Saudi-Arabien:Spezialeinheit im Visier

SAUDI-RELIGION-ISLAM-HAJJ

Sind immer wieder Ziel terroristischer Angriffe: Eine Polizei-Sondereinheit während einer Parade in Mekka.

(Foto: Mohammed Al-Shaikh/AFP)
  • Mindestens 15 Personen sind in Saudi-Arabien bei einem Selbstmordanschlag auf eine Sondereinheit zur Terrorbekämpfung gestorben.
  • Ein IS-Ableger hat sich zu dem Anschlag bekannt.
  • In den vergangenen Monaten gab es mehrere Angriffe auf Sicherheitskräfte in Saudi-Arabien.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Bei einem Selbstmordanschlag in Saudi-Arabien auf eine Sondereinheit zur Terrorbekämpfung sind nach Angaben des Innenministeriums mindestens 15 Menschen getötet worden, unter ihnen zwölf Angehörige der Sicherheitskräfte. Neun Menschen wurden verletzt. Der Attentäter zündete nach Angaben der Behörden seine Sprengstoffweste in einer Moschee auf dem Gelände des Hauptquartiers der Special Emergency Forces in der Stadt Abha, die nahe der Grenze zu Jemen liegt. Dabei handelt es sich um eine Spezialtruppe des Inlandsgeheimdienstes, ähnlich der GSG 9 in Deutschland.

Die Attacke war die bisher schwerste in einer Serie von Angriffen auf die Sicherheitskräfte des Königreichs in den vergangenen Monaten. Hinter den Anschlägen wurde in den meisten Fällen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vermutet, die in jüngerer Zeit in Saudi-Arabien und Kuwait Bombenanschläge auf mehrere von Schiiten besuchte Moscheen verübt hatte.

Tatsächlich bekannte sich eine neue Untergruppe des IS zu dem Attentat, die sich "Hijaz-Provinz des Islamischen Staates" nennt. Hijaz ist der Teil Saudi-Arabiens, in dem Mekka und Medina liegen. In der im Internet verbreiteten Mitteilung hieß es, ein Selbstmordattentäter habe ein "Monument der Apostaten" angegriffen. Bereits die Tatsache, dass der Attentäter Betende in einer Moschee attackierte, legte Verbindungen zum IS nahe. Anders als etwa die Führer des konkurrierenden Terrornetzwerks al-Qaida rechtfertigt der IS Angriffe auf Ungläubige in Moscheen. Die Hijaz-Gruppe ist ein bisher unbekannter IS-Ableger. Zu früheren Anschlägen hatte sich eine IS-Gruppierung namens "Provinz Najd" bekannt. Der Name bezieht sich die Zentralregion Saudi-Arabiens, in der unter anderem die Hauptstadt Riad liegt.

Mehrere Anschläge in den vergangenen Monaten

Mitte Juli hatte ein 19-jähriger Saudi erst seinen Onkel erschossen, einen Oberst der Sicherheitskräfte, und sich dann an einem Kontrollpunkt nahe Riad mit seinem Auto in die Luft gesprengt. Der IS verbreitete eine Bekenner-Erklärung des Mannes. Zwei Wochen zuvor erschossen Extremisten in Taif während einer Razzia einen Polizisten. In dem gestürmten Gebäude wurden nach offiziellen Angaben IS-Flaggen und Propagandamaterial gefunden.

Im Mai hatten IS-Terroristen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan zwei Selbstmordanschläge auf Moscheen der schiitischen Minderheit in der ölreichen Ostprovinz verübt. Sie griffen an aufeinanderfolgenden Wochenenden in dem Ort Qatif und in der Stadt Dammam die Gläubigen während des Freitagsgebets an und töteten insgesamt 25 Menschen.

Dem gleichen Muster folgte der Anschlag auf eine schiitische Moschee in Kuwait-Stadt im Juni, bei dem 26 Menschen getötet wurden. Der Täter war nach Angaben der Behörden ein 23 Jahre alter Mann aus Saudi-Arabien, der den Sprengsatz über die Grenze geschmuggelt hatte.

Mehr als 430 Festnahmen

Nach dieser Attacke nahmen die Behörden in Saudi-Arabien mehr als 430 Menschen fest, die verdächtigt werden, Verbindungen zum IS zu haben. Der wahhabitische Staatsislam in Saudi-Arabien weist in seiner extrem konservativen Auslegung des Glaubens Ähnlichkeiten mit der Ideologie des Islamischen Staates auf. Die Terrormiliz findet zudem unter den knapp 20 Millionen Bürgern des Königreichs Tausende Sympathisanten, von denen viele in Syrien oder im Irak in den Reihen der Extremisten kämpfen. Zugleich führt Innenminister und Kronprinz Mohammed bin Nayef einen entschiedenen Kampf gegen den IS und al-Qaida. Riad ist zudem Teil der von den USA geführten Koalition, die den IS mit Luftangriffen bekämpft.

Der Terror gegen die Schiiten soll die Stabilität des sunnitischen Königreichs unterminieren. Schiiten gelten den sunnitischen Extremisten als Ungläubige. Sowohl der IS als auch al-Qaida haben den Sturz der saudischen Monarchie zum Ziel. Der IS zielt auf die Eroberung der heiligen Stätten von Mekka und Medina, deren Hüter der saudische König ist. Schon Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden hatte deren "Befreiung" zur Pflicht für gläubige Muslime erklärt. Al-Qaida bekämpft das Königshaus außerdem wegen dessen Zusammenarbeit mit den USA.

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