchung.

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Die Atombombenangriffe sind bis heute umstritten. Die meisten US-Bürger finden sie nach wie vor gerechtfertigt. Viele Historiker halten den Einsatz hingegen für nicht kriegsentscheidend, obwohl Japans Kapitulation am 15. August folgte.

Japan hatte im Zweiten Weltkrieg zusammen mit Hitler-Deutschland gegen die Sowjetunion und deren westliche Verbündete gekämpft. Nach dem Krieg wurde das Land zu einem wichtigen Partner der USA, die sich nie offiziell für die Atombombenangriffe entschuldigten.

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Mehr als 200 000 Menschen haben durch zwei Atombomben in Hiroshima und Nagasaki ihr Leben verloren. Trotz vieler Forderungen für die Abschaffungen von Atomwaffen hat sich nach siebzig Jahren nicht viel verändert.

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US-Außenminister John Kerry sagte am Rande eines diplomatischen Treffens in Kuala Lumpur, die Erinnerung an den Einsatz der Atombombe sei "eine sehr starke Mahnung nicht nur in Bezug auf die langanhaltenden Auswirkungen von Krieg auf Menschen und Länder", sondern zeige "auch die Bedeutung des Abkommens, das wir mit dem Iran geschlossen haben, um die Möglichkeit zu mehr Atomwaffen zu reduzieren."

© SZ.de/AP/dpa/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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